Milliardenforderungen gegen Mastercard

Massenklage wegen "illegal" erhobener Gebühren in Großbritannien eingereicht

Milliardenforderungen gegen Mastercard

hip London – Mastercard ist zum Ziel der größten Massenklage in der Geschichte Großbritanniens geworden. Wie die Kanzlei Quinn Emanuel mitteilt, geht es um “illegal” erhobene Gebühren von bis zu 14 Mrd. Pfund, die am Ende von britischen Verbrauchern bezahlt werden mussten.Die Kläger werden von Walter Merricks angeführt, der ein Jahrzehnt lang als Chief-Financial-Services-Ombudsmann fungierte. Boris Bronfentrinker und Kate Vernon, beide Partner bei Quinn Emanuel, leiten das zuständige Team von Anwälten. Sie reichten mehr als 600 Seiten beim dafür zuständigen Competition Appeal Tribunal (CAT) in London ein. Schritt hin zur Entschädigung”Die Einreichung der Klage ist der Schritt, damit die Verbraucher dafür entschädigt werden, was Mastercard getan hat”, sagte Merricks. Er sei zuversichtlich, dass die Klage vom CAT zugelassen werde. Es handele sich um einen Wendepunkt, wenn es um die Entschädigung von Verbrauchern in Großbritannien gehe. Nachdem Mastercard bereits einen jahrelangen Rechtsstreit mit der EU-Kommission verloren habe, gehe es eigentlich nur noch darum zu belegen, in welchem Maße die Verbraucher unter dem “wettbewerbsfeindlichen” Verhalten von Mastercard gelitten hätten. Gerchen Keller mit im BootSetzen sich die Kläger durch, winkt den 40 Millionen Betroffenen, die zwischen 1992 und 2008 die Dienste von Mastercard in Anspruch genommen haben, eine Zahlung von bis zu 450 Pfund pro Kopf. Es handelt sich um eines der ersten Verfahren nach dem neuen Verbraucherschutzgesetz. Die Kläger vertreten demnach alle Geschädigten bis auf diejenigen, die sich explizit dagegen aussprechen. Der US-Prozessfinanzierer Gerchen Keller Capital stellt bis zu 40 Mill. Pfund für das Verfahren zur Verfügung. Mastercard hatte die Vorwürfe bereits im Juli zurückgewiesen. “Nur zu oft sind bei Massenklagen die Anwälte die einzigen Gewinner”, hieß es damals in einem vom Chefsyndikus mit dem Chef der Landesgesellschaft verfassten Blogeintrag (vgl. BZ vom 7. Juli). Dennoch habe der Kreditkartenanbieter Unterlagen – Zeugenaussagen und Expertenberichte – eingereicht, die es den Klägern ermöglichten, “bereits zu diesem frühen Zeitpunkt das Volumen der Forderungen auf 14 Mrd. Pfund zu beziffern”, sagte Bronfentrinker.Er rechne damit, dass das Hauptverfahren 2018 eröffnet wird, falls es bis dahin nicht zu einer außergerichtlichen Einigung kommt. Mastercard habe vor englischen Gerichten selbst damit argumentiert, dass unrechtmäßige Gebühren an die Verbraucher weitergereicht wurden, als sich der Finanzdienstleister gegen Klagen von Einzelhändlern verteidigte. Dennoch habe Mastercard keine Anstrengungen unternommen, die Verbraucher auf freiwilliger Basis zu entschädigen. Auf das Angebot, den Konflikt außergerichtlich zu lösen (Alternative Dispute Resolution, ADR), habe man keine Antwort erhalten. Kartenanbieter wehrt sichOffenbar sei die Sorge über die Klage bei Mastercard so groß, dass man sich statt von seinen üblichen Anwälten von Freshfields Bruckhaus Deringer vertreten lasse. Nachdem die Klage nun eingereicht sei, werde man sich Zeit für eine genaue Prüfung nehmen, hieß es von Seiten des Kreditkartenanbieters. Man halte sie weiterhin für gegenstandslos und werde sich nach Kräften dagegen zur Wehr setzen. Mark Barnett, President UK & Ireland bei Mastercard, verwies im Gespräch mit BBC Radio 5 Live auf die Vorteile des bargeldlosen Bezahlens. “Die britischen Verbraucher haben von der Möglichkeit, mit Karte zu bezahlen, enorm profitiert, etwa beim Einkauf im Internet. Wenn die Ware nicht ankommt, sind sie geschützt.”