KommentarBASF-Governance

Nicht nach Schema F

Die Wiederwahl von BASF-Aufsichtsratschef Bock zeigt, dass Investoren nicht blind einem Stimmrechtsberater folgen. Doch nach Schema F kann es auch in dem Unternehmen nicht weitergehen.

Nicht nach Schema F

BASF

Nicht nach
Schema F

Von Sabine Wadewitz

BASF-Aufsichtsratschef Kurt Bock ist entgegen der Empfehlung des einflussreichen Stimmrechtsberaters ISS auf der Hauptversammlung wiedergewählt worden. Das Abstimmungsergebnis ist mit 67,94% ernüchternd, es fällt aber sogar einen Hauch höher aus als bei der Wahl Bocks zur ersten Amtszeit 2019, als ISS seine Nominierung noch unterstützt haben soll. Das Resultat zeigt, dass institutionelle Investoren nicht blind nach Schema F den Guidelines eines großen Proxy Advisors folgen, sondern im Einzelfall ihre Interessen prüfen.

Selbstverständlich ist der ehemalige CEO eines Unternehmens im Aufsichtsrat als nicht unabhängig einzustufen, darüber herrscht Einigkeit im Kreis professioneller Anleger. Hier geht es nicht mehr um die Dauer der Abkühlung vom alten Job, auch wenn das deutsche Recht in dem Punkt großzügiger ist. In vielen Aspekten stellen Investoren strengere Anforderungen an die Besetzung von Gremien und Amtszeiten, als es Kodex und Gesetz vorgeben. Die Unternehmen sind gehalten, im Dialog mit ihren Aktionären die Leitplanken immer wieder anzupassen.

Vertrauensvotum für das gesamte Gremium

Kriterien für gute Governance dürfen nicht stereotyp abgehakt werden. So wäre es im Fall der BASF unsinnig gewesen, wenn CEO und Aufsichtsrat zur gleichen Zeit wechseln – zumal der Chemiekonzern konjunkturell schwere Zeiten durchläuft. Dass die Arbeit des Kontrollgremiums insgesamt goutiert wird, zeigt sich im Entlastungsvotum von 93,20%. Fondsvertreter haben in ihren Redebeiträgen auf der HV gleichwohl unmissverständlich klargestellt, dass die Investoren mit der Performance von Unternehmen und Aktie alles andere als zufrieden sind. Die Erwartungen an den neuen CEO – und den nicht unabhängigen Aufsichtsratschef – sind hochgesteckt.

Nach Schema F kann es auch in der BASF nicht weitergehen. Die Tradition, dass der CEO in den Aufsichtsratsvorsitz wechselt, muss das Unternehmen aufgeben. Martin Brudermüller hat an seinem letzten Tag als CEO erfreulicherweise für sich den Schlussstrich gezogen. Er bevorzugt den Aufsichtsratsvorsitz bei Mercedes-Benz.

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