FONDS

Lohnendes Risiko

Faktor-Investments sollen Risiken minimieren und Erträge steigern. Fonds machen alternative Ansätze investierbar.

Lohnendes Risiko

Von Armin SchmitzDie Turbulenzen an den Aktienmärkten und der Zinsrückgang an den Rentenmärkten in den vergangenen Jahren haben die Angst der Anleger vor Verlusten deutlich wachsen lassen. Die Risikobudgets von institutionellen Portfolien sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Es wundert daher nicht, dass Smart Beta oder Faktor Investing im Assetmanagement in aller Munde ist. Dabei geht es in erster Linie um die Konzentration auf bestimmte Risikofaktoren bei der Indexkonstruktion oder der Ausrichtung von Wertpapierportfolios. Faktoren wie Value, Qualität, Momentum oder Dividendenrendite sollen Portfolien einen langfristigen Mehrwert gegenüber dem Markt bringen. Rückenwind bekommen diese Strategien durch einige Studien, die die Wirksamkeit intelligenter Anlagestrategien beweisen wollen. So zeigt eine Analyse des Indexanbieters MSCI, dass Investments auf Basis solcher Faktoren über lange Anlagezeiträume besser laufen als der Markt. Eine Anlage in dem MSCI-Value-Index erzielte seit 1975 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 12,2 %. Der MSCI World erreichte dagegen im gleichen Zeitraum einen Ertrag von 10,7 % p.a. Vorteilhafter waren die tatsächlich besser risikoadjustierten Renditen als die, die der Weltaktienindex aufwies. Erfolgreiche StrategieFactor-Investments sind allerdings keine Erfindung der Neuzeit. Bereits seitdem Benjamin Graham gemeinsam mit David Dodd 1934 das Buch “Security Analysis” herausgegeben hat, ist das Value-Investing bekannt. Die Investorenlegende Warren Buffett, für den Graham ein großes Vorbild ist, wurde mit diesem Vorgehen zu einem der reichsten Männer der Welt.Viele andere Strategien, die auf Faktoren wie Dividendenhöhe, Qualität oder Momentum beruhen, wurden bereits in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Fondsmanagern angewendet. Freilich noch nicht regelbasiert, wie es bei den heutigen Indexkonzepten der Fall ist, aber Jahrzehnte bevor sie durch die Exchange Traded Funds (ETF) einen deutlichen Aufschwung erfuhren.Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema “Factor-Investing” wurden gegen Ende der 1970er Jahre veröffentlicht. In den achtziger und neunziger wurden dann zahlreiche empirische Studien durchgeführt. Ein wissenschaftliches Fundament erhielt das Faktor-Konzept durch Eugene Fama und seinen Kollegen Kenneth French. In den 1990er Jahren entwickelten sie ein Dreifaktorenmodell des Aktienmarktes, nach dem auch die Faktoren Größe und Value mitverantwortlich für die Renditeaussichten eines Investments sind. Sie konnten zeigen, dass über längere historische Perioden hinweg diese Faktoren zu Überrenditen im Vergleich zum Gesamtmarkt führten. Und das bei geringeren durchschnittlichen Schwankungen. Fama erhielt 2013 dafür den Wirtschaftsnobelpreis. Im Laufe der Zeit haben wissenschaftliche Studien eine Reihe weiterer Faktoren identifiziert, die eine Bedeutung für den Prämienertrag eines Investments haben sollen. Gezielte InvestitionenEine relativ neue ETF-Generation erlaubt dem Anleger, gezielt in Faktoren zu investieren, die ein anderes Risikoprofil ausweisen als der Markt. Ein Beispiel für diese Produktklasse ist der iShares MSCI Europe Value Factor Ucits ETF (IE00BQN1K901), der die aktuell 149 werthaltigsten Unternehmen Europas abbildet. Bei der Identifizierung der attraktiven Papiere werden Faktoren wie Gewinnerwartung, Buchwert und Unternehmenswert herangezogen. Der iShares MSCI Europe Momentum Factor Ucits ETF (IE00BQN1K786) fußt auf einer Momentum-Strategie. Es werden also die Aktien abgebildet, die in den vergangenen sechs bzw. zwölf Monaten Kursanstiege verzeichnen konnten. Investments in Einzel-Faktoren erfordern allerdings Kenntnisse der Marktstruktur oder Tools, so dass diese Produkte während der geeigneten Phase eingesetzt werden können. Alternativ bieten die Gesellschaften sogenannte Multi-Faktor-ETF, die verschiedene Faktoren in einem Portfolio kombinieren. So wie der iShares FactorSelect MSCI Europe Ucits ETF (IE00BZ0PKV06), der beispielsweise die Faktoren Momentum, Nebenwerte, niedrige Volatilität und Value miteinander kombiniert. Neben zahlreichen Passivprodukten, die einzelne oder mehrere Faktoren auf definierten Märkte handelbar machen, gibt es auch aktiv gemanagte Fonds, die regelbasiert Faktoren-Strategien anwenden. Als Beispiele sind hier der Invesco Pan European Structured Equity Fund (FR001058821) oder der Invesco Global Structured Equity Fund (FR0010588210) zu nennen.Die Produkte beziehen sich nicht nur auf Aktien. So hat Robeco im vergangenen Jahr den Robeco Global Multi-Factor Credits Fonds (LU1235145304) aufgelegt, der ein diversifiziertes Portfolio von 150 bis 200 Firmenbonds aus dem Investment-Grade-Bereich anbietet, deren Auswahl auf den Erkenntnissen des Factor Investing basiert.