Momentaufnahme
Gerade haben sich die Anleger damit abgefunden, dass europäische Banken im Kapitalmarktgeschäft gegenüber US-Konkurrenten das Nachsehen haben, da scheint sie BNP Paribas eines Besseren zu belehren: Ein knapp zweiprozentiger Anstieg der Erträge in der Sparte Global Markets lässt sich noch als Inflationseffekt wegmoderieren, ein Mehr von 32 % binnen Jahresfrist im Handel mit Festverzinslichen dagegen lässt die Wettbewerber schon eher aufhorchen – vor allem hierzulande. Schließlich hat die Deutsche Bank, neben dem französischen Haus eigentlich das einzige in der Eurozone, das sich noch als Investmentbank versteht, im selben Zeitraum in diesem Geschäftsfeld einen Ertragsknick von 19 % verbucht.Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Erfolg der französischen Bank indes als Momentaufnahme in einem zusehends schwierigen Umfeld. So liegen die Einnahmen von BNP Paribas aus Marktaktivitäten nach dem jüngsten Ertragssprung noch immer 13 % unter dem Niveau zu Beginn 2017. Im Falle der Deutschen Bank sind es zwar 24 %. Den Rivalen aus Paris deshalb als Gewinner darzustellen, wäre aber übertrieben.Tatsächlich setzen beiden Instituten die langfristigen Trends im Handelsgeschäft zu: Die Kapitalanforderungen sind gestiegen, die Margen entsprechend geschrumpft; zudem haben Banken in großem Stil Orders an neue Plattformbetreiber verloren. Wer da keine Nische besetzt oder dank schierer Masse Skaleneffekte erzielt, auch um Investitionen in Technologie zu bestreiten, hat es schwer. Die Größenverhältnisse bringen US-Häuser nun einmal tendenziell in Vorteil, auch wenn diese im Startquartal wegen sich zurückhaltender Kunden ebenfalls im Handel weniger verdienten.Nun kommt es auch darauf an, wie eine Bank mit dem Ertragsschwund umgeht. BNP Paribas hat, nachdem das Kapitalmarktgeschäft im Schlussquartal 2018 rote Zahlen geschrieben hatte, den Sparkurs verschärft, einige Geschäfte gekappt und andere auf den Prüfstand gestellt, obwohl die Bank im gesamten Investment Banking noch in der Gewinnzone operierte. Die Deutsche Bank nahm zwar schon bei Amtsantritt ihres Chefs Christian Sewing im vergangenen Jahr Kürzungen vor allem in den USA vor. Nachdem ihr Investment Banking aber, wie schon im Schlussviertel 2018, selbst im traditionell starken Startquartal rote Zahlen geschrieben hat, wird es nicht mehr lange dauern bis zur Erkenntnis, dass diese Einschnitte nicht ausreichen. Diese Erfahrung ist längst keine Momentaufnahme mehr.