Übernahmeschlacht in Spanien

Madrid setzt BBVA enge Grenzen für Sabadell-Deal

Die spanische Linksregierung genehmigt die Übernahme von Sabadell durch BBVA nur unter erheblichen Auflagen. Beide Banken müssten zunächst unabhängig geführt werden.

Madrid setzt BBVA enge Grenzen für Sabadell-Deal

Madrid setzt enge Grenzen für Sabadell-Übernahme

Spaniens Regierung genehmigt BBVA Deal nur unter erheblichen Auflagen – Beide Banken müssen zunächst unabhängig geführt werden

Der Griff der BBVA nach dem kleineren Mitbewerber Sabadell stieß von Anfang an auf großes Misstrauen bei den politischen Verantwortlichen. Die Bedingungen für eine eventuelle Fusion sind nun härter ausgefallen als erwartet. BBVA muss abwägen, ob sich der Kauf noch rechnet. Gründe dafür gibt es aber dennoch.

ths Madrid

Die spanische Börsenaufsicht CNMV hat die Kurse von BBVA und Banco Sabadell am Dienstagmittag vorübergehend vom Handel ausgesetzt, kurz vor der wöchentlichen Pressekonferenz im Anschluss an die Kabinettssitzung. Dort enthüllte Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo das mit großer Spannung erwartete Urteil der Linksregierung über die feindliche Übernahme von Sabadell durch den größeren Mitbewerber. Die Entscheidung ist ein harter Schlag für die Ambitionen von BBVA-Chef Carlos Torres, einen neuen Bankriesen mit einer Bilanzsumme von gut 1 Bill. Euro zu schaffen.

Sollte eine Mehrheit der Aktionäre von Sabadell ihre Anteile an BBVA verkaufen, müssten beide Banken mindestens drei Jahre lang als unabhängige Geldinstitute weitergeführt werden. Cuerpo sprach von einer „verhältnismäßigen und ausgewogenen“ Lösung, die dem spanischen Recht entspreche. BBVA könnte beim Erwerb einer Kapitalmehrheit den Aufsichtsrat von Sabadell neu besetzen und den Vorsitzenden Josep Oliu sowie den CEO César González-Bueno absetzen. Beide haben sich von Beginn an mit Händen und Füßen gegen die feindliche Übernahme gewehrt, zuletzt mit der Option, die britische Tochter TSB zu verkaufen.

Drei Jahre Unabhängigkeit

Doch BBVA müsste das katalanische Geldinstitut drei Jahre lang als juristisch unabhängige Bank mit eigenständigem Management weiterführen. Dabei geht es Cuerpo zufolge um „das öffentliche Interesse“. Zwar hatte bereits die spanische Wettbewerbsaufsicht CNMC Auflagen diktiert, etwa bezüglich der Beibehaltung von Filialen und den Finanzierungsbedingungen für die Kunden von Sabadell, vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen. Doch die Regierung geht einen erheblichen Schritt weiter, indem sie die Integration beider Kreditinstitute für mindestens drei Jahre von vorneherein ausschließt. Zum Ende dieser Periode würde die Regierung die Situation neu bewerten und eventuell um zwei Jahre verlängern.

Kredite für Unternehmen

Als BBVA vor 13 Monaten die in Spaniens Bankbranche unübliche feindliche Übernahme startete, äußerte die Linksregierung sofort Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs. Das gilt vor allem für die Kleinunternehmen, ein Segment, in dem Sabadell besonders stark ist. Daher rührte sich auch bei Wirtschaftsverbänden Widerstand gegen die Kaufpläne der Bank aus Madrid, insbesondere in Katalonien, wo Sabadell eine Institution ist. Die CNMC kam in ihrer Bewertung der Fusion zwar zu dem Schluss, dass Sabadell mit einem Marktanteil bei der Finanzierung von Unternehmen von knapp 10% „nicht unersetzbar“ sei. Doch bei einer Übernahme würden Santander, Caixabank und BBVA rund 80% der Kredite für die Wirtschaft kontrollieren.

Neben der Finanzierung gehört zu den ausschlaggebenden Faktoren des „öffentlichen Interesses“ auch die Beibehaltung der Jobs und Filialen im Sinne der „territorialen Kohäsion“. Die Entscheidung „verhindert nicht, dass die Operation zum Zuge kommen kann“, versicherte der Wirtschaftsminister. Die Entscheidung liegt nun bei Carlos Torres, Executive Chairman von BBVA, und dem CEO Onur Genç.

Am Montag hatte Torres auf einer Veranstaltung mit Wirtschaftsjournalisten erneut darauf hingewiesen, dass seine Bank die Operation noch abblasen könne. Auch eine juristische Anfechtung der Auflagen der Regierung vor dem Obersten Gerichtshof Spaniens ist eine Möglichkeit.

Hohe Synergieeffekte sind jetzt Utopie

Mit den neuen, endgültigen Bedingungen sind die angestrebten Synergieeffekte von 850 Mill. Euro Utopie geworden. BBVA könnte aber dennoch ein Interesse daran haben, Sabadell notfalls vorübergehend als eigenständige Tochter zu führen.

Der Hintergrund der Übernahmeschlacht ist nämlich die Abhängigkeit von BBVA von Wachstumsmärkten, hauptsächlich Mexiko, aber auch andere südamerikanische Länder und die Türkei. Diese trugen im ersten Quartal fast 60% zum Gewinn bei. Ein Vorbild lieferte der Konkurrent Santander, der Banesto jahrelang als unabhängige Tochter behielt, bevor man sich die Bank 2013 schließlich einverleibte.

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