Massiver Einbruch für VW-Finanzdienstleister

Finanzvorstand: Lage in den USA bleibt schwierig

Massiver Einbruch für VW-Finanzdienstleister

Reuters/kb Hamburg/Frankfurt – Die Finanzsparte von Volkswagen bekommt die Coronakrise durch sinkende Neuverträge und höhere Risikokosten zu spüren. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie hätten sich im zweiten Quartal massiv auf das Geschäft mit Kredit- und Leasingverträgen ausgewirkt, sagte Finanzchef Frank Fiedler am Mittwoch anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen. Die Zahl der Neuverträge sei im ersten Halbjahr um 17,4 % auf 3,4 Millionen eingebrochen. In den ersten sechs Monaten brach das operative Ergebnis um 9,8 % auf 1,16 Mrd. Euro ein. Hohe RückstellungenHöhere Kosten für Kredit- und Restwertrisiken im gesamten Portfolio belasteten das operative Ergebnis. Insgesamt standen zur Jahresmitte rund 500 Mill. Euro mehr an Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle und außerplanmäßige Abschreibungen für Restwertrisiken als im Vorjahreszeitraum in den Büchern, vor allem wegen Risiken in den USA. “Im zweiten Halbjahr sehen wir uns weiterhin hohen Unsicherheiten gegenüber”, sagte Fiedler weiter. Für das Gesamtjahr rechne er daher für den Geschäftsbereich mit einem operativen Ergebnis deutlich unter dem des Vorjahres.Bis mögliche Kreditausfälle in den Büchern ankämen, vergingen wegen der Stundung von Kredit- und Leasingraten einige Monate, erläuterte Fiedler. Daher werde die Risikovorsorge frühestens im dritten Quartal fällig. Erst im Schlussquartal entscheide sich, ob VW Financial Services Forderungen in den Wind schreiben und einen Verlust verbuchen müsse.”Wir werden uns zusammen mit den Marken des Konzerns Land für Land vornehmen, weil wir sehr unterschiedliche Effekte haben”, sagte Fiedler. Die Lage in den USA bleibe schwierig. In China, dem größten Absatzmarkt der Wolfsburger, laufe das Geschäft dagegen wieder. In mehreren Ländern bietet VW gemeinsam mit den Marken des Konzerns günstige Finanzierungskonditionen an, um den Bestand an Gebrauchtwagen auf den Höfen der Händler abzubauen. Auch das Geschäft mit Neuwagen wird angekurbelt.Gravierende Rückgänge zeigten die Vertragszugänge im Einzelnen. Besonders hart traf es das Leasinggeschäft, wo im ersten Halbjahr nur noch 786 000 neue Verträge abgeschlossen wurden, das sind 20,4 % weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Die Finanzierung von Fahrzeugen erlebte einen Einbruch um 18,4 % auf 982 000 neue Verträge. An neuen Versicherungsverträgen kamen nur noch 903000 Stück herein, 17,5 % weniger als vor Jahresfrist. An neuen Dienstleistungsverträgen wie Wartung und Verschleiß wurden nur noch 713 000 (- 12,47 %) abgeschlossen.Der Bestand an Finanzierungs-, Leasing-, Dienstleistungs- und Versicherungsverträgen stieg binnen Jahresfrist leicht um 1,8 % auf 21,3 Millionen. Getragen wurde die Entwicklung allerdings im wesentlichen duch die Dienstleistungsverträge, die um 8,5 % auf 4,5 Millionen zulegten. Auch der Bestand an Leasingverträgen wuchs um 2,5% auf 4,6 Millionen, während Versicherungsverträge um 1,1 % auf 5,65 Millionen abschmolzen. Ruf nach staatlicher Garantie In Deutschland, dem größten Einzelmarkt der Volkswagen Finanzdienstleistungen, einem Geschäftsbereich des VW Konzerns, stagnierte der Vertragsbestand per 30. Juni bei fast 6,36 Millionen Stück (Vorjahr: 6,30 Millionen Stück, plus 1,0 %). Der Vertragszugang ging im Vergleichszeitraum hingegen um 17,0 % auf fast 993 000 Stück zurück (Vorjahr: 1,2 Millionen Stück).Fiedler konkretisierte seinen Vorschlag für staatliche Garantien für Leasingkunden. Es gehe um eine Absicherung der Kreditwürdigkeit mittelständischer Firmen, nicht um die der Leasinggesellschaften, stellte er frühere Aussagen richtig. Deren Liquidität sei gesichert.Die Firmenkunden sollten durch Garantien in die Lage versetzt werden, die vorgeschriebene Bonitätsprüfung durch die Leasinggesellschaft zu bestehen. Für einen starken Wiederanlauf der Wirtschaft wäre eine solche Unterstützung nötig, betonte Fiedler.