DEUTSCHE BANK LEGT NEUNMONATSBERICHT VOR

Management schraubt Ertragsprognose herunter

Der Umbau des Konzerns bremst die Entwicklung der Einnahmen - Bank glückt dank Kostendisziplin positive Ergebnisüberraschung im dritten Quartal

Management schraubt Ertragsprognose herunter

Der im April angekündigte Umbau der Deutschen Bank hinterlässt in der Ertragsrechnung des Instituts tiefere Spuren als vom Management bisher angenommen. Den Ausblick aufs Gesamtjahr muss die Bank daher korrigieren. Das Ergebnis im dritten Quartal hat die Erwartungen des Marktes weit übertroffen.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank bleibt in einer Abwärtsspirale aus fallenden Einnahmen, rückläufigen Ergebnissen und entsprechendem Kostensenkungen sowie Profitabilitätsdruck gefangen, obwohl sie im dritten Quartal ihr Kostenziel erreicht und mit ihrem Gewinn die Konsensprognose deutlich überboten hat. Das Problem liegt nun mehr wieder in einem offenbar nicht endenden Ertragsabschwung, und zwar auf breiter Front. So hat das Institut am Mittwoch bei Präsentation der Zahlen fürs dritte Quartal seinen Ertragsausblick fürs Gesamtjahr heruntergeschraubt. Hatte die Bank im Zwischenbericht per Ende Juni noch geschrieben, dass die Erträge gegenüber dem Vorjahr “im Wesentlichen unverändert bleiben” dürften, so ist nun davon die Rede, dass die Einnahmen “in einem weiterhin robusten gesamtwirtschaftlichen Umfeld leicht zurückgehen werden”. Darin schlägt sich auch die aktuelle Einschätzung zu den Effekten der im April angekündigten Veränderungen im Investment Banking nieder, wie das Institut erklärt. Damit hat das Management implizit eingeräumt, dass es die Auswirkungen des Umbaus aufs operative Geschäft offenbar unterschätzt hat.Zugleich stellt es mit der Reduktion ihres Ertragsausblicks bei Licht besehen nur das Offensichtliche fest, liegen die Erträge der Bank im jüngsten Neunmonatszeitraum doch bereits rund 1 Mrd. Euro oder 5 % unter jenen des Vorjahres. Im dritten Quartal ist es binnen Jahresfrist um 9 % und gegenüber dem zweiten Quartal um 6 % mit den Einnahmen abwärts gegangen. Vor Sonderposten ergab sich der Bank zufolge binnen Jahresfrist ein Minus von 5 %.Besonders beunruhigend: Mit Ausnahme des Aktienemissionsgeschäfts hat dabei jeder einzelne operative Geschäftsbereich Mindereinnahmen verzeichnet, auch jene, die vom Umbau im Investment Banking gar nicht direkt betroffen gewesen sind. So ist die Transaktionsbank hinter den Erwartungen zurückgeblieben, da Kredite sich nicht wie erwartet erholten und Wachstum enttäuscht hat, wie Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärte.Zum Teil strahlten auf die Sparte dabei auch die Turbulenzen rund um den Umbau im Investment Banking ab, wie er erklärte: “Wir arbeiten daran, wieder Ruhe in den Konzern zu bringen.” In der vergangenen Woche informierte die Bank allerdings erst einmal über einen Wechsel an der Spitze des Global Transaction Banking. Im Vergleich zum Vorquartal steigerten allein das Assetmanagement sowie das Privatkundengeschäft im Heimatmarkt den Ertrag, und zwar um 1 % bzw. um 3 %. Im Kerngeschäft, der Investment-Banking-Sparte Corporate & Investment Bank, reduzierten sich die Einnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal derweil um 13 % und gegenüber dem Vorquartal um 15 %. Konzernweit blieben die Erträge 85 Mill. Euro hinter der Konsensprognose zurück. Die Anleger quittierten diese Nachrichten am Mittwoch mit einem kräftigen Kursrutsch.Das jüngste Zahlenwerk hat die Ertragsmisere des Instituts aufs Neue in den Fokus des Marktes gerückt. Nachdem das Management zu Jahresbeginn ihr Kostenziel für 2018 kassiert hatte, trieb Investoren laut einer Umfrage der UBS im August hingegen vor allem die Frage um, ob die Bank ihren Aufwand im Zaum halten könne. Aufwand unerwartet niedrigIn diesem Punkt hat das Institut im dritten Quartal Disziplin gezeigt. Mit 5,578 Mrd. Euro lag der Aufwand um 82 Mill. oder 1,4 % unter dem Vorjahreswert und um 227 Mill. unter der Konsensprognose. So hatte der Markt rund 150 Mill. mehr an Restrukturierungskosten erwartet. Für 2018 strebt das Haus nach Revision ihres Kostenziels im Februar bereinigte Kosten von 23 Mrd. Euro an, mit 17,388 Mrd. hat sie von diesem Betrag nach neun Monaten 75,6 % ausgegeben.In seiner Telefonkonferenz wies Finanzvorstand James von Moltke zudem darauf hin, dass die Bank, im Gegensatz zum vergangenen Jahr, Aufwand für Boni besser über alle vier Quartale verteilt habe, um einen sprunghaften Anstieg dieses Postens im Schlussquartal zu vermeiden. Daher sei das Institut grundsätzlich in der Lage, variable Vergütung zu zahlen. Darüber werde aber erst zum Ende des Jahres entschieden.Letztlich ist der Bank vor allem dank der unerwartet niedrigen Restrukturierungskosten eine veritable positive Ergebnisüberraschung geglückt. Mit 506 Mill. Euro liegt der Quartalsgewinn vor Steuern um 178 Mill. Euro über dem Konsens, nach Steuern hat die Bank mit 229 Mill. die Konsenserwartung um 56 Mill. Euro geschlagen. Zugleich stellen diese Zahlen allerdings Ergebniseinbrüche binnen Jahresfrist um 46 % vor sowie um 65 % nach Steuern dar.Mit diesem Ertrags- und Ergebnisschwund verschlechtern sich ungeachtet der Kostendisziplin gängige Kennziffern. So hat sich die Cost-Income-Ratio des Konzerns binnen Jahresfrist von 83,5 % auf 90,3 % erhöht. Die materielle Eigenkapitalrendite beträgt mit 1,6 % derweil nur mehr gut ein Drittel des Vorjahreswerts von 4,5 %. Schon für 2019 hat der Konzern den Anlegern über 4 % versprochen.Fortschritte hat die Gesellschaft dank einer kräftig schrumpfenden Bilanz und des Risikoabbaus unterdessen in Sachen Kapitalisierung erreicht. Die harte Kernkapitalquote und die Leverage Ratio haben gegenüber dem Vorjahreszeitraum um jeweils 20 Basispunkte auf 14 % sowie auf 4,0 % zugelegt, auch dank des Umbaus kapitalintensiver Aktivitäten im Investment Banking. Auf mittlere Sicht strebt die Bank 4,5 % an bei einer harten Kapitalquote von über 13 %. “Wir haben die Kosten im Griff und verfügen über das Kapital, um wieder wachsen zu können”, erklärte Vorstandschef Christian Sewing am Mittwoch. Ausblick auf 2019 unklarWann dies sein soll, bleibt einstweilen indes unklar. Auf die Frage nach dem Zeitpunkt der erwarteten Ertragswende und seinem Basis-Szenario für 2019 wollte sich Finanzvorstand von Moltke auf Anfrage nicht festlegen. Die Bank konzentriere sich auf das Management der Faktoren, die sie beeinflussen könne, sagte er mit Blick auf die Kosten. Allerdings gab er zu bedenken, dass dem Institut im Schlussquartal ein günstiger Basiseffekt im Vergleich binnen Jahresfrist helfen dürfte. Im Schlussquartal 2017 waren die Erträge gut 1 Mrd. niedriger ausgefallen als in den drei Monaten davor. Zum bisherigen Verlauf im Schlussquartal äußerte sich von Moltke nicht. Man gehe davon aus, das Jahr mit einem Gewinn abzuschließen, erstmals seit 2014, hieß es. Als Bereiche, in welche die Bank investieren wolle, nannte von Moltke das weltweite Leveraged-Finance-Geschäft, in dem die Deutsche Bank mit einem Marktanteil von 5 % bereits führend sei, ferner das Geschäft mit strukturieren Finanzierungen. Bessere Erträge erwarte man im Laufe der Zeit auch im Zinsgeschäft.Das ökonomische Umfeld beurteilte er positiv. Das Wachstum in den USA bleibe hoch und sorge weltweit für Dynamik, ungeachtet des Handelsstreits: “Wir betrachten die financial conditions noch als relativ konstruktiv.” Wie Risikovorstand Stuart Lewis im Interview der Börsen-Zeitung in der vergangenen Woche erklärt hatte, fährt das Haus intern gleichwohl Stresstests, um die Auswirkungen einer ausgedehnten Handelsauseinandersetzung zu analysieren.