Leerverkaufsattacke auf Prozessfinanzierer Burford
hip London – Der Prozessfinanzierer Burford Capital ist das neueste Ziel des US-Leerverkäufers Carson Block geworden, der sich vor drei Jahren auf den deutschen Werbevermarkter Ströer eingeschossen hatte. Die Aktie des ehemaligen britischen Börsenlieblings verlor zeitweise zwei Drittel ihres Werts, nachdem ein 25-seitiger “Research”-Bericht von Blocks Firma Muddy Waters über soziale Medien weitergereicht wurde.Burford Capital war davor mit einer Marktkapitalisierung von rund 3 Mrd. Pfund die schwerste Aktie am Londoner Wachstumssegment AIM, das immer wieder durch spektakuläre Skandale von sich reden macht. Zu den größten Aktionären gehört mit einem Anteil von 6,9 % Woodford Investment Management, die Vermögensverwaltungsgesellschaft des ehemaligen Star-Fondsmanagers Neil Woodford.Anderen Leuten die Mittel zur Verfügung zu stellen, um ihre Streitigkeiten vor Gericht auszutragen, ist mittlerweile eine Assetklasse, deren Volumen in aller Stille auf 10 Mrd. Pfund angeschwollen ist. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld führt dazu, dass sich institutionelle Anleger auf die Suche nach solchen Alternative Assets machen müssen, um ihren Verbindlichkeiten nachkommen zu können. Unter der Hand wird von Renditen gesprochen, wie sie von Private-Equity-Gesellschaften erzielt werden. Zu den Pionieren gehört die 2007 gegründete Harbour Litigation Funding in London, deren Fonds zusammen 760 Mill. Pfund schwer sind. “In hohem Maße manipuliert”Burford Capital wurde 2009 von Chief Executive Christopher Bogart, der einmal als Jurist für Time Warner tätig war, und Jonathan Molot, einem ehemaligen Juraprofessor der Georgetown University, gegründet. Die Firma rühmt sich, innovativ zu sein. Muddy Waters wirft ihr vor, Anleger mit Kennzahlen wie dem internen Zinsfuß IRR und der Rendite auf das eingesetzte Kapital ROIC zu werben, die “bedeutungslos” seien. Sie seien “in hohem Maße manipuliert und führen Investoren stark in die Irre, wenn es um die tatsächlichen Renditen von Burford geht”. Der Shortseller will sieben verschiedene Arten ausgemacht haben, auf die das Unternehmen an seinen Kennzahlen dreht. Die Governance-Strukturen seien lächerlich. Die Finanzchefin sei mit dem Gründer und CEO verheiratet. Burford habe zuvor vier Finanzchefs verschlissen, so dass sich die Frage aufdränge, ob Elizabeth O’Connell die Einzige sei, bei der man sich darauf verlassen könne, dass sie die Bilanz absegne. Die Liquidität sei riskant, man könne behaupten, die Firma sei insolvent, heißt es in dem Papier des Leerverkäufers, der von fallenden Kursen profitiert. Die betrieblichen Kosten, Finanzierungskosten, Schulden und Finanzierungskosten könnten zu Zahlungsschwierigkeiten führen. Die Firma sei ein Fonds, der in eine “esoterische und illiquide Assetklasse” investiere, die nur von wenigen Anlegern verstanden werde.Burford trat den Vorwürfen entgegen. Sowohl Kassenbestand als auch Zugang zu Liquidität seien solide. Um weiter erfolgreich wachsen zu können, werde man wie in der Vergangenheit zusätzliches Kapital aufnehmen. Das sei aber kein Grund zur Sorge, sondern ein Grund zur Freude, denn es bedeute, dass das Geschäft schnell wachse. Die liquiden Mittel hätten sich zuletzt auf 400 Mill. Dollar belaufen. Bogart und Molot kündigten an, Aktien des Unternehmens zu kaufen.