Mastercard muss 571 Mill. Euro zahlen
fed Frankfurt – Der Kredit- und Debitkartendienstleister Mastercard ist von Europas Wettbewerbshütern zu einer Strafe von mehr als einer halber Milliarde Euro verdonnert worden. Mastercard wird vorgeworfen, durch Vorgaben für den Karteneinsatz Einzelhändlern die Chance genommen zu haben, günstigere Konditionen von Banken aus anderen Ländern des EU-Binnenmarkts zu nutzen. “So wurden die Kosten für Kartenzahlungen künstlich in die Höhe getrieben – zum Nachteil der Verbraucher und der Einzelhändler in der EU”, beklagt Margrethe Vestager, die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin. Zank ums InterbankenentgeltSeit mehr als zehn Jahren streiten die EU-Wettbewerbshüter mit den zwei größten Kartenzahlungsdienstleistern in der EU – Visa und Mastercard – über die Kosten, die die beiden Finanzkonzerne für Transaktionen in Rechnung stellen. Im Kern geht es dabei um das Interbankenentgelt – also den Betrag, den die Bank des Einzelhändlers (“Acquirer”) bei einem Kauf mit Karte der Bank des Einzelhandelskunden und Karteninhabers (“Issuer”) überweisen muss. Diese Kosten werden gemeinhin von den Banken auf den Einzelhändler abgewälzt, der sie wiederum an die Kunden weiterreicht – und zwar auch an jene, die gar nicht mit Karte zahlen.In den vergangenen Jahren sorgte die EU-Behörde Schritt für Schritt dafür, dass die teilweise horrend hohen Interbankenentgelte gesenkt werden mussten. Bis im Dezember 2015 Obergrenzen für dieses Entgelt in der EU und einigen Nachbarstaaten eingeführt wurden, gab es deutliche Preisunterschiede. Mittlerweile dürfen die Interbankengebühren beim Einsatz von Debitkarten 0,2 % des Einkaufspreises und bei Kreditkarten 0,3 % nicht überschreiten.In der Zeit vor Ende 2015 sorgte Mastercard dafür, dass Einzelhändler für das grenzüberschreitende Acquiring mehr Geld zahlen mussten, als wenn sie günstigere Angebote von Banken in anderen EU-Mitgliedstaaten genutzt hätten – da ihnen dies durch die Mastercard-Vorgaben verboten war. Genau für diesen Verstoß gegen EU-Regeln muss Mastercard nun eine Strafe von 571 Mill. Euro berappen. Es wäre eigentlich sogar noch ein Schnaps mehr gewesen, aber da das Unternehmen das Vergehen gestanden hat und die Buße akzeptiert, konnte die Kartenfirma von dem in solchen Fällen üblichen 10-Prozent-Rabatt profitieren.Mastercard erklärte, es seien keine Anpassungen in der laufenden Geschäftspraxis notwendig, weil sie bereits entsprechend umgestellt sei. Auch habe das Unternehmen schon Rückstellungen für die als “Altlast” bezeichnete Strafe gebildet.Ganz zu Ende ist die jahrelange Kontroverse zwischen Mastercard und Visa auf der einen und der EU-Kommission sowie den Einzelhandelsverbänden und Verbraucherschützern auf der anderen Seite aber selbst mit dem Strafgeld noch nicht. Denn gestritten wird noch um Entgelte für Transaktionen mit Karten, die in Ländern jenseits der EU ausgegeben wurden.