Branchenzahlen vorgelegt

Milliardenverlust für Autoversicherer

Die Versicherungswirtschaft steht angesichts der inflationsbedingt drastisch steigenden Schadensummen unter Ertragsdruck. Die Autoversicherer sind tief in die roten Zahlen gerutscht.

Milliardenverlust für Autoversicherer

Milliardenverlust für Autoversicherer

Assekuranz wächst 2023 erneut nur minimal – Plädoyer für Public-Private-Partnerships

Die Inflation hat die Ergebnisse der Schadenversicherer im vergangenen Jahr beträchtlich angeknabbert. Die Kfz-Versicherung wird voraussichtlich auch 2024 rote Zahlen schreiben. Der Branchenverband GDV erwartet aber stärker wachsende Beitragseinnahmen als zuletzt.

ak Düsseldorf

Die deutschen Autoversicherer haben 2023 einen Milliardenverlust eingefahren. Das versicherungstechnische Defizit fiel mit rund 3 Mrd. Euro noch einen Tick höher aus als im Sommer prognostiziert. Das geht aus der Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor, der am Donnerstag Jahreszahlen für die Branche vorlegte.

Preiserhöhungen reichen nicht

Die Schaden-Kosten-Quote der mit Abstand größten Sparte in der Schaden- und Unfallversicherung schoss auf 110% in die Höhe. Die inflationsbedingt gestiegenen Preise für Autoreparaturen konnten durch zuletzt noch sehr moderate Beitragserhöhungen der Kfz-Versicherer bei Weitem nicht aufgefangen werden. Und auch für den laufenden Turnus sieht GDV-Präsident Norbert Rollinger, im Hauptberuf Chef der R V, noch keine Gewinne in der Autoversicherung, obwohl er mit einem Beitragszuwachs in dem Segment von 10% rechnet: „Wahrscheinlich wird das Jahr 2024 nicht ausreichen, die Sparte wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.“

Knapp in der Gewinnzone

Insgesamt jedoch hat die Cash-Kuh der Assekuranz, die Schaden- und Unfallversicherung, im vergangenen Jahr die Gewinnzone jedoch erreicht – wenn auch deutlich knapper als in den Vorjahren. Die Schaden-Kosten-Quote erhöhte sich auf 98%, so dass sich der versicherungstechnische Gewinn der Sparte laut GDV mit rund 1,5 Mrd. Euro mehr als halbierte. Um fast 13% kletterten die Leistungen für Schäden, die Beitragseinnahmen legten „nur“ um knapp 7% zu.

Prognosen verfehlt

Das Wachstum der deutschen Versicherungsbranche fiel insgesamt etwas verhaltener aus als noch im Sommer prognostiziert. Das Beitragsvolumen stieg lediglich um 0,6% auf knapp 225 Mrd. Euro. Ende Juli hatte der GDV noch 1,3% prognostiziert. Vor allem die Lebensversicherung bewegte sich durch ein erneut sinkendes Einmalbeitragsgeschäft im Rückwärtsgang – das dritte Jahr in Folge. Die Beiträge sanken um gut 5%. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zeigte sich für 2024 optimistischer. „Der Bodensatz bei den Prämien in der Lebensversicherung dürfte 2024 erreicht sein“, prognostizerte er und sprach von einer erwarteten Stagnation der Einnahmen. Für die gesamte Versicherungswirtschaft geht der GDV in diesem Jahr von einem Beitragsplus von 3,8% aus.

Gesetzgeber im Fokus

Mit Spannung blicken die Versicherer insbesondere in der Lebensversicherung auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Mit der Fokusgruppe Altersvorsorge beim Finanzministerium war 2023 Bewegung in die Debatte um die Reform der geförderten privaten Absicherung gekommen, mit der die umstrittene Riester-Rente überarbeitet oder abgelöst werden soll. Der GDV erwartet ein Gesetzgebungsverfahren für den Sommer und hat vor allem Wünsche, die die Auszahlungsphase betreffen. Der Verband plädiert für eine Priorisierung lebenslang gezahlter Renten.

Auch in der betrieblichen Altersvorsorge tut sich etwas. Das Arbeitsministerium werde voraussichtlich im Frühjahr eine kleine Novelle des Betriebsrentenstärkungsgesetzes vorlegen, so Asmussen. Der GDV hofft auf eine Ausweitung des Sozialpartnermodells. Das bislang wenig etablierte Modell bekommt jedoch von Arbeitnehmerseite viel Gegenwind: Im Oktober erst votierte der Gewerkschaftstag der IG Metall gegen Modelle ohne Garantien wie das Sozialpartnermodell.

Staatshaftung für Naturschäden

Auch in der Schadenversicherung sucht der GDV die Nähe zur Politik. Rollinger und Asmussen unterstrichen das Ansinnen, bei weiteren Risiken öffentlich-private Partnerschaften einzugehen. Für Naturgefahren, bei denen sich der Verband gegen eine Elementarpflichtversicherung ausspricht, fordert der GDV Staatshaftungen bei Naturkatastrophen mit Schäden jenseits der 30 Mrd. Euro.

Für Cyberrisiken würden die Versicherer ebenfalls gerne eine Public-Private-Partnership (PPP) eingehen. Doch beides sei eher perspektivisch und in diesem Jahr nicht realistisch, sagte Asmussen. Bei der bereits existierenden Kooperation von Versicherern und Staat in der Terrorversicherung über die Gesellschaft Extremus rechnet Asmussen in diesem Jahr mit einer Prolongation. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands bekundete seinen Willen, auch nach Ablauf seines aktuellen Vertrages 2025 sein Amt beim GDV zu behalten.

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