Merkur Bank investiert in die Vermögensberatung
mic München – Die Merkur Bank strebt nach der Kapitalerhöhung weiteres Wachstum jenseits der Bauträgerfinanzierung an. “Wir sind in einer investiven Phase”, sagte Geschäftsführer und Komplementär Marcus Lingel der Börsen-Zeitung. Vor allem im Geschäft mit Unternehmenskrediten und in der Vermögensberatung wollen die Münchner zulegen. Die Produktpalette werde erneuert, der Marktauftritt verändert und das Marketing intensiviert. “Wir investieren viel Geld, um bekannter zu werden”, sagte Lingel. Das Ziel sei es, als Unternehmer-Bank wahrgenommen zu werden: “Dies ist das größte Differenzierungsmerkmal, das wir haben.” Die Bank richte sich als unternehmerische Bank an Unternehmerpersönlichkeiten. Bauträgergeschäft floriertIm Firmenkreditgeschäft habe die Bank das Volumen im vergangenen Jahr von 164 Mill. Euro auf rund 190 Mill. Euro erhöht, sagte Lingel. Mittelfristig wolle er Kredite in Höhe von rund 250 Mill. Euro in den Büchern haben. “Der größte Wachstumsbereich aber ist die Geldanlage”, erklärte der Bank-Chef. Vor fünf Jahren habe die Merkur Bank dort rund 30 Mill. Euro unter ihren Fittichen gehabt. Zum Ende des vergangenen Jahres seien es 240 bis 250 Mill. Euro gewesen nach 210 Mill. Euro im Vorjahr, und in vier bis fünf Jahren peile er 450 bis 500 Mill. Euro an. “Wir haben uns auf die Beratung spezialisiert”, sagte Lingel. Eigene Produkte habe die Bank nicht entwickelt, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Der jüngste Sprung in der Geldanlage sei gelungen, obwohl die Bank im vergangenen Jahr vier der neun Filialen geschlossen habe. Wichtig für die Kunden sei, dass mit rund 30 Beschäftigten die Kompetenz vorgehalten werde: “Angesichts der Krisen rundum spielt Vertrauen eine immer größere Rolle.”In der Bauträgerfinanzierung hat die Bank dagegen nach Meinung von Lingel den Wachstumssprung schon im vergangenen Jahr vollzogen. Das Volumen sei von 730 Mill. Euro auf 760 bis 770 Mill. Euro gestiegen: “Das ist eine ganz schöne Hausnummer für uns.” Rund 200 Mill. Euro davon seien an sechs Partner ausplatziert worden. Die Leasing-Sparte habe ein weitgehend unverändertes Neugeschäft von 100 bis 110 Mill. Euro gebracht. “Mehr Volumen bringt hier nicht unbedingt mehr Ertrag”, erklärte Lingel. Das Gesamtkreditvolumen betrage 850 Mill. Euro, die Bilanzsumme habe die Grenze von 1 Mrd. Euro überschritten. Das Sinken der Zinsspanne von 2,37 % auf 2,25 % begründete Lingel mit dem zunehmenden Wettbewerb. Für das angelaufene Jahr ist das Ziel von Lingel, das Ergebnis pro Aktie zu steigern. Das Kostenmanagement spiele dabei eine wichtige Rolle, weil es Wachstum mit der aktuellen Zahl von rund 190 Beschäftigen erlaube. Den Aktionären avisiert Lingel, dass die mittelfristig angekündigte Ausschüttungsquote von 50 % nach der Kapitalerhöhung erreicht werden könne. Für das Jahr 2015 waren 43 % des Bilanzgewinns ausgeschüttet worden. Im vergangenen Jahr sei nach vorläufigen Berechnungen das Ergebnis pro Aktie um fast 10 % gestiegen – trotz Kapitalerhöhung. Die Rendite vor Steuern auf das Eigenkapital habe einen Wert von gut 20 % erreicht. Unzufrieden mit AktienkursInfolge der Kapitalerhöhung sei die Kernkapitalquote nach Basel III auf über 9 % gestiegen, sagte Lingel. Sein Ziel sei es, durch Thesaurierung 11 % bis 12 % zu erreichen. Die Gesamtkapitalquote habe man im vergangenen Jahr von 9,2 % auf über 11 % erhöht, auch durch die Dotierung der 340g-Rücklagen. Obwohl der Preis der Kapitalerhöhung mit 7,80 Euro je Aktie deutlich über dem Börsenkurs lag, wurden rund 30 % der durch Lingel garantierten Emission von Dritten gezeichnet. “Ich sehe mehr Potenzial in dieser Bank”, betonte der Geschäftsführer. Der Substanzwert liege bei 8,50 Euro je Aktie. Unverändert unzufrieden ist er daher mit dem Aktienkurs. Die Merkur Bank werde mit der Branche, die aufgrund der niedrigen Zinsen erhebliche Probleme habe, zu Unrecht in einen Topf geworfen.