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Moody’s dringt auf Einsparungen

Im Dauerzinstief kommen die deutschen Banken nach Ansicht der Ratinganalysten von Moody’s nicht um Sparprogramme herum. Auch ein Umbau der Geschäftsmodelle könnte helfen, aber das würde zu lange dauern oder zu hohe Risiken mit sich bringen.

Moody’s dringt auf Einsparungen

lee Frankfurt

Nach Ansicht der Ratingagentur Moody’s müssen die deutschen Banken dringend auf die Kostenbremse treten, um in den kommenden drei Jahren nicht in die Verlustzone zu rutschen. Wie aus einem am Montag veröffentlichten Report hervorgeht, halten die Bankenexperten es nicht für realistisch, dass die Banken den Kopf wie bisher durch eine Ausweitung des Kreditgeschäfts über Wasser halten.

Die Ertragsschwäche des deutschen Bankensektors zeige sich besonders deutlich, wenn man die Höhe der risikogewichteten Aktiva (RWA) in die Betrachtung einbeziehe, unterstreicht Kreditanalyst Swen Metzler. So habe der Nettogewinn der mit einem Moody’s-Rating ausgestatteten Institute mit Ausnahme der als globaler Finanzkonzern eingestuften Deutschen Bank im Geschäftsjahr 2019 bei 0,78% der RWA gelegen, während es die Wettbewerber in der Eurozone unter dem Strich auf 1,13% brachten.

Ein Grund dafür ist, dass es den hiesigen Instituten besonders schlecht gelingt, kosteneffizienter zu werden und ihre Aktivaproduktivität zu erhöhen, also mehr Erlöse aus den RWA zu generieren. In nahezu allen Märkten mit Ausnahme der USA tun sich die Banken damit vor allem wegen der ultraniedrigen Zinsen zunehmend schwer. Die deutschen Banken trifft das besonders hart, weil sie auf einem bereits niedrigen Niveau gestartet sind (siehe Grafik).

Prinzipiell stünden den Banken zwei Möglichkeiten offen, um die Aktivaproduktivität zu erhöhen, schreiben die Analysten. Sie könnten entweder versuchen, durch neue Produkte und Dienstleistungen zusätzliche Erlöse zu erzielen, oder aber höhere Renditen anpeilen, indem sie Kredite an stärker risikobehaftete Kunden respektive schwächer besicherte Darlehen vergeben.

Da das eine Zeit koste und das andere zu einer Erhöhung der Risiken führe, plädieren die Analysten für Kosteneinsparungen. Diese würden schneller zu einer Verbesserung der Profitabilität führen als eine Veränderung des Geschäftsmodells.

Wie dringend der Handlungsbedarf ist, verdeutlicht der Report anhand dreier Szenarien, die bis Ende 2024 reichen. Im für die Banken erfreulichsten Szenario, das eine Fortsetzung der seit 2014 anhaltenden Trends zugrunde legt, sinkt der durchschnittliche Nettogewinn pro RWA bis 2024 auf 0,44% und die Eigenkapitalrendite von 4,2% im Jahr 2019 auf 2,1%. In einem von Moody’s für wahrscheinlicher gehaltenen Szenario, das sich an der japanischen Malaise orientiert, also einem schwachen Wirtschaftswachstum bei niedrigen und negativen Zinsen bei sehr geringer Inflation, würden im selben Zeitraum der Nettogewinn pro RWA bis auf 0,02% und die Eigenkapitalrenditen bis auf 0,1% abschmelzen. De facto würden also viele der Banken, die heute schon weniger profitabel sind, wohl in die Verlustzone rutschen.

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