Rede vor der Finanzbranche

Rachel Reeves setzt auf Deregulierung der Finanzbranche

Rachel Reeves will weitere Deregulierungsschritte verkünden, wenn sie am Dienstag vor Vertretern der Finanzbranche spricht. Sie gilt als Wachstumssektor, der gefördert werden soll.

Rachel Reeves setzt auf Deregulierung der Finanzbranche

Rachel Reeves setzt auf Deregulierung der Finanzbranche

Schatzkanzlerin nimmt Senior Managers Regime ins Visier

hip London

Die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves wird in ihrer mit Spannung erwarteten Ansprache vor Vertretern der Finanzbranche am Dienstagabend weitere Deregulierungsmaßnahmen verkünden. Wie „The Sun on Sunday“ unter Berufung auf eine Quelle in ihrem Ministerium berichtet, will sie „einen neuen Big Bang“ erzeugen. Der letzte Big Bang fand in den 1980er-Jahren statt, als Margaret Thatcher den großen US-Banken den Weg an die Themse bahnte.

„Vergesst Paris, New York und Frankfurt – kommt nach London, Leeds und Edinburgh“, zitiert das Blatt seine Quelle im Schatzamt. „Großbritannien tritt in eine neue Ära ein. Wir werden die Regulierung drastisch reduzieren und Großbritannien zum besten Ort der Welt für Geschäfte machen.“ Auf den großen Knall wartet man in der City of London allerdings schon seit dem britischen Votum für den EU-Austritt.

Wachstumssektor Finanzwirtschaft

Reeves steht unter erheblichem Druck, zusätzliches Wirtschaftswachstum durch Deregulierung zu ermöglichen. Denn Labour konnte geplante Kürzungen von Sozialleistungen trotz großer Mehrheit der Mandate nicht durchs Unterhaus bringen. Die Finanzbranche ist einer von acht Wachstumssektoren, die von der Regierung identifiziert wurden.

Nach allem, was bisher an die britischen Medien durchgestochen wurde, wird Reeves in ihrer Mansion House Speech, der traditionellen Ansprache in der Residenz des Lord Mayor of London, eine Reform des Senior Managers Regime ankündigen. Es sollte ermöglichen, Personen aus den Topetagen des Finanzgewerbes persönlich zu belangen, wurde aber bereits stark verwässert. Eine weitere Aufweichung war bereits Teil der „Edinburgh-Reformen“, die Reeves' Vorgänger Jeremy Hunt im Dezember 2022 vorstellte.

Kürzere Verfahren

Die Finanzlobby UK Finance klagt schon lange darüber, dass zu viele Positionen darunter fielen – annähernd 140.000 – und die Compliance recht beschwerlich sei. Möglich wäre der „Sunday Times“ zufolge etwa eine Verkürzung des Genehmigungsprozesses durch die Aufsicht bei der Besetzung von Positionen, die unter das Senior Managers Regime fallen, von drei auf zwei Monate.

Sollte sich Reeves unerwartet für höhere Einnahmen statt Wachstumsförderung entscheiden, gäbe es einige Möglichkeiten. Bei den Banken fürchtet man, dass sie dem Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen könnte. Dann würden die Reserven der Institute bei der Bank of England nicht mehr so lukrative Zinseinnahmen abwerfen wie bisher. Auch eine Erhöhung der Bankenabgabe wäre denkbar.

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