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McEwan räumt Chefsessel der Royal Bank of Scotland

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 26.4.2019 Als Ross McEwan (61) vor sechs Jahren seinen Job als Chief Executive der Royal Bank of Scotland (RBS) angetreten hat, wollte diesen Job kaum jemand haben. Der damalige Schatzkanzler George...

McEwan räumt Chefsessel der Royal Bank of Scotland

Von Andreas Hippin, LondonAls Ross McEwan (61) vor sechs Jahren seinen Job als Chief Executive der Royal Bank of Scotland (RBS) angetreten hat, wollte diesen Job kaum jemand haben. Der damalige Schatzkanzler George Osborne hielt McEwans Vorgänger Stephen Hester an der kurzen Leine. Eine Privatisierung der in der Krise eingegangenen Staatsbeteiligung zeichnete sich nicht ab. Und obwohl der Neuseeländer mit dem schottisch klingenden Namen bei der RBS die lang ersehnte Wende herbeigeführt hat, werden in den lokalen Finanzmedien bislang keine Kandidatenlisten für seine Nachfolge geführt. Der Chefsessel einer Bank, die sich weiterhin mehrheitlich (62 %) im Staatsbesitz befindet, ist eben weit weniger gut gepolstert als bei einem privaten Institut.Vor einem Jahr hatte McEwan durchblicken lassen, dass er noch eine Weile im Amt bleiben will. Der ehemalige RBS-Finanzchef Ewen Stevenson, der als interner Kandidat gegolten hatte, wechselte daraufhin zur HSBC. Einen Tag vor der Hauptversammlung hat McEwan nun angekündigt, sein Amt niederzulegen. Dem Board bleiben zwölf Monate für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger, aber vermutlich wurde er von der Ankündigung McEwans nicht überrascht. Intern gilt Alison Rose, Chefin des Firmenkundengeschäfts, als aussichtsreichste Kandidatin. Auch dem Chef des Retail-Geschäfts, Les Matheson, werden Ambitionen nachgesagt. Und Katie Murray, Stevensons ehemalige Stellvertreterin, die Anfang Januar zum Chief Financial Officer aufrückte, käme vielleicht in Frage. Sie war an der Abarbeitung der Altlasten ebenso beteiligt wie an der Rückkehr in die Gewinnzone und der Wiederaufnahme der Ausschüttungen.Der Nachfolger McEwans wird über die Umsetzung der strikten Trennung von Retail-Geschäft und riskanteren Geschäften (Ringfencing) wachen müssen. Auf eine rasante Kursentwicklung darf er nicht hoffen, denn Schatzkanzler Philip Hammond hat vor, die verbliebene Staatsbeteiligung binnen fünf Jahren komplett abzuverkaufen.Die RBS könnte ihm dabei behilflich sein. Die Anteilseigner haben den Rückkauf von bis zu 4,99 % der Anteile vom Schatzamt bereits abgesegnet. Das Institut hat seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr verdoppelt und schmeichelte den Aktionären mit einer unerwartet hohen Sonderdividende. Die Wertberichtigungen auf Problemkredite sind niedrig. McEwan geht zum richtigen Zeitpunkt, um behaupten zu können, er habe seine Mission erfüllt. Streit um AltersvorsorgeDabei ist er alles andere als unumstritten. Auf der Hauptversammlung wird es heute um seine Bezüge für die Altersvorsorge gehen. Der Corporate Governance Code empfiehlt, dass Topmanagern gemessen an den bisherigen Bezügen nicht mehr für die Altersvorsorge gezahlt werden sollte als der Mehrheit der Beschäftigten. McEwan erhält 350 000 Pfund, was mehr als einem Drittel seines Gehalts entspricht. Die Fondslobby Investment Association hatte Unternehmen empfohlen, nicht mehr als 25 % des Gehalts zur Altersvorsorge des Führungspersonals beizusteuern, und hat angekündigt, gegen Vergütungsmodelle, die darüber liegen, zu stimmen.Es verwandelte sich nicht alles in Gold, was McEwan anfasste. Der Versuch, Brüsseler Auflagen für Staatshilfen während der Finanzkrise nachzukommen, wurde zum Debakel. Der Verkauf von mehr als 300 Filialen an Santander scheiterte bereits im Oktober 2012. Dann sollten sie unter der Traditionsmarke Williams & Glyn ausgegliedert und an die Börse gebracht werden, was sich schließlich als unmöglich erwies. Die Bank musste die noch vor dem geplanten Initial Public Offering an ein Private-Equity-Konsortium ausgegebenen Wandelanleihen mit der Option, sie beim Börsengang in eine “signifikante Minderheitsbeteiligung” an Williams & Glyn zu tauschen, zurücknehmen. Erneute Verhandlungen mit Santander platzten. Am Ende musste die RBS knapp 800 Mill. Pfund in Programme einzahlen, die ihren Wettbewerbern aus der Banken- und Fintech-Branche zugutekommen, um Brüssel zufriedenzustellen.