Bankenkonsolidierung in Italien

Mediobanca verschiebt Hauptversammlung

Die Mailänder Investmentbank Mediobanca hat ihre Hauptversammlung auf September verschoben. Die mehrheitliche Zustimmung der Aktionäre zur geplanten Übernahme der Banca Generali war mehr als unsicher.

Mediobanca verschiebt Hauptversammlung

Konsolidierung in Italien

Mediobanca verschiebt Hauptversammlung

Widerstand gegen geplante Übernahme der Banca Generali – Italienischer Bankenkonsolidierungsprozess gerät ins Stocken

Von Gerhard Bläske, Mailand

Der Verwaltungsrat der Investmentbank Mediobanca hat die für diesen Montag geplante Hauptversammlung kurzfristig auf den 25. September verschoben. Ursprünglich hatten die Aktionäre über das Übernahmeangebot für die Banca Generali abstimmen sollen, an der der italienische Versicherungskonzern 50,2% hält.

Klärungsbedarf seitens der Aktionäre

Als Grund nannte Mediobanca Klärungsbedarf seitens mehrerer großer Aktionäre, die sowohl an Mediobanca als auch an der Generali beteiligt sind. Sie wollten Klarheit über die Zukunft bestehender Vertriebsvereinbarungen für Generali-Produkte. Außerdem zeichne sich keine klare Mehrheit für das Vorhaben ab, das Mediobanca-Chef Alberto Nagel durch die Abgabe der 13,1-prozentigen Beteiligung an Generali finanzieren will.

Der Versicherungskonzern hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass er die Offerte und ihre Konsequenzen prüfen wolle. Schließlich würde Generali-Chef Philippe Donnet mit dem Rückzug von Mediobanca einen zentralen Aktionär verlieren. Man wolle den Betroffenen die Möglichkeit geben, die Situation zu analysieren, teilte die Mediobanca mit. An einer Übernahme später im Jahr hält das Institut trotz der Verschiebung jedoch fest.

Mehrheit bröckelt

Eine Mehrheit für die Übernahmepläne war zuletzt zunehmend unsicher geworden. Zwar betont Mediobanca, dass die meisten institutionellen Anleger, Stimmrechtsberater und ein Zusammenschluss von Aktionären, der etwa 11% der Anteile hält, den Plan unterstützten würden. Doch dann stockte Francesco Caltagirone seine Beteiligung an der Investmentbank von 7 auf 10% auf. Der Bauunternehmer ist ein erklärter Gegner der Übernahmepläne.

Auch sonst gab es Verschiebungen im Mediobanca-Aktionariat. So hat Unicredit die Mediobanca-Beteiligung auf 4% aufgestockt, zum Teil für Dritte. Eine Reihe von weiteren Aktionären, die teilweise der Regierung nahestehen oder von Regierungsaufträgen abhängig sind, hatte zuletzt ebenfalls Anteile erworben. Da die Investmentholding Delfin, die 19,8% an Mediobanca hält, sich enthalten will, zeichnete sich eine Ablehnung der Übernahmepläne ab.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Hintergrund des Kampfes um die Banca Generali sind die Pläne von Monte dei Paschi (MPS), Mediobanca für rund 13 Mrd. Euro zu übernehmen. Denn durch die Übernahme der Banca Generali durch Mediobanca entstünde ein großer italienischer Vermögensverwalter. Ohne eine substanzielle Aufstockung der Offerte dürfte es daher für MPS schwierig werden, bei Mediobanca zum Erfolg zu kommen. Die MPS-Aktionäre Caltagirone und Delfin unterstützen die Offerte für die Mediobanca. Das gilt auch für den italienischen Staat, der 11,7% an MPS hält.

Die Affäre hat inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Mailand auf den Plan gerufen. Sie ermittelt wegen des Verkaufs eines 15-prozentigen MPS-Anteils in Staatshand, der im vergangenen November auf dem Wege eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens an Delfin, Caltagirone, die Bank BPM und Anima ging. Die Ermittler bezweifeln die Rechtmäßigkeit dieses Verfahrens, dem die EZB und die Kartellbehörden noch zustimmen müssen. Beobachter werfen auch die Frage auf, weshalb Rom zwar der Unicredit strenge Vorgaben für die geplante BPM-Übernahme gemacht hat, sich aus den Übernahmeplänen von MPS für Mediobanca bislang herausgehalten hat.

Konsolidierung in zentraler Phase

Stefano Caselli, Dekan der Mailänder Bocconi School of Management, sieht das „ernsthafte Risiko, dass sich keine der Operationen realisieren lässt. Das wäre sehr schade.“ Der Börsen-Zeitung sagte er, diese Gefahr bestehe nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa. Caselli hält eine Konsolidierung im Bankensektor für dringend notwendig. Die Widerstände seien so groß, weil die Konsolidierung nun „in eine zentrale Phase eingetreten ist“.

Mediobanca-Chef Alberto Nagel weht bei der geplanten Übernahme der Banca Generali der Wind ins Gesicht. Die italienische Regierung hat andere Pläne mit Mediobanca – und mobilisiert Widerstand im Aktionariat. Um eine Ablehnung zu verhindern, hat die Investmentbank sich deshalb mehr Zeit ausbedungen.

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