LSE zurrt Kauf von LCH.Clearnet mit Rabatt fest

Londoner Börsenbetreiber zahlt 536 Mill. Euro für Mehrheitsanteil an Clearinghaus - Nasdaq OMX stockt auf

LSE zurrt Kauf von LCH.Clearnet mit Rabatt fest

ste London – Zweieinhalb Monate nach der Ankündigung an Heiligabend, die Konditionen der vor einem Jahr bekannt gewordenen Mehrheitsübernahme von LCH.Clearnet neu zu verhandeln, hat die London Stock Exchange (LSE) mit dem größten unabhängigen Clearing-Haus in Europa eine Einigung erreicht. Diese sieht vor, dass der Betreiber der Börsen in London und Mailand seine bisherige LCH-Beteiligung von 2,3 % um bis zu 55,5 % auf maximal 57,8 % aufstocken und dafür beim im zweiten Quartal erwarteten Abschluss der Transaktion 328 Mill. Euro (282 Mill. Pfund) in bar sowie bis zu 23 Mill. Euro Ende September 2017 zahlen wird.Ferner beteiligt sich die LSE nach eigenen Angaben gemäß ihrem künftigen Anteil an der von Regulierern verlangten Kapitalerhöhung bei LCH.Clearnet. Im Rahmen der nun angekündigten Kapitalaufstockung um 320 Mill. Euro übernimmt der Börsenbetreiber einen Anteil von 185 Mill. Euro. Die Übernahme, bei der die LSE 14 Euro je Aktie in bar sowie verzögert 1 Euro je Aktie aufbringt, bewertet das französisch-britische Clearinghaus vor den Kapitalmaßnahmen mit 633 Mill. Euro.Die geforderte Kapitalaufstockung hatte die LSE veranlasst, den ursprünglich gebotenen Preis von insgesamt 20 Euro je Aktie um ein Viertel zu reduzieren (vgl. BZ vom 28.12.2012 und 10.3.2012). Clearing-Häuser wie LCH.Clearnet stellen sicher, dass Wertpapierhandelstransaktionen abgeschlossen werden. Nach dem Willen internationaler Regulierer sollen sie eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Finanzmärkte übernehmen: So sind Banken zur besseren Risikoüberwachung künftig gefordert, Transaktionen über Zentrale Gegenparteien wie Clearing-Häuser zu verrechnen. Erlösbasis erweitertDurch die Mehrheitsübernahme von LCH, dem weltgrößten Clearing-Haus für Zinsswaps und damit für einen Großteil des außerbörslichen Handels (OTC) von Finanzderivaten, verbreitert die von neuen Wettbewerbern im traditionellen Kapitalmarktgeschäft bedrängte LSE ihre Erlösbasis. LSE-Vorstandschef Xavier Rolet bezeichnet die Partnerschaft mit LCH.Clearnet, die LCH-Chairman Jacques Aigrain und Chief Executive Ian Axe in ihren Ämtern belässt, denn auch erwartungsvoll als “transformatorisch”. Der Börsenbetreiber betont, die Kombination mit LCH ermögliche mehr Innovation, Wahl und Wettbewerb.Die jetzt getroffene Vereinbarung werde bereits von 72,9 % des LCH-Kapitals unterstützt, fügt die LSE hinzu. Dazu gehört auch der transatlantische Börsenbetreiber Nasdaq OMX, der seinen Anteil an LCH.Clearnet im Zuge der Kapitalerhöhung auf 5 % von 3,7 % aufstocken will. Nasdaq-OMX-Chef Robert Greifeld soll mit Abschluss der Transaktion einen Platz im LCH-Board erhalten. Die von anderen Aktionären außer der LSE gehaltenen Anteile würden sich auf mindestens 42,2 % belaufen, heißt es. Zum LCH-Gesellschafterkreis gehören bislang neben etwa 100 Banken und Brokern (83 %) die Mehrländerbörse Nyse Euronext (9 %) und die Londoner Metallbörse (8 %). Finanzieren will die von Morgan Stanley beratene LSE die anstehenden Zahlungen von zunächst 513 Mill. Euro (ohne die 2017 fälligen 23 Mill. Euro) für die Mehrheitsübernahme und die Beteiligung an der Kapitalerhöhung durch bestehende Barreserven und Kreditlinien. Den revidierten Konditionen der Übernahme von LCH.Clearnet, die sich von J.P. Morgan beraten ließ, muss noch die britische Finanzaufsicht FSA zustimmen. Abstimmen müssen auf für Ende März geplanten Hauptversammlungen auch die Aktionäre, denen Ertrags- und Kostensynergien von 40 Mill. bzw. 25 Mill. Euro in Aussicht gestellt werden. Aufstieg in FTSE 100Die im Mittelwertesegment FTSE 250 geführte LSE-Aktie gab am Donnerstag um 1 % auf 1 382 Pence nach, die Marktkapitalisierung lag bei gut 3,7 Mrd. Pfund (4,3 Mrd. Euro). Seit Anfang Dezember hat das Papier allerdings um mehr als 40 % zulegen können. Zum 18. März wird die LSE-Aktie neben dem in den vergangenen Monaten ebenfalls kräftig gestiegenen Wert von Europas zweitgrößter Billigfluglinie Easyjet in den FTSE 100 aufrücken. Aus dem Blue-Chip-Index verdrängt werden der Bergbaukonzern Kazakhmys sowie der Shoppingcenter-Betreiber Intu Properties.