Rückversicherer

Monte Carlo wirft Schatten voraus

A.M. Best bestätigt einen positiven Ausblick für die globale Rückversicherungsbranche. Fitch und Moody's hingegen verweisen auf Herausforderungen durch soziale Inflation und Naturkatastrophen.

Monte Carlo wirft Schatten voraus

Monte Carlo wirft Schatten voraus

Ratingagenturen blicken vor Branchentreff skeptisch auf Rückversicherungsbranche

tl Frankfurt

Die Lageeinschätzung für die globale Rückversicherungsbranche ist bei den großen Ratingagenturen zwar sehr ähnlich. Die Auswirkungen auf die Ratings unterscheiden sich aber. Anlass der neuen Berichte von S&P, Moody's, Fitch und A.M. Best ist das jährliche Rückversicherungstreffen in Monte Carlo vom 6. bis 10. September.

A.M. Best bestätigt ihren „positiven“ Ausblick für die globale Rückversicherungsbranche vom November 2024. Positiv hebt die auf Versicherer spezialisierte Ratingagentur die gute Kapitalisierung der Gesellschaften, ihre solide Zeichnungspolitik, ihr verbessertes Kapitalanlageergebnis und ihre Fortschritte im Risikomanagement durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz und des datengetriebenen Underwritings hervor. Als Herausforderungen gelten für A.M. Best, aber auch für Fitch und S&P die soziale Inflation – also steigende Schadenforderungen, die über die normalen wirtschaftlichen Inflationsraten hinausgehen und auf gesellschaftlichen, prozessualen und rechtlichen Trends beruhen. Das macht sich etwa in stetigen, hohen Reservedotierungen für US-Haftpflichtrisiken bemerkbar. S&P-Analyst Johannes Bender bezifferte diese allein für 2024 auf 6 Mrd. Dollar.

Auch die immer häufigeren und schadenträchtigeren Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel bedingt sind, sehen alle Ratingagenturen als große Herausforderung für die Rückversicherer an. 2025 ist bereits zur Jahresmitte insbesondere durch die Feuerstürme in und um Los Angeles die Hälfte des Großschadenbudgets der Rückversicherer aufgebraucht. Schließlich werden auch die geopolitischen Risiken und die sich daraus ergebenden volatileren Kapitalmärkte als mögliche Stolpersteine genannt.

S&P mit stabilem Ausblick

S&P bleibt bei ihrem „stabilen“ Ausblick für den Sektor. Treiber sind für S&P-Analyst Johannes Bender die weiterhin guten Ertragsaussichten sowohl in der Versicherungstechnik, als auch in der Kapitalanlage, wenn auch etwas niedriger als 2023 und 2024, aber hoch genug, um die Kapitalkosten zu verdienen. Hinzu komme die weiter verbesserte Kapitalausstattung, die helfe, sich gegenüber Stressszenarien zu wappnen. „Allerdings werden nach unserer Sicht die Preise 2026 vor allem in kurzfristigen Versicherungsverträgen und da vor allem in der Feuerversicherung mit etwa 5 Prozentpunkten global weiter zurückgehen – ähnlich wie 2025“, sagte er in einem Pressegespräch am 2. September auch mit Blick auf das große Angebot. Bei den Bedingungswerken zeige die Branche eine hohe Disziplin, die – so die Erwartung von S&P – in der 2026er-Erneuerung anhalten werde. „Auch bei Selbstbehalten und Mehrjahresverträgen ist die Branche weiterhin zurückhaltend.“

Fitch wiederum nimmt die schwächeren, aber noch gesunden operativen Geschäftsergebnisse der Branche zum Anlass, den Sektor-Ausblick von „neutral“ auf „deteriorating“ zu senken. Hier schlagen weiter die großen Kapazitäten und der entsprechend steigende Wettbewerb mit sinkenden Preisen zu Buche sowie die Naturkatastrophen und die soziale Inflation.

Auch Moody`s verweist bei ihrer Herabstufung von „positiv“ auf „stabil“ im Sektor-Ausblick auf Preise und Angebot, die zu Ertragsrückgängen führten. Immerhin seien aber die Erträge aus Kapitalanlagen solide, schreibt die Ratingagentur.