Vor den Quartalszahlen

Madoff-Skandal holt HSBC ein

HSBC stellt 1,1 Mrd. Dollar für Folgen des Zusammenbruchs des Schneeballsystems von Bernard Madoff zurück. Die juristische Aufarbeitung läuft noch.

Madoff-Skandal holt HSBC ein

Madoff-Skandal holt HSBC ein

Rückstellung von 1,1 Mrd. Dollar nach Luxemburger Gerichtsentscheid

hip London

HSBC hat 1,1 Mrd. Dollar für Spätfolgen des Skandals um das wohl größte Schneeballsystem aller Zeiten zur Seite gelegt. Wie die britische Großbank am Vortag der Quartalszahlen mitteilte, wird die Kernkapitalquote dadurch um 15 Basispunkte gedrückt. Opfer des Finanzbetrügers Bernard Madoff, der rund 65 Mrd. Dollar Schaden anrichtete, fordern von dem Institut Entschädigung.

Firmen der HSBC-Gruppe hatten Verwahr-, Verwaltungs- und andere Dienstleistungen für Fonds angeboten, deren Assets bei Madoff Securities investiert waren. Es laufen fünf Verfahren. Die Kläger werfen dem Institut vor, Aufsichtspflichten verletzt zu haben, etwa weil es die tatsächliche Existenz von Assets nicht überprüft habe.

Langwieriger Rechtsstreit

Konkret geht es bei der Rückstellung um eine Forderung aus dem Jahr 2009 der Herald Fund SPC, einem europäischen Feederfonds, gegen HSBC Securities Services Luxembourg. Der Kassationshof des Großherzogtums hatte der Tochter im Streit um die Erstattung von Wertpapieren keine Möglichkeit zur Berufung gegeben. Nun zieht sie vor das Luxemburger Berufungsgericht.

Wie HSBC mitteilt, könnten sich die finanziellen Auswirkungen je nach Ausgang dieses Schritts und des Umfangs, in dem Herald SPC am Ende entschädigt werden muss, „wesentlich" unterscheiden. Wenn nötig, will sie auch gegen die Höhe der Entschädigung vorgehen – ebenfalls vor dem Berufungsgericht.

Madoffs Schneeballsystem

Madoff hatte sich 2009 schuldig bekannt. Er hatte mit abenteuerlichen Renditeversprechen über mehr als vier Jahrzehnte hinweg mehr als 40.000 Menschen in 125 Ländern um ihr Geld gebracht. Dabei wurden keine realen Investitionen getätigt. Die Einzahlungen neuer Anleger wurden dazu verwendet, den bestehenden Anlegern eine „Rendite“ zu liefern. Vor vier Jahren starb Madoff im Alter von 82 Jahren in einem US-Gefängnis.

Anleger sollten davon ausgehen, dass die Höhe der Rückstellung der Höhe der zu zahlenden Entschädigung nahekommt, auch wenn es noch Veränderungen geben könnte, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Was für sich genommen wie eine große Summe aussehe, entspreche rund 0,5% des Börsenwerts der Gruppe. Sie sei also groß genug, um die Belastung zu absorbieren. Die Aktie der HSBC gab im frühen Londoner Handel dennoch nach.

Hang Seng im Fokus

HSBC legt am Dienstag Quartalszahlen vor. Dabei dürfte das Anfang Oktober gemachte Angebot an die Minderheitsaktionäre der Hongkong-Tochter Hang Seng Bank im Vordergrund stehen. Es bringt mit sich, dass die Anteilseigner der Großbank drei Quartale lang auf Aktienrückkäufe verzichten müssen.

„Die Begründung der Transaktion durch das Management erscheint vernünftig, doch das Timing ist eine Überraschung“, heißt es im Downgrade der US-Investmentbank Jefferies. „Und dann ist da noch die Frage der Opportunitätskosten." Sie stufte die Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ herunter.

Gewerbeimmobilien-Exposure

Es gibt allerdings auch noch andere Themen: Der UBS-Analyst Jason Napier führt den Ausblick auf das Nettozinsergebnis auf. Im zweiten Quartal war noch von 42 Mrd. Dollar die Rede. Damit würde für das zweite Halbjahr im Vergleich zum ersten ein Rückgang von 3% unterstellt. Zudem dürfte sich der Blick auf die Wertberichtigungen richten, insbesondere für Hongkonger Gewerbeimmobilienkredite.