LBBW sieht sich als Innovationsführer

Neske: Großes Potenzial für Blockchain-Emissionen - 2017 "sehr ordentlich" - Landesbanken sollen kooperieren, nicht fusionieren

LBBW sieht sich als Innovationsführer

Zehn Jahre nach der teuren Übernahme der Sachsen LB im Zuge der weltweiten Finanzkrise zeigt sich die LBBW in ertrags- und vor allem kapitalstarker Verfassung. Die IT, für die jetzt Vorstandschef Neske selbst verantwortlich zeichnet, ist ein dominierendes Thema, Landesbankfusionen sind keines.ski Stuttgart – Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) will Innovationsführer in der Kreditwirtschaft sein. Der Vorstandsvorsitzende Rainer Neske sieht die größte deutsche Landesbank dabei auf einem guten Weg. Er verweist beispielhaft auf die erfolgreichen Schuldscheinemissionen via Blockchain mit Daimler und jüngst mit Telefónica Deutschland. Hier gebe es großes Potenzial, den Prozess für die Kunden zu vereinfachen und am Ende auch zu verbilligen und so auch neue Kundengruppen zu erschließen. Die LBBW ist mit einem Volumenanteil von rund einem Viertel die Nummer 1 am 100 Mrd. Euro schweren Markt für Schuldscheindarlehen. Derzeit spreche man mit der Bankenaufsicht, um die Blockchain-Technologie auch rechtssicher einsetzen zu können.Um den Kunden bei immer kürzeren Innovationszyklen und neuen Wettbewerbern ausgezeichnete Lösungen bieten zu können, wünscht sich Neske für die Bank “eine Prise Start-up-Kultur” – ohne freilich Tugenden zu vernachlässigen, die eine Bank ausmachen: Stabilität, Verlässlichkeit, Sicherheit. Übernahmen von Fintechs sind aktuell allerdings kein Thema, wenngleich natürlich wie bei den Blockchain-Transaktionen von Fall zu Fall externer Sachverstand hinzugezogen werde. Auch in diesem Jahr will die LBBW wieder erheblich in ihre IT und die Digitalisierung investieren. Indes sollen die sogenannten Change-Kosten in der IT, die 2017 auch von Regulierungsprojekten wie Mifid II oder IFRS 9 sowie nicht zuletzt dem Wechsel auf das Kernbanksystem der Sparkassen, OSPlus, geprägt waren, etwas unter den jeweils rund 200 Mill. Euro in den beiden Vorjahren bleiben. Generell sei es aber im Moment zwingend notwendig, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen, um die Bank und namentlich ihre technischen Plattformen zukunftsfähig zu machen. So rechtfertigt Neske auch die hohe Cost-Income-Ratio, die unverändert nahe 75 % liegt und damit weit über dem Ziel, das jetzt mit “deutlich unter 70 %” definiert wird. Strategisch sei die derzeitige Quote auf Dauer nicht gut, andererseits sei Kostendrücken für ihn kein Fetisch, so der Bankchef. Steueraufwand sinktDas Vorsteuerergebnis des vorigen Jahres von 515 Mill. Euro bezeichnet Neske unter Hinweis auf das “weiter anspruchsvolle Branchenumfeld” als “sehr ordentlich”. 2016 hatten Goodwill-Abschreibungen auf die Sachsen LB das Ergebnis von 521 Mill. auf 142 Mill. Euro gedrückt. Der Rückgang in der Steuerposition (vgl. Tabelle) erklärt sich daraus, dass die LBBW in den USA dank eines dort erzielten Gewinns Verlustvorträge nutzen konnte. Dies habe aber nichts mit der Steuerreform von Präsident Donald Trump zu tun, sagt Neske. Den Anstieg der Risikovorsorge um immerhin gut 80 % sieht er als Normalisierung. Aus dem Gewinn soll ein noch nicht näher bezifferter “guter dreistelliger Millionenbetrag” – im Vorjahr waren es 219 Mill. Euro – ausgeschüttet werden. Eigentümer der Bank sind das Land Baden-Württemberg und die regionalen Sparkassen mit jeweils gut 40 % sowie die Stadt Stuttgart.Der LBBW-Chef betont, dass die “mittelständische Universalbank”, wie er das Geschäftsmodell des Instituts umschreibt, ungeachtet des Rückgangs der Bilanzsumme und der Risikoaktiva (vgl. Grafik) durchaus das Kreditvolumen im Kundengeschäft gesteigert habe. Dadurch konnte der von der Geldpolitik der EZB verursachte Rückgang des Zinsergebnisses, auf dem zudem der wettbewerbsbedingte Margendruck lastet, zumindest teilweise kompensiert werden. Die auf 15,7 % gestiegene harte Kernkapitalquote – bei einer SREP-Vorgabe von in diesem Jahr 8,8 % – verschafft der LBBW Spielraum für künftiges Wachstum in den Kerngeschäftsfeldern.Die Segmentbetrachtung 2017 zeigt für Corporates einen Ergebnissprung auf 565 (i. V. 251) Mill. Euro, der allerdings allein dem erwähnten Goodwill-Thema zu verdanken ist. “Sehr erfreulich” habe sich das Kapitalmarktgeschäft mit einem operativ getriebenen Ergebnisanstieg auf 194 (110) Mill. Euro entwickelt. Der Sparte Retail/Sparkassen, deren Verlust auf 38 (- 61) Mill. Euro sank, bescheinigt Neske große Fortschritte bei der Rückkehr in die Gewinnzone. 2018 strebe man im Privatkundengeschäft die schwarze Null an. Konzernweit wird wieder ein Ergebnis in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe erwartet. Die Garantieprovision an das Land Baden-Württemberg für die Abschirmung einer Sachsen-LB-Altlast – über die Jahre kamen 700 Mill. Euro zusammen – fällt nach dem Abbau dieses Portfolios (“Sealink”) im Dezember künftig nicht mehr an.Zusammenschlüssen mit anderen Landesbanken erteilt Neske eine klare Absage. Sie wären zu komplex. Umso mehr regt er eine pragmatische Zusammenarbeit unterhalb der Fusionsschwelle an, gerade in der IT. “Da ginge noch was.”