CHEFWECHSEL BEI DER DEUTSCHEN BANK

Marcus Schenck zieht die Reißleine

Co-Head des Corporate und Investment Banking gibt Tagesgeschäft bereits an Garth Ritchie ab

Marcus Schenck zieht die Reißleine

Von Karin Böhmert, FrankfurtMarcus Schenck zieht die Reißleine und bleibt nur noch bis zur Hauptversammlung am 24. Mai an Bord der Deutschen Bank. Offiziell leitet er bis dahin zwar noch als Co-Head das Corporate und Investment Banking(CIB) des Instituts, doch das Tagesgeschäft gibt er bereits jetzt an seinen Mitstreiter als Co-Head CIB und neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, Garth Ritchie, ab. Ritchie, Jahrgang 1968, ist seit 22 Jahren bei der Deutschen Bank, wo er verschiedene Positionen im Bereich Handel und Derivate innehatte. 2009 wurde er Co-Head, 2010 alleiniger Leiter des Aktiengeschäfts und im Januar 2016 in den Vorstand der Bank berufen. Hat Schenck letztlich den Machtpoker um die alleinige Führungsspitze der Deutschen Bank verloren? Mag sein, schließlich galt er wie Christian Sewing als einer der Kronprinzen für die Nachfolge von CEO John Cryan, als Schenck und Sewing, der nun an Cryans Stelle rückt, Anfang März vergangenen Jahres zu stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt wurden. Doch die Gründe für Schencks Rückzug dürften eher in dem Geschäft liegen, das er nach einem abermaligen Umbau der Bank zuletzt seit 1. Juli vergangenen Jahres verantwortet, das aber nicht richtig vorankommt. Schließlich habe sich Schenck, wie er in einem internen Brief an die Mitarbeiter schreibt, bereits vor Ostern entschieden und den Aufsichtsrat informiert, zur Hauptversammlung 2018 ausscheiden zu wollen. Vor Ostern kochten aber bereits die Nachfolgediskussionen um CEO Cryan hoch, als bekannt wurde, dass Aufsichtsratschef Paul Achleitner extern einen Kandidaten sucht. Ritchie präzisiert denn auch in seiner aktuellen Mail an die Mitarbeiter, dass sich Schenck “schon seit einigen Wochen” mit dem Gedanken getragen habe, die Bank zu verlassen. Das Führungsteam des Bereichs sei in Schencks Gedanken eingeweiht gewesen, so Ritchie. Für Schenck dürfte das Gezerre um die künftige Ausrichtung des Investment Banking unbefriedigend gewesen sein. Die von diversen Aktionären und auch Analysten geforderten Einschnitte in wenig ertragreiche Bereichen des Geschäfts bis hin zu einem weitgehenden Rückzug aus dem Investment Banking in den USA sowie Forderungen nach einer erkennbaren Kostensenkung stehen im Raum. Große VersprechenSchenck, aber auch Ritchie hatten im vergangenen Sommer ihre Jobs als Co-Chef von CIB denn auch mit dem Versprechen angetreten, in diesem Bereich die Bank wieder voranzubringen, aber gleichzeitig die Komplexität zu reduzieren und Bürokratie abzubauen, um die Kosten deutlich zu senken. Allerdings hatte Schenck dafür einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren veranschlagt. Diese Zeit hat die Bank nicht mehr, die in CIB mit einer Aufwand-Ertrags-Quote von 93 % operiert und an der viele prestigeträchtige Mandate im Investment Banking vorbeigehen, insbesondere seit der Vertrauenskrise in die Solvabilität des Instituts, die schließlich in der 8 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung im Frühjahr vergangenen Jahres mündete.Schenck wurde am 21. Mai 2015 in den Vorstand der Deutschen Bank berufen und war dort für den Bereich Finanzen verantwortlich. Nachdem er im März 2017 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde, verantwortet er seit Juli gemeinsam mit Ritchie den zuvor neu geschaffenen Bereich Unternehmens- und Investmentbank. CIB umfasst die zuvor neu geschaffene Sparte Global Markets sowie das Corporate & Investment Banking und die Transaktionsbank. Bevor er im Januar 2015 zur Deutschen Bank wechselte, war Schenck rund zwei Jahre lang bei Goldman Sachs als Partner und Head of Investment Banking für die Region Europa, Mittlerer Osten, Afrika zuständig. Zu Goldman Sachs war er zurückgekehrt, nachdem er von 2006 bis 2013 Finanzvorstand von Eon war. Für den Energiekonzern hatte er bereits die Milliardenübernahme der britischen Powergen eingefädelt, als er noch das erste Mal für Goldman Sachs arbeitete.Zu Goldman Sachs stieß er 1997 und erklomm dort schnell die Karriereleiter bis zum Partner und Mitleiter des Investment Banking für Deutschland und Österreich (damals zusammen mit Alexander Dibelius). Nach dem Studium der Volkswirtschaft in Bonn und Berkeley (USA) sowie der Promotion in Köln arbeitete Schenck, Jahrgang 1965, zunächst bei der Beratungsfirma McKinsey.