Deregulierung der Finanzbranche

London wirft EU-Verbraucherschutzregeln über Bord

Die britische Finanzaufsicht verabschiedet sich von „verordnenden und komplexen Vorlagen, die Verbraucher nicht nützlich finden“. Zugleich erhöht sie die Schwelle, ab der man als professioneller Anleger gilt.

London wirft EU-Verbraucherschutzregeln über Bord

London wirft EU-Regeln über Bord

hip London

Die britische Finanzaufsicht FCA macht sich daran, einen Gutteil der von der EU übernommenen Verbraucherschutzvorschriften über Bord zu werfen. Wie die Financial Conduct Authority (FCA) mitteilt, geht es ihr darum, „eine stärkere Investmentkultur aufzubauen, Firmen bei Innovationen zu unterstützen und die Geldanlage für Verbraucher anziehender zu machen“.

Man werde sich bei den Offenlegungspflichten für Kleinanleger von „verordnenden und komplexen Vorlagen, die Verbraucher nicht nützlich finden,“ entschieden wegbewegen, kündigte die FCA an. Zugleich will die Behörde die Schwelle, ab der man als professioneller Anleger gilt, erhöhten. Sie steigt von 500.000 Pfund auf 10 Mill. Pfund.

Förderung der „Investmentrisikokultur“

„Die heutigen Maßnahmen unterstützen über das gesamte Spektrum hinweg die Investmentrisikokultur“, sagte Simon Walls. Er verantwortet bei der Behörde das Thema Märkte. Man wolle Verbrauchern die nötige Zuversicht geben, Investments einzugehen, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Eingeführt werden die neuen Regeln in den kommenden 18 Monaten. Die Behörde liegt mit ihrem Vorgehen auf einer Linie mit Schatzkanzlerin Rachel Reeves, die es nur zu gerne sähe, wenn Verbraucher ihr Geld statt in ein Sparkonto in Wachstumsunternehmen stecken würden. Sie bauen auf die „Leeds-Reformen“ auf, die Reeves im Juli vorstellte.

Großer Aufklärungsbedarf

Tatsächlich gibt es großen Aufklärungsbedarf. Mehr als drei Fünftel aller Erwachsenen mit einem investierbaren Vermögen von mehr als 10.000 Pfund halten alles oder den Großteil in Cash, wie die Financial Lives Survey 2024 ergab.

Vier von zehn ist nicht klar, dass das Geld auf den Sparkonten an Wert verliert, weil die Einlagezinsen in der Regel nicht mit der Inflation Schritt halten. Andererseits gibt rund ein Viertel der Verbraucher, die hochriskante Anlagen halten, an, nur über einen geringen Risikoappetit zu verfügen.