IM GESPRÄCH: ALEXANDER LETZSCH

Lombard bricht Lanze für Luxemburg

Wohlhabende sollen Geld in Versicherung packen - Negativ-Bild wandelt sich

Lombard bricht Lanze für Luxemburg

Von Jan Schrader, FrankfurtSteuern vermeiden in Luxemburg – dieses Bild haftet dem Großherzogtum an, nachdem das Land noch vor wenigen Jahren auf der grauen Liste der OECD stand und zuletzt wegen umstrittener Steuervereinbarungen mit Großkonzernen (“Luxleaks”) in die Kritik geriet, auch wenn es mittlerweile verstärkt mit anderen Staaten in Sachen Steuertransparenz kooperiert. Neben einem Negativbild seien es jedoch häufig Unkenntnis über die Regelwerke in Luxemburg, die zu einer Zurückhaltung gegenüber fondsgebundenen Lebensversicherungen aus dem Land führten, sagt Alexander Letzsch. Zu Unrecht, wie der Country Manager für Deutschland der Luxemburger Lombard International Assurance meint. Eine Versicherung nach Luxemburger Modell ist demnach ein praktisches Instrument, mit dem wohlhabende Kunden in Deutschland und anderen Ländern ihr Vermögen strukturieren können. Auch der Ruf des Landes bessere sich.Ein wesentlicher Vorteil sei es, dass das Vermögen bei entsprechender Anspardauer erst bei Auszahlung in dem jeweiligen Land besteuert wird, wo der Kunde zu dem Zeitpunkt seinen Wohnsitz hat. Wer also als wohlhabender Privatmensch im Laufe seines Lebens an verschiedenen Orten lebt, muss nicht wegen verschiedener nationaler Vorschriften immer wieder die Verwaltung seines Vermögens anpassen. Auch für verschiedene Konstellationen der Vermögensübergabe an Familienmitglieder und Vertraute kann ein solches Modell sinnvoll sein, um zu bestimmen, wer wann und wie auf die Mittel zugreifen kann, wie Letzsch sagt. Nachteil sei aber, dass der Kunde lediglich auf die grundlegende Strategie, nicht aber auf die Auswahl einzelner Vermögenswerte wie bestimmte Aktientitel Einfluss nehmen kann. “Eine Einzelinvestitionsentscheidung – also ob zum Beispiel BMW oder Daimler ins Depot gehört – ist wegen strenger rechtlicher Vorschriften ausgeschlossen.”Steuerlich könne sich das Modell, so erläutert er, ebenfalls für den Anleger lohnen, schließlich wird das Produkt etwa nach deutschem Recht günstig behandelt. Ein Luxemburger Vehikel wähle die Gesellschaft allerdings aus einem anderen Grund aus: In der Vermögensverwaltung bleibe man flexibler als etwa nach den strengeren Anlageregeln in Deutschland. Da es sich um ein Produkt aus einem EU-Land handele, werde das Modell auch jenseits von Luxemburg anerkannt, sagt er. Hierzulande will die Gesellschaft künftig auch verstärkt Kunden ansprechen, die entweder als Deutsche in den USA oder als US-Bürger in Deutschland arbeiten und mit rechtlichen Hürden konfrontiert sind.Das rund 400 Personen starke Unternehmen betreut Vermögen von gut 30 Mrd. Euro, davon rund 3 bis 4 Mrd. Euro in Deutschland. Die Gesellschaft, die zum US-Investor Blackstone gehört, kooperiert auch mit hiesigen Vermögensverwaltern und Family Offices, die in ausgewählten Fällen auf das Vehikel zugreifen. Wichtige Konkurrenten seien etwa der Versicherungsarm der BNP Paribas, Cardif, sowie die Versicherer Bâloise, Swiss Life und R+V. Die Vermögensverwaltung übernimmt nicht Lombard selbst, sondern kooperierende Banken, die in einigen Fällen einen Assetmanager beauftragen. Auch wenn das Luxemburger Instrument flexibel auch in Aktien investieren kann, schrecken manche Kunden vor diesen Wertpapieren zurück. “Wer ein Vermögen aufgebaut hat, agiert oft konservativ”, sagt Letzsch. Die Erbengeneration sei mitunter aufgeschlossener. EU-Referendum verunsichertWie auch andere Finanzunternehmen sieht auch Letzsch ein Risiko in einem möglichen Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit). Das Land rangiere in seiner Bedeutung für das Unternehmen an zweiter bis dritter Stelle. Käme es zu einem Austritt, sei unklar, ob Luxemburger Versicherungen, die über das EU-Ticket auch in Großbritannien zugänglich sind, dauerhaft dort verkauft werden können. Der Ausgang von Nachverhandlungen mit der EU sei nicht absehbar, Prognosen seien somit schwierig.