Rückversicherer

Marktunruhe setzt Munich Re zu

Die Munich Re zeigt ein zweigeteiltes Bild. Aufgrund der Turbulenzen an den Kapitalmärkten schrumpft zwar der Gewinn deutlich, die Inflation treibt aber das Beitragswachstum zusätzlich.

Marktunruhe setzt Munich Re zu

sck München

– Die gestiegene Volatilität an den Kapitalmärkten hat bei der Munich Re ins Kontor geschlagen. Der Marktführer im Rückver­sicherungsgeschäft verbuchte im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen Rückgang des Nettogewinns um fast ein Drittel auf 768 Mill. Euro. Die Anleger reagierten auf die Nachricht aber wohlwollend. Im Xetra-Handel gewann die Aktie des Dax-Mitglieds zeitweise 3% auf 233 Euro an Wert. Zuvor legten die Wettbewerber Swiss Re (28. Juli) und die Hannover Rück (3. August) ihre Zahlen fürs zweite Quartal vor.

Trotz des Dämpfers übertraf die Munich Re die Analystenschätzungen. Diese hatten im Schnitt mit einen Überschuss im Frühjahrsquartal von 719 Mill. Euro gerechnet. Der Vorstandsvorsitzende Joachim Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka halten an ihrem Ziel fest, dass im laufenden Jahr der Konzernnettogewinn auf 3,3 (i.V. 2,9) Mrd. Euro steigen soll. Sie begründeten ihre Zuversicht unter anderem mit einem ausreichenden Budget im Bereich Schaden/Unfall-Rückversicherung für mögliche Großschäden in der laufenden zweiten Hälfte 2022 (2,7 Mrd. Euro), insbesondere während der Hurrikan-Saison, die noch bis Mitte November andauert.

Renditen schrumpfen

Dieser Puffer sorgt dafür, dass der Konzern solche externen Belastungen sehr gut abfedern kann. Aufgrund des Gewinneinbruchs im zweiten Quartal verbuchte die Munich Re nach sechs Monaten ein Ergebnis nach Steuern von 1,4 Mrd. Euro. Das ist nahezu ein Fünftel weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (1,7 Mrd. Euro).

Hauptursache dafür war das Kapitalanlageergebnis. Diese Position in der Erfolgsrechnung ging im ersten Halbjahr um 45% auf 2 Mrd. Euro in den Keller. Allein von April bis Juni brach das Resultat aus Kapitalanlagen um die Hälfte auf 971 Mill. Euro ein. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten anlässlich des Zwischenberichts zum 30. Juni sprach Wenning von einer erhöhten Unsicherheit an den Märkten. Als Gründe dafür nannte er neben der steigenden Teuerungsrate und dem Krieg die wachsende Furcht der Anleger vor einer weltweiten Rezession.

Die Rendite aus Kapitalanlagen schrumpfte nach sechs Monaten auf 1,6 (2,9)%, im zweiten Quartal waren es 1,6 (3,1)%. Die Eigenkapitalrendite (annualisiert) fiel auf 11,2 (15)% zurück. Im zweiten Dreimonatsabschnitt erwirtschaftete die Munich Re nur noch 12,3 (19,2)%.

Zu Buchwerten schrumpfte derweil der Bestand an Kapitalanlagen um 17 Mrd. auf 223 Mrd. Euro. Hier waren ebenfalls die Turbulenzen an den Märkten ausschlaggebend.

Die Fortschritte im Beitragswachstum und im operativen Neugeschäft reichten aber nicht aus, den Rückschlag im Kapitalanlageergebnis mehr als auszugleichen. Die Munich Re erzielte nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr ein versicherungstechnisches Ergebnis von 2,5 Mrd. Euro. Das ist ein Zuwachs von 60% oder 948 Mill. Euro. Von April bis Juni steigerte der Konzern diese Erfolgskennziffer um 42% oder 453 Mill. Euro auf über 1,5 Mrd. Euro.

Der CFO sprach in diesem Zusammenhang von einer „erfreulichen Performance“ des Schaden/UnfallRückversicherungsgeschäfts. Mit einem Beitragsvolumen von 16 Mrd. Euro (erstes Halbjahr) macht diese Sparte rund die Hälfte aller Bruttoprämien des Marktführers aus. Die Beiträge des Segments wuchsen nach sechs Monaten um 19%. Neben positiven Währungseffekten (Dollarstärke) trug dazu insbesondere das organische Geschäftswachstum bei.

Inflation treibt Raten an

In ihren turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunden mit Erstversicherern und Großkunden aus der Industrie verzeichnet die Munich Re seit einigen Quartalen teils deutliche Preiszuwächse. Das treibt die operative Marge des weltweit rund 40000 Mitarbeiter zählenden Unternehmens. Wenning sprach davon, dass sich der Aufwärtstrend bei den Raten fortsetze bei einem zugleich zunehmend knappen Angebot vonseiten der Rückversicherer. Die steigende Inflation sorge für einen zusätzlichen Schub, vor allem bei den Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden. In der Erneuerungsrunde zum Juli (Regionen Nord- und Südamerika sowie Australien) steigerte die Munich Re das zum Verhandeln anstehende Volumen um netto 6,4% auf über 4,4 Mrd. Euro.

Das Geschäftsfeld Rückversicherung trug im zweiten Quartal mit erzielten 608 (951) Mill. Euro vier Fünftel zum Konzerngewinn bei. Der Rest entfiel auf die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo.

Moderate Schadenbelastung

Die Großschadenbelastung in der Schaden/Unfall-Rückversicherung entsprach einem Anteil von 7,5 (6,8)% der verdienten Nettobeiträge. Damit lag die Sparte laut Munich Re sowohl im zweiten Quartal als auch im ersten Halbjahr unter dem im langfristigen Mittel erwarteten Wert von 13%. Die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) des Kernsegments ging im zurückliegenden Vierteljahresabschnitt nochmals auf 89,7 (90,1)% zurück. Werte unterhalb der Schwelle von 100% zeigen an, dass Versicherer die Verwaltungskosten und Schadenbelastungen aus den laufenden Beitragseinnahmen mehr als decken können.

Wertberichtigt Seite 6

Munich Re
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr   
in Mill. Euro20222021
Bruttobeiträge32 68329 193
 Rückversicherung22 64619 688
Kapitalanlageergebnis1 9583 624
Technisches Ergebnis2 5021 554
Nettoergebnis1 3761 695
Eigenkapitalrendite, %11,215,0
Kapitalanlagerendite, %1,62,9
Kapitalanlagen (Mrd.)*)223,3234,0
*) BuchwerteBörsen-Zeitung
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