Mailänder Börse wirbt um deutsche Investoren
Von Gerhard Bläske, MailandDas Mailänder Börsensegment AIM wirbt verstärkt um Investoren aus Deutschland. “Wir denken über ein Investorentreffen in Zürich oder Frankfurt nach”, sagte Anna Lambiase, CEO des Beratungsunternehmens IR Top, das Kleinunternehmen bei ihrem Börsengang berät und Partner der Borsa Italiana ist, der Börsen-Zeitung. Deutsche Investoren sind in dem italienischen Small-Cap-Segment stark unterrepräsentiert. Zwar kommen 52 % der Investoren aus dem Ausland. Doch an erster Stelle stehen die Schweizer, gefolgt von den Briten. Deutschland steht nur auf Platz 6.Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen rechnet Lambiase auch 2019 mit vielen neuen Notierungen. Unternehmen, die in dieses Segment strebten, seien langfristig orientiert. Es gebe eine Reihe von Anfragen von Gesellschaften, die unmittelbar vor dem Start stünden.Zwar verfehlte das 2012 geschaffene AIM-Segment das ursprünglich für 2018 ausgegebene Ziel, bis Jahresende 140 börsennotierte Gesellschaften zu zählen. Am Ende waren es 115, wobei die Marktkapitalisierung mit etwas über 7 Mrd. Euro im Verhältnis relativ gering ist. Aber es gab immerhin 26 Neuzulassungen. Das waren fast alle Börsengänge, die es im vergangenen Jahr an der Mailänder Börse gab.Neue Impulse sollen das Geschäft 2019 beleben. Im Rahmen der 2017 eingeführten Sparpläne PIR müssen Aktienfonds künftig den Anteil von Unternehmen aus dem AIM-Segment erhöhen. Die PIR waren geschaffen worden, um gerade mittelständische Unternehmen, die an die Börse gehen, zu stärken. Die in den PIR investierten Anleger müssen auf ihre Gewinne keine Steuern zahlen – vorausgesetzt, sie bleiben fünf Jahre investiert. Die Ausgabe von Mini-Bonds sowie weitere fiskalische Maßnahmen haben dem Segment in der Vergangenheit stark geholfen.Lambiase hebt darüber hinaus die Vorteile für Kleinunternehmen hervor, die sich für das AIM-Segment entscheiden. “Die börsennotierten Unternehmen werden sichtbarer für Investoren und haben mehr Mittel für Investitionen in Innovationen und eine internationale Expansion.” Dass die Notierung in diesem Segment weniger kompliziert sei als bei der “normalen” Börse, helfe auch. Dennoch dauere es bis zu acht Monate von der Entscheidung zum Börsengang bis zur Realisierung des Vorhabens. Zuletzt haben sich verstärkt Unternehmen aus dem Industrie- und Life-Style-Bereich sowie Spacs (Mantelgesellschaften) für AIM entschieden. “Wenn Italiens Wirtschaft so stark wüchse wie die Unternehmen des AIM-Segments, wäre das ein Segen für das Land”, meint Lambiase lächelnd. Zwar gingen die Kurse 2018 auch hier zurück – aber weniger stark als an der “großen” Börse. Sie sieht noch großes Potenzial für AIM. In fünf Jahren könnte das Segment 300 bis 350 börsennotierte Unternehmen zählen, meint sie.