Bieterwettstreit

LBBW greift nach Berlin Hyp

Die Sparkassen-Finanzgruppe als Eignerin des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp hat sich Finanzkreisen zufolge für die LBBW als Käuferin entschieden und damit gegen Helaba und DekaBank.

LBBW greift nach Berlin Hyp

fir Frankfurt

Im Bieterwettstreit um die Berlin Hyp macht voraussichtlich die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) das Rennen. Im Vergleich mit den beiden anderen Mitbewerbern Helaba und DekaBank können die Stuttgarter nach Informationen der Börsen-Zeitung mit Cash statt zumindest teilweisem Anteilstausch punkten. Zudem wären einige in der Sparkassen-Finanzgruppe, in deren Eigentum sich die Berlin Hyp über eine komplexe Holdingstruktur befindet, unwillig gewesen, den Immobilienfinanzierer der DekaBank zuzuschlagen, war am Montag zu vernehmen. Als Erstes hatte die „Süddeutsche Zeitung“ über die Angelegenheit berichtet.

Deka-Profil soll klar bleiben

Das Fondshaus der Sparkassengruppe ist zwar wie LBBW und Helaba auch in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien unterwegs, doch solle nach Meinung der Skeptiker dieses Geschäft nicht noch weiter ausgebaut werden, um das klare Profil der DekaBank nicht zu verwischen. Diese sei bestens aufgestellt und bedürfe keiner Erweiterung um ein Immobilienhaus, lautet deren Meinung.

Beim Preis für die Berlin Hyp gehen die Meinungen auseinander. Je nach Beobachter wird er in der Spanne zwischen 1 Mrd. und gut 1,5 Mrd. Euro taxiert. Vor wenigen Monaten war bisweilen eine Summe von 500 Mill. Euro kolportiert, aber weitgehend als zu niedrig angesehen worden eingedenk der etwa 1,6 Mrd. Euro, die die Berliner Ende September an bilanziellem Eigenkapital und im Fonds für allgemeine Bankrisiken auswiesen.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) verlautbarte, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. „Aber sie bewegt sich in eine Richtung.“ In Finanzkreisen ist die Erwartung verbreitet, dass der Zuschlag zugunsten der LBBW weitgehend besiegelt ist. Es könne zwar theoretisch immer noch etwas schiefgehen bzw. die Transaktion gestoppt werden, etwa, weil verschiedene Gremien im Sparkassenlager sie noch absegnen müssen, heißt es von verschiedenen Seiten, doch sei dies eher nicht zu erwarten.

Erleichterung über Entscheid

Im Vordergrund stand am Montag die Erleichterung darüber, dass die Entscheidung für einen Verkauf gefällt wurde. Schließlich habe eine nicht allzu geringe Wahrscheinlichkeit bestanden, dass die erhoffte Veräußerung der Berlin Hyp letztlich doch nicht über die Bühne geht. Dies hätte nichts als Verlierer hervorgebracht. Mit dem Ergebnis könne jeder leben, sagte ein Beobachter, der sich überrascht zeigte, dass die Entscheidung so rasch gefällt wurde. Erwartet worden sei, dass sie erst Anfang nächsten Jahres kommt. Gut sei, dass schnell Klarheit herrsche und eine Hängepartie vermieden worden sei, hieß es weiter.

Mit dem von Sparkassenpräsident Helmut Schleweis präferierten Zen­tralinstitut stehe der Berlin-Hyp-Verkauf nicht in Verbindung, ist zu vernehmen. Diese Option sei mit dem Zuschlag für die LBBW sogar noch ein wenig unwahrscheinlicher geworden, da die Vorbehalte dagegen in der unter Leitung von Vorstandsvorsitzendem Rainer Neske stehenden Landesbank, die zu einem großen Teil von Stadt Stuttgart und Land Baden-Württemberg getragen wird, besonders hoch sind. Die Berlin Hyp sei zudem mit einer Bilanzsumme von rund 35 Mrd. Euro zu klein, um im Verbund mit Deka oder Landesbank den Nukleus eines Sparkassen-Zentralinstituts abzugeben, so die Einschätzung.

Berliner Sparkasse und Berlin Hyp befinden sich über komplexe Holdingstrukturen in Sparkassenhand. Der DSGV hatte Ende August den Immobilienfinanzierer zum Verkauf gestellt.