Lloyds überrascht trotz Gewinnrückgangs positiv
bet London – Auch wenn der Brexit bereits einen negativen Einfluss auf die britische Wirtschaft gehabt hat, so ist davon bei der Lloyds Banking Group noch nicht viel zu spüren. Die größte Privatkundenbank des Vereinigten Königreichs steigerte im dritten Quartal die Erträge leicht auf knapp 4,7 Mrd. Pfund (5,3 Mrd. Euro), eine Zunahme von 1 % zum Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn ging zwar um 7 % zurück, fiel mit umgerechnet 2,1 Mrd. Euro aber höher aus, als die Mehrheit der Analysten erwartet hatte.Höhere Wertberichtigungen und Umstrukturierungskosten trugen zu dem Rückgang bei; die operativen Kosten wurden jedoch leicht gesenkt. Großbritanniens Wirtschaft wird dieses Jahr so langsam wachsen wie zuletzt 2012, aber nach Angaben von Finanzchef George Culmer gibt es noch keine Hinweise, dass es Lloyds-Kunden schwerer fällt, Kredite zurückzuzahlen. Wie sich der Ende März 2019 anstehende EU-Austritt des Vereinigten Königreichs auf Lloyds auswirkt, wird Culmer nicht mehr lange aktiv verfolgen können: Der geschätzte 55-Jährige kündigte an, sich zur Jahresmitte 2019 in den Ruhestand zurückzuziehen. Das überraschte viele Beobachter, hatte der Finanzchef doch als potenzieller Nachfolger von Vorstandschef António Horta Osório gegolten. Die Manager waren 2012 und 2011 zu Lloyds gekommen, haben das von der Finanzkrise gebeutelte Institut restrukturiert und unter anderem durch einen für Lloyds kostspieligen Skandal um zwei Dekaden lang missbräuchlich verkaufte Restschuldversicherungen (PPI) gelenkt.97 % des Geschäfts von Lloyds spielt sich laut Culmer in Großbritannien ab; unter anderem ist das Institut der größte Hypothekenanbieter des Landes. In den traditionellen Feldern sieht Lloyds aber nur noch wenig Raum für Wachstum und kündigte im Februar eine Umorientierung in profitablere Segmente an. Seither wurde die Kreditvergabe an kleine Firmen und das Geschäft mit Autofinanzierungen ausgeweitet. Auch im Versicherungsgeschäft und dem Vermögensmanagement soll die Präsenz gesteigert werden. In dieser Woche formte Lloyds eine Kooperation mit dem Fondsmanager Schroders, durch die unter anderem dessen Angebote über Lloyds vertrieben werden könnten. Ebenfalls im Oktober hat Lloyds eine Zusammenarbeit mit dem Assetmanager BlackRock vereinbart. Die ersten Resultate von Lloyds neuer Strategie sind zumindest kein Rückschlag: Die Nettozinsmarge kletterte entgegen dem Branchentrend von Januar bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Basispunkte auf 2,93 %.