Monte dei Paschi di Siena setzt Misere fort

Neunter Quartalsverlust in Folge fällt unerwartet hoch aus - Neue Onlinebank soll Geschäft beflügeln

Monte dei Paschi di Siena setzt Misere fort

tkb Mailand – Italiens Problembank Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat mit einem unerwartet hohen Verlust negativ überrascht. Zwar fiel der Verlust im ersten Halbjahr mit 353 Mill. Euro geringer aus als per Ende Juni 2013, als ein Minus von 379,4 Mill. Euro verbucht worden war. Analysten hatten aber im Schnitt einen Verlust von nur 279 Mill. Euro erwartet.Im zweiten Quartal fuhr MPS zum neunten Mal in Folge einen Quartalsverlust ein. Der Verlust fiel mit 178,9 Mill. Euro ebenfalls deutlich höher aus als von Analysten erwartet. Da MPS stärker als ihre beiden wichtigsten Rivalen, Unicredit und Intesa Sanpaolo, in Italien verankert ist, hat die Bank aus Siena in besonderem Maße mit faulen Krediten zu kämpfen. Die Wertberichtigungen im Kreditgeschäft nahmen im ersten Halbjahr 2014 um 17 % auf 1,2 Mrd. Euro zu. Die mangelnde Kreditqualität zählt zu den neuralgischen Punkten der Bank. Die Aktien von MPS wurden am Freitag wegen Verlusten von mehr als 10 % vorübergehend vom Börsenhandel in Mailand ausgeschlossen und erreichten mit 1,0112 Euro zeitweise ihr Jahrestief.Bankchef Fabrizio Viola erklärte, dass nicht nur die erhöhten Rückstellungen, sondern auch die negative Konjunkturentwicklung ausschlaggebend für die roten Zahlen waren. Im Geschäftsplan für 2014 bis 2018 hatte die Bank mit einer leichten Konjunkturbelebung in der ersten Jahreshälfte 2014 gerechnet. Diese ist jedoch ausgeblieben. Nicht zuletzt trugen auch die außergewöhnlich hohen Zinszahlungen von 196 Mill. Euro für die Staatshilfen, die nach dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti benannten “Monti-Bonds”, zum Verlust bei.Die Zinserträge sind im ersten Halbjahr um 10,4 % auf 972 Mill. Euro zurückgegangen. Die Provisionserlöse sanken um 90 Mill. auf 1,8 Mrd. Euro. MPS plant, im Herbst die speziellen Langfristtender (TLTRO) der Europäischen Zentralbank (EZB) aufzunehmen. Mit dem Programm will die EZB die Kreditvergabe ankurbeln. Ältere Langfristtender (LTRO) in Höhe von 10 Mrd. Euro zahlte die Bank seit Jahresbeginn zurück.Dank der erfolgreich abgeschlossenen Kapitalerhöhung von 5 Mrd. Euro hat sich die Kapitalstruktur der Bank verbessert. Die Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) ist auf 12 % gestiegen. Viola bestätigte, dass die Bank in den nächsten Monaten ihre Profitabilität verbessern müsse und werde. Vor diesem Hintergrund wird die zu Wochenmitte getroffene Vereinbarung mit den Gewerkschaften über den Abbau von weiteren 1 334 Arbeitsplätzen bis Jahresende positiv bewertet. Auch stimmten die Arbeitnehmervertreter zu, dass zusätzlich zu dem im Geschäftsplan für 2011 bis 2015 vorgesehenen Abbau von insgesamt 4 600 Arbeitsstellen weitere 3 400 gestrichen werden.Zum Verkauf steht die Verbraucherkreditgesellschaft consum.it. Interesse an der defizitären Gesellschaft – Verlust 2013: 85,4 Mill. Euro – soll auch die französische Cofidis-Gruppe gezeigt haben. Sollte der Preis nicht den Vorstellungen der Bankführung entsprechen, sei eine Integration der vollständig von MPS kontrollierten Tochter in den Mutterkonzern möglich, heißt es in Siena. Inzwischen hat die italienische Zentralbank Banca d’Italia grünes Licht für die neue MPS-Onlinebank Widiba gegeben. Das Debüt ist für Oktober in Mailand geplant. Ziel sei es, den Anteil der Onlinekunden von bislang 1 % auf 10 % zu erhöhen.