Luxemburger Börse sieht sich als Nischenspieler
ck Luxemburg – Größe allein ist für den Erfolg von Börsen nicht immer von entscheidender Bedeutung. Diese Auffassung vertrat Robert Scharfe, CEO der Luxemburger Börse, auf dem 25. Luxemburger Finanzmarkt-Forum. Für die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) sei sie allerdings wichtig, um im Wettbewerb mit den größeren amerikanischen und asiatischen Börsen bestehen zu können, so Scharfe, der die Hoffnung äußerte, dass der Zusammenschluss zustande kommen wird. Die europäische Börsenlandschaft sei zu zersplittert, was für das Projekt der Kapitalmarktunion ein Problem sei.Die Luxemburger Börse sehe sich als entschiedenen Nischenspieler an, für den es nicht auf Größe ankomme. Sie habe frühzeitig ins Fondsgeschäft diversifiziert und den Eurobond-Markt geschaffen. Sie sei auf internationales Kapitalmarktgeschäft spezialisiert. Heute seien an der Börse 40 000 Wertpapiere von 3 000 Emittenten aus 100 Ländern notiert, die auf 56 Währungen lauteten. Damit seien fast alle frei konvertiblen Währungen vertreten. Die Börse gewährleiste, dass den Investoren sämtliche Informationen über die gelisteten Wertpapiere zur Verfügung stünden. Die Luxemburger Börse sei besonders stolz darauf, die Börse der Börsen zu sein. Sämtliche von den europäischen Börsen, darunter auch die Deutsche Börse, emittierten Anleihen seien in dem Großherzogtum gelistet. Falsche RichtungEine große Herausforderung für die Zukunft sei die Regulierung, die sich grundlegend verändere. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise habe es über 40 neue Regelwerke für die Finanzbranche gegeben. Von Mifid II sei auch eine kleine Börse wie die Luxemburger Börse betroffen. Zwar reguliere sie vor allem den Handel, der für die Luxemburger Börse nicht so sehr im Vordergrund stehe. Sie müsse dennoch alles erfüllen. Scharfe begrüßte die neue Regulierung zwar im Grundsatz. Einiges gehe aber in die falsche Richtung. Kritik übte er an der neuen Marktmissbrauchsrichtlinie. Sie weiche etwas von der entsprechenden US-Gesetzgebung ab. Jeder internationale Emittent müsse nun nicht nur die amerikanische Regulierung einhalten. Jetzt komme noch die europäische Regulierung hinzu. Damit sei eine Gelegenheit verpasst worden, ein Level Playing Field zwischen den USA und Europa zu schaffen. Ein Emittent, etwa aus Singapur, der nicht unbedingt nach Europa kommen müsse, könne eine Emission woanders einfacher machen. Das vergrößere nicht die Chancen, aus der Kapitalmarktunion einen Erfolg zu machen.Die europäische Regulierung sei nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Brexit ein Problem. Es sei notwendig, sie einfacher zu machen und an die Marktbedürfnisse anzupassen. “Wenn nicht, könnte London als Gewinner aus dem Brexit hervorgehen.” Jeder könne sich ausrechnen, was das für die Kapitalmarktunion bedeuten würde, so Scharfe, der erklärte, dass die Luxemburger Börse gezwungen sein könnte, außerhalb der EU tätig zu werden.Große Erwartungen hat Scharfe für die kürzlich von der Börse gestartete Green Exchange, eine Plattform für Klimaanleihen. Schätzungen zufolge müsse bis 2050 1 Bill. Dollar in den Klimaschutz investiert werden. Der Löwenanteil davon müsse vom Markt kommen.