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Lenny Fischer wird Geldverwalter für die Massen

Von Björn Godenrath, Frankfurt Börsen-Zeitung, 17.11.2017 Die Frage, was Lenny Fischer so treibt seit seinem Ausscheiden bei BHF Kleinwort Benson im Frühjahr 2016, kam immer wieder mal auf am Finanzplatz. Erneut bei einer Bank anheuern, das wollte...

Lenny Fischer wird Geldverwalter für die Massen

Von Björn Godenrath, FrankfurtDie Frage, was Lenny Fischer so treibt seit seinem Ausscheiden bei BHF Kleinwort Benson im Frühjahr 2016, kam immer wieder mal auf am Finanzplatz. Erneut bei einer Bank anheuern, das wollte er nicht, wohl eher etwas Neues auf die Beine stellen, wo man frei von Zwängen agieren kann. Einen ersten Fingerzeig gab es vor einem Jahr, als seine Investorenrolle beim Schweizer Fintech Werthstein bekannt wurde. Das ist ein von ehemaligen Credit-Suisse-Bankern (auch für dieses Haus war Fischer ja mal tätig) gegründeter Robo-Advisor, also ein digitaler Vermögensverwalter, der die Zusammenstellung des Portfolios je nach Risikoneigung des Investors über Algorithmen steuert. Alte WeggefährtenDiesem Feld will sich Fischer nun mit einer eigenen Gesellschaft widmen, für die er eine ganze Reihe alter Weggefährten um sich versammelt hat – allen voran Kai Diekmann, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der “Bild”-Zeitung, sowie Martha Böckenfeld, bei BHF Kleinwort Benson früher CFO und heute Aufsichtsratschefin der Ratingagentur Scope sowie Verwaltungsratsmitglied bei Unicredit. Vierter im Bunde ist der Berliner Rechtsanwalt Anton Voglmaier. Getauft haben sie das Baby offiziell “Deutsche Fondsgesellschaft Invest”. Vermarktet wird das Unterfangen von Diekmann bereits als “Zukunftsfonds”, was sich einerseits gut ins branchenübliche PR-Sprech einfügt, andererseits für ein Start-up ein wenig hochtrabend klingt. Im Frühjahr 2018 soll das Vehikel jedenfalls startbereit sein.Ansprechen will man den klassischen Sparbuchsparer, dessen Depositen in der Nullzins-Ära verdorren – und nach Gebühren von netto 1,4 % mehr als eine schwarze Null für den Kleinanleger zu erreichen, das trauen sich die “Zukunftsfonds”-Macher natürlich zu – wobei der durch die Überliquidität der Notenbanken angefachte Bullenmarkt sich nicht ewig fortsetzen wird. Ob die neueste Lenny-Fischer-Unternehmung ein schneller Erfolg wird, hängt wie immer bei Marktinvestments nicht unwesentlich vom Timing ab.Dabei zielt das erste Produkt der Deutschen Fondsgesellschaft Invest auf ein geringes Risikoprofil. Man habe sich bei dem Mischfonds einem Total-Return-Ansatz verschrieben, gaben Fischer und Diekmann beim “Manager Magazin” zu Protokoll. Ob der “Zukunftsfonds” aber tatsächlich ein digitaler bzw. virtueller Vermögensverwalter ist, wie von der Publikation insinuiert wird, das darf doch bezweifelt werden. “Total populär”Denn digital soll vor allem der Vertrieb laufen, den Diekmann mit seiner eigenen Webcontent-Agentur “Storymachine” in Schwung bringen will. Die Textschmiede wird ein digitales Angebot für Geldthemen aufziehen, das Anlagethemen einfach erklären und “total populär” machen kann, wie Diekmann hofft. Seine Kontakte zu den großen Medienhäusern will er nutzen, um sich via Kooperationen Mediafläche zu verschaffen – ein Konzept, das Start-ups ja schon beim TV-Konzern ProSiebenSat.1 erfolgreich erprobt haben, sofern sie bereit waren, Anteile im Tausch für Werbefläche abzugeben. Neue Marken haben’s schwerDas muss dann auch rappeln auf allen Kanälen, zielen die “Zukunftsfonds”-Betreiber doch auf ein Volumen von 20 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Das bislang erfolgreichste deutsche Start-up unter den digitalen Vermögensverwaltern, Scalable Capital, knackte kürzlich die Marke von 500 Mill. Euro an Assets under Management (AuM) und hat dabei, wenn auch noch recht frische, Kooperationen mit den Branchengrößen BlackRock und ING-DiBa laufen. Die übrigen Robo-Advisor krebsen in viel geringeren Dimensionen rum, da die Deutschen als Geldanleger ihre Spargroschen doch lieber bekannten Marken anvertrauen, die bestenfalls ein Hybrid-Modell fahren, also die automatisierte Portfolio-Auswahl noch manuell absichern.Aber wie viel Robo überhaupt im “Zukunftsfonds” liegt, das ist noch unklar – wer zu geringen Kosten wirtschaften will, muss jedenfalls einen hohen Grad an Automatisierung haben. Eine solche Maschine ließe sich am Markt sicher lizenzieren – das würde dann in die Zuständigkeit von Fischer und Böckenfeld fallen, die als CEO der Dachgesellschaft fungiert. Und diese Holding dürfte sich kaum auf das eine Flaggschiff-Produkt beschränken. Denn zu Lenny Fischer würde eigentlich auch ganz gut ein Vehikel passen, das sich aus institutionellen Quellen speist bzw. aus den Portemonnaies wohlhabender (Familien-)Unternehmer, hat der 55-Jährige doch guten Zugang zu den Reichen und Superreichen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.Das Duo Fischer & Diekmann verbindet eine gemeinsame Geschichte, die so etwa 40 Jahre zurückreichen dürfte. Fischer hatte Diekmann damals als Blattmacher für seine Schülerzeitung im Bielefelder Stadtteil Brackwede angeworben, das Produkt dann skaliert (vulgo: auch an anderen Schulen vertrieben) – und damit frühzeitig einen gewissen Sinn fürs Geschäftliche bewiesen.