Deregulierung der Finanzbranche

London verschiebt Basel III und vereinfacht Kapitalmaßnahmen

Rachel Reeves dereguliert die Finanzbranche: Basel III kommt erst 2028. Die Schwelle für die Prospektpflicht bei Kapitalmaßnahmen steigt.

London verschiebt Basel III und vereinfacht Kapitalmaßnahmen

London verschiebt Basel III und vereinfacht Kapitalmaßnahmen

Listing-Reformen gehen der Finanzbranche nicht weit genug

hip London

Die Bank of England hat britischen Banken noch mehr Zeit für die Umsetzung von Basel III gegeben. Schon im vergangenen Jahr hatte die bei der Zentralbank angesiedelte Bankenaufsicht die Frist in Absprache mit dem Schatzamt um ein Jahr bis Januar 2027 verlängert. Nun sollen die Institute bis Januar 2028 Zeit bekommen, um die neuen Regeln im Investment Banking einzuführen.

Es geht dabei um die neue Herangehensweise, was interne Modelle für Marktrisiken angeht. Bekannt wurde der Themenkomplex unter dem Kürzel FRTB, das für „grundlegende Überarbeitung des Handelsbuchs“ (Fundamental Review of the Trading Book) steht. Alle anderen Aspekte von Basel III sollen im Januar 2027 wirksam werden, wie die Prudential Regulation Authority (PRA) mitteilte.

Höhere Schwelle für MREL-Abwicklungspläne

Zudem erhöhte die PRA ab Januar die Schwelle für einen MREL-Abwicklungsplan (Mindestanforderungen an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten, MREL) von Assets in der Spanne von 15 Mrd. bis 25 Mrd. Pfund auf 25 Mrd. bis 40 Mrd. Pfund. Davon profitieren kleinere Institute wie Metro Bank. Institute mit Assets von mehr als 40 Mrd. Pfund müssen ohnehin Abwicklungspläne vorlegen.

Unterdessen vereinfachte die Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) bereits börsennotierten Unternehmen die Kapitalaufnahme. Die Prospektpflicht soll nur noch für Kapitalmaßnahmen ab der Schwelle von 75% des existierenden Aktienkapitals gelten. Zuvor griff sie bereits ab 20%. Auf diese Weise dürften die Kosten für Firmen mit Kapitalbedarf um 40 Mill. Pfund pro Jahr sinken, schätzt die Behörde.

Reeves' „Leeds-Reformen“

„Wir hätten vereinfachte Prospekte für Folgeemissionen einer wesentlichen Erhöhung der Schwelle vorgezogen“, sagte Adam Farkas, der Chef der Finanzmarktlobby AFME (Association for Financial Markets in Europe). Die FCA kündigte an, die Zeit, die zwischen der Veröffentlichung des Prospekts und einem Initial Public Offering ins Land geht, werde sich halbieren. Auch der Verkauf von Unternehmensanleihen an Kleinanleger werde vereinfacht.

Schatzkanzlerin Rachel Reeves stellte vor ihrer traditionellen Mansion House Speech in London bei einer Veranstaltung in Leeds eine Reihe von Reformen vor, die Kleinanleger im Fokus haben. Zu den „Leeds-Reformen“ gehört, dass LTAFs (Long Term Asset Funds) ab April kommenden Jahres in steuerbegünstigten Aktiensparplänen gehalten werden können. LTAFs wurden im Oktober 2021 von der FCA eingeführt, um Investitionen in langfristige illiquide Assets wie Infrastruktur zu vereinfachen.

Werben um Kleinanleger

Zudem will die Labour-Politikerin mit Hilfe einer großangelegten Kampagne eine neue Anlegerkultur schaffen. Dabei soll auch die Finanzbranche mit eingebunden werden. Dazu gehört, dass die obligatorischen Risikowarnungen von Investmentfirmen überarbeitet werden. Das soll sicherstellen, dass die keine unnötige Hürde bei der Geldanlage darstellen.

„Indem sie eine Kleinanlegerkultur fördern, die britischen Märkte attraktiver für Listings machen und britischen Unternehmen den Zugang zu Finanzierungen erleichtern, werden sie dazu beitragen, ein dynamischeres und gerechteres finanzielles Ökosystem aufzubauen“, sagt Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Die Veränderungen lieferten „mehr Treibstoff für den Wachstums- und Innovationsmotor“ des Landes.

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