FINANZEN UND TECHNIK - IM GESPRÄCH: OLIVER NAEGELE

Mobilität via Blockchain

Blockchain-Helix-Gründer über Identitätsmanagement sowie Vertragswerke für Mensch und Maschine

Mobilität via Blockchain

Blockchain Helix entwickelt auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie eine Plattform für digitales Identitätsmanagement. Wie Gründer und CEO Oliver Naegele darlegt, ist vor kurzem ein wichtiger Meilenstein bei einem Projekt mit Daimler Mobility erreicht worden.Von Franz Công Bùi, FrankfurtDas Frankfurter Start-up Blockchain Helix entwickelt auf Basis der Blockchain eine Plattform für digitales Identitätsmanagement, die einen “hochsicheren, vertrauensvollen, digitalen Wirtschafts- und Gesellschaftsraum” bilden soll. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet Gründer und CEO Oliver Naegele, dass vor kurzem ein wichtiger Meilenstein bei einem Projekt mit Daimler Mobility, ehemals Daimler Financial Services, erreicht wurde.Gemeinsam mit den Start-ups Riddle & Code, Evan Network und 51 Nodes habe Blockchain Helix bei der von der Daimler-Tochter initiierten “Mobility Blockchain Platform” eine 100-Tage-Challenge im Rahmen der “Start-up-Autobahn” absolviert, bei der eine funktionierende Lösung präsentiert werden sollte anstelle der bisher im Blockchain-Bereich vorherrschenden akademischen Ansätze und Proofs of Concept.Auf der Plattform sollen künftig Fahrdienstleister, etwa Taxi- oder Carsharing-Anbieter, Services via “Click & Drive” anbieten können. Das Identitätsmanagement hierfür inklusive Anmeldung und Bezahlung soll über eine Lösung von Naegeles Start-up abgewickelt werden, die zum Beispiel ermöglichen soll, dass jemand ein Auto per Mobil-App anmietet und direkt vor Ort “Instant Access”, also Zugang dazu, erhält. Dabei sollen die Nutzer automatisch verifiziert und ausschließlich notwendige Informationen direkt weitergegeben werden. Blockchain Helix liefere dazu die Digital User Identity über die eigens entwickelte Helix ID, mit der die Nutzer und für ein Carsharing relevante Merkmale wie Führerschein, Alter etc. rechtsgültig überprüft werden.Riddle & Code habe parallel hierzu eine Vehicle Identity entwickelt für das Internet der Dinge (IoT), so dass auch ein Fahrzeug Transaktionen signieren kann. Hinzu komme noch eine Corporate Identity in dem Sinne, dass ein Unternehmen als teilnehmende Entität für das Vertrauensnetzwerk bestehend aus “Know Your Customer” (KYC), “Know Your Vehicle” und “Know Your Partner” identifiziert werde, damit eine Interaktion möglich ist.Innerhalb dieses Systems seien die Daten der Teilnehmer pseudonymisiert, nicht anonymisiert. So könne man zwischen Parteien, die sich nicht kennen, Vertragswerke mit allen Legal Obligations, also rechtlichen Voraussetzungen (auch im Sinne der DSGVO) schaffen. Darin integriert seien die Authentifizierung, die Verifizierung und das Signaturwesen, so dass rechtsgültig ein Vertrag unterzeichnet werden könne.Für die nächste Phase von Naegeles Projekt sei geplant, dass weitere Partner dazu stoßen, etwa große Hersteller und Zulieferer, Versicherer und Banken sowie Technologie-Player. Die Idee hinter der Helix-ID-Plattform sei, dass mit offenen Schnittstellen die Blockchain für beliebige Lösungen und Geschäftsmodelle zum Einsatz kommen kann.Was noch hinzukäme, sei die Möglichkeit, mit einem Coin, der in Euro gewechselt werden könne, zu bezahlen. Damit ließe sich ohne Medienbruch sicher sowie pseudonymisiert in Echtzeit bezahlen. Blockchain Helix schaffe hier eine zusätzliche private Abstraktionsschicht, die aus verschiedenen Ebenen bestehe, welche je nach Bedarf hinzugezogen und erweitert werden können, “elastisch in alle Richtungen”, wie Naegele skizziert. Für einen Zigarettenkauf bräuchte ein Automat nur zu wissen, ob der Nutzer über 18 Jahre alt ist. Bei der Vermietung eines Autos müsse übermittelt werden, ob der Nutzer einen Führerschein hat, wie alt er ist, und aus welchem Land er kommt. Für das Onboarding bei einer Bank wiederum sei natürlich eine komplett andere Informationstiefe nötig.Auch wenn bereits jetzt zu 100 % die regulatorischen und rechtlichen Anforderungen erfüllt würden, müsse das System im nächsten Schritt noch “gehärtet” werden, dass es einen Audit-Prozess durchlaufen kann, und skalierbarer gestaltet werden. Bis 2020 solle es eine Version für erste Anwender geben, Mitte dieses Jahres soll es auditiert mit Skalierungseffekten ausgerollt werden.Um Benutzerdaten verifizieren zu lassen, würden die beteiligten Anbieter auf eine Anfrage hin Rückmeldung erhalten, ob die Identität des Nutzers überprüft und in Ordnung sei. Dieser Service erstrecke sich bis hin zum kompletten KYC-Prozess mit den entsprechenden Anti-Geldwäsche-Überprüfungen und werde anteilig pay-per-use abgerechnet.Seit Mai ist der Finlab Eos VC Fund in siebenstelliger Höhe in Blockchain Helix investiert. Damit stehe bis etwa Mitte nächsten Jahres die Finanzierung. Doch da die Burnrate beachtlich sei, werde die nächste Finanzierungsrunde in achtstelliger Höhe bereits anvisiert, während parallel Gespräche über öffentliche Fördermittel geführt würden.