US-IPO-Kandidat

Kraken steigt in das Rennen um die Super-App ein

Kraken steigt 2025 in Europa und Großbritannien mit einer Debit-Karte in das Rennen um die Super-Finanz-App ein. Damit tritt die US-Kryptoplattform in den Wettbewerb mit Neobanken und Neobrokern.

Kraken steigt in das Rennen um die Super-App ein

Kraken steigt in das Rennen um die Super-App ein

US-Krypto-Plattform lanciert Debitkarte in Europa und dringt in die Domäne der Neobanken und -broker vor

bg Frankfurt

Nach den Neobanken und den Neobrokern steigen auch Krypto-Plattformen in den Wettbewerb um eine Super-App ein. So hatte der US-Konzern Kraken zur Jahresmitte die „Global Money App“ Krak gestartet, die Trading, Depositen-Zinssparen, Investment und gewöhnlichen Zahlungsverkehr nebst Kartengeschäft miteinander verbindet.

In die App integriert sind Stablecoins, tokenisierte Aktien (xStocks) sowie nun auch der Zugang zu DeFi. Dafür führt Kraken sogenannte Vaults ein. Sie sollen über geprüfte DeFi-Lending-Pools Renditen (inklusive Staking) von bis zu 10% p.a. erreichen, wie Global Head of Consumer Mark Greenberg in einem Pressegespräch sagte.

Karten-Produkt für Europa

Kraken will Verbrauchern ein zentrales Konto anbieten, das in Echtzeit über Ländergrenzen und Anlageklassen hinweg funktioniert. Greenberg zufolge verschwimmen die Grenzen zwischen traditioneller Finanzwelt und digitalen Vermögenswerten zunehmend. Ziel sei es, Krak als moderne Alternative zu positionieren: Als ein Multi-Asset-Hauptkonto, mit dem Kunden ihr Vermögen ausgeben, sparen und vermehren können.

In Europa einschließlich Großbritannien geht Kraken jetzt mit der „Krak-Karte“ an den Markt. Dabei handelt es sich um eine klassische Debitkarte mit 1% Cashback. Das ist zwar weniger als bei deutschen Neobanken oder Trade Republic, aber im Gegensatz zu den Wettbewerbern deckelt Kraken den wöchentlichen oder monatlichen Betrag nicht. Mit Blick auf die Höhe der Gebühren für Überweisungen werde man sich an der Konkurrenz orientieren, sie zu unterbieten ist nicht geplant.

Je nach Risikolust in DeFi investieren

Von den bestehenden Angeboten abheben will sich Kraken dagegen mit dem Zugang zu DeFi-Renditen. Dabei sollen die Anleger ihrer Risikoneigung folgen können, wofür ihnen Krak drei Strategien anbietet – von „less risky“ bis „high risk“. Das dürfte für krypto-kundige Anleger interessant sein, aber auch kritisch von den Verbraucherschützern beäugt werden.

Der Vorteil der Integration: DeFi sammelt rund um die Uhr Renditen ein. Das läppert sich und Kraken will für ihre Vaults-Kunden 10% und mehr an Rendite rausholen, vorausgesetzt sie entscheiden sich für die risikoreiche Strategie.

Arjun Sethi ist Co-CEO von Kraken.
Fortune

Konkurrenz für Neobanken und Neobroker

Mit diesem Setup begibt sich Kraken mit der Krak-App in direkte Konkurrenz zu Neobrokern wie Trade Republic und Neobanken wie Revolut. Allerdings mit der Einschränkung, dass sie zurzeit noch keinen vollständigen Aktienhandel ermöglicht.

Das könnte sich ändern, wenn die Regelsetzer künftig auch die Verbriefung von Aktien in Token erlauben. Denn dann wäre es nicht bloß möglich, mit Krak ein Derivat, sondern die Aktie selbst zu handeln und zu verwahren.

Mehr als 10 Mrd. Dollar an Handelsvolumen hatte Kraken per Mitte September nach eigenen Angaben über xStocks. Davon seien gut 2 Mrd. Dollar komplett onchain abgewickelt worden, primär über die Blockchain-Plattform Solana. Aktien und ETFs sind dabei die Basiswerte für die gehandelten Token, die aber noch nicht in den USA dafür zugelassen sind. Das dürfte sich mit der so gut wie beschlossenen Regulierung des Kryptro-Sektors über die für den Future- und Optionshandel zuständige Marktaufsichtsbehörde CFTC bald ändern dürfte.

Kreditvergabe eine weitere Option

Arjun Sethi, Co-CEO von Kraken, hat bereits in Aussicht gestellt, künftig auch die die klassische Kreditvergabe in die App zu integrieren. In diesen Bereich will auch Coinbase vorstoßen. Die Kryptoanbieter werden dabei voraussichtlich auf eine Blockchain-Infrastruktur mit Lending-Protocols setzen. Für Kryptowerte ist dann die Entwicklung eigener Risikoparameter erforderlich, für die aus dem Token-Wertpapier-Lending heraus aber schon Prozesse existieren.

Beim Einstieg in die streng regulierte Kreditvergabe müssen sich Kryptofirmen darauf einstellen, dass sie anfangs sehr viel Risikovorsorge betreiben müssen. Das erfordert eine renditeschmälernde Aufstockung des regulatorischen Eigenkapitals. Diese Erfahrung hat der Bezahldienstleister Klarna gerade gemacht, als er das Geschäft mit kurzfristigen Ausleihungen um langfristige erweiterte.

Börsengang 2026 möglich

Kraken gilt als Börsenkandidat für 2026 und hat „The Block“ zufolge Ende vergangener Woche auch schon die ersten vertraulichen Unterlagen bei der SEC eingereicht. Am vergangenen Mittwoch hatte Sethi darüber informiert, dass Kraken 200 Mill. Dollar über Citadel Securities aufgenommen hat, zu einer Bewertung von 20 Mrd. Dollar. Im September hatte die Bewertung im Rahmen eines Funding über 600 Mill. Dollar, an dem sich unter anderem Jane Street beteiligte, noch bei 15 Mrd. Dollar gelegen.

Citadel Securities gilt als strategischer Investor von Kraken. Zuvor schon hatte er schon 500 Mill. Dollar in Ripple investiert. Mit Citadel Securities an ihrer Seite dürfte Kraken stärker in dass institutionelle Geschäft vordringen.

Kraken wächst auch über M&A

Ende Juni hatte Kraken ihre Micar-Lizenz erhalten und baut seitdem das europäische Geschäft aus. Mit Gründung 2011 gilt Kraken als einer der Pioniere des Kryptohandels. Die Gesellschaft wurde lange von Gründer Jesse Powell operativ geführt, der sich dann vor drei Jahren auf die Position des Chairman zurückzog und an die Doppelspitze um Sehti und Dave Ripley übergab. Kraken wächst auch über Akquisitionen wie die der Futures-Plattform Ninja Trader für 1,5 Mrd. Dollar im Januar.

Jesse Powell ist einer der US-Krypto-Pioniere.
BW