Digitale Fondsanteile

Londons Aufsicht will Tokenisierung ermöglichen

Die britische Aufsicht will den Direkthandel mit tokenisierten Fondsanteilen ermöglichen. Das würde den Vertrieb von Anlageprodukten umkrempeln.

Londons Aufsicht will Tokenisierung ermöglichen

London beginnt Aufholjagd

Finanzaufsicht FCA will Tokenisierung von Fondsanteilen und Direkthandel ermöglichen

hip London

Die britische Finanzaufsicht setzt bei der Tokenisierung von Fondsanteilen zur Aufholjagd an. Eine von der Financial Conduct Authority (FCA) eingeleitete Konsultation würde das Land auf Augenhöhe mit Irland und Luxemburg bringen, sollten die darin enthaltenen Reformen tatsächlich stattfinden, und darüber hinaus. Im kommenden Jahr will die FCA einen kompletten aufsichtsrechtlichen Rahmen für Kryptoassets vorlegen.

Im Asset Management wird schon seit einiger Zeit mit der Tokenisierung von Vermögenswerten experimentiert. Rund 2.600 Firmen verwalten im Vereinigten Königreich 14 Bill. Pfund für ihre Kunden. Bei der Tokenisierung geht es darum, Vermögenswerte mit Hilfe der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) auf einer Blockchain digital darzustellen. Das könnte auch den Vertrieb von Anlageprodukten umkrempeln.

Niedrigere Gebühren für Anleger

Die FCA will den Direkthandel mit Fondsanteilen (Direct2Fund, D2F) ermöglichen. Bislang steht immer noch ein autorisierter Fondsmanager (Authorized Fund Manager, AFM) als Intermediär zwischen den Kunden und den von ihm angebotenen Fonds. Anleger könnten Transaktionen künftig direkt mit den Fonds tätigen. Das könne auf Zehnjahressicht die Gebühren für die Kunden um 27 Mill. bis 57 Mill. Pfund drücken, heißt es in dem Konsultationspapier. Zudem ließe sich durch Tokenisierung das Settlement von Transaktionen nahezu in Echtzeit bewerkstelligen.

„Tokenisierung hat das Potenzial, grundlegende Veränderungen im Assetmanagement herbeizuführen“, sagte Simon Walls, der bei der FCA Marktthemen verantwortet. Diese könnten der Branche und den Kunden zugute kommen. Vieles könnten Firmen schon unter den bestehenden Regeln tun. „Wir sind bereit, mit der Branche die nächste Phase zu gestalten“, kündigte er an. „Großbritannien hat die Chance, weltweit führend zu sein, und wir wollen Assetmanagern die nötige Klarheit und Zuversicht geben, um zu liefern.“

Mehr Zugang zu Private Markets

Aus Sicht der Investment Association würde D2F „die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Investmentmanagementbranche stärken und das bestmögliche Ergebnis für Anleger, Unternehmen und die britische Wirtschaft liefern“.

„Tokenisierung hat auch das Potenzial, den Zugang zu Private Markets und Infrastrukturinvestitionen zu verbreitern“, verlautbarte die FCA. Denn sie ermöglicht eine kleine Stückelung der Anteile, während für Anleger zuvor hohe Mindestanlagesummen galten.

Zahlreiche Herausforderungen

Die Hedgefondslobby AIMA verspricht sich von der Technologie einen dynamischeren Sekundärmarkt. Allerdings gebe es auch Herausforderungen wie die Abstimmung von Blockchain-Plattformen mit bestehenden Handelssystemen, sowie die Berücksichtigung von Anti-Geldwäsche-Vorschriften. Zudem müsse je nach Anlageprodukt geprüft werden, ob es sich bei Anlegern um akkreditierte, professionelle oder qualifizierte Investoren handelt.

Unterdessen kündigten die britische Großbank Standard Chartered und die Kryptobörse OKX an, ihre für die Vereinigten Arabischen Emirate geschlossene Partnerschaft auf den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) auszuweiten. Es geht dabei um die Verwendung von Kryptoassets und tokenisierten Geldmarktfonds als Sicherheitsleistungen, die von Standard Chartered jenseits der Börse verwahrt werden. Margaret Harwood-Jones, Global Head of Financing & Securities Services bei Standard Chartered, sprach von einem „bedeutenden Meilenstein“. Franklin Templeton war als erster mit einem tokenisierten Geldmarktfonds dabei.