Morgan Stanley verliert an Boden

Investmentbank verzeichnet im Handel stärksten Einbruch an der Wall Street - Ergebnis über Erwartungen

Morgan Stanley verliert an Boden

Die Investmentbank Morgan Stanley hat im zweiten Quartal wie zuvor auch der Rivale Goldman Sachs weniger verdient und vor allem im Handel und im Investment Banking Ertragseinbußen verzeichnet. Die Zahlen liegen über den Erwartungen. Im Vergleich zur Konkurrenz hat die Bank aber Terrain abgegeben.sp New York – Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat im zweiten Quartal Boden gegenüber der Konkurrenz im Wertpapierhandel eingebüßt. Die gesamten Erträge der Bank übertrafen dank einem unerwartet starken Gebührenaufkommen im Wealth Management mit 10,2 (i. V. 10,6) Mrd. Dollar zwar die Erwartungen. Die Erträge im Handel blieben mit einem Rückgang um 15 % auf 3,2 Mrd. Dollar aber hinter den meisten Schätzungen zurück. Unter dem Strich steht mit rund 2,2 Mrd. Dollar ein um 10 % geschrumpftes Ergebnis. Im Vergleich mit den durchschnittlich erwarteten 1,14 Dollar je Aktie schaffte Morgan Stanley mit 1,23 Dollar dennoch eine positive Überraschung. Die Aktie notierte im frühen Handel etwas fester.Auch die anderen Wall-Street-Adressen mussten wegen der gedämpften Aktivitäten vieler verunsicherter Marktteilnehmer im Handel zuletzt zurückstecken, hielten die Einbußen im Vergleich zu Morgan Stanley aber in engen Grenzen. Der Konkurrent Goldman Sachs, bei dem die Handelserträge insgesamt um 3 % zurück gingen, verzeichnete im Aktienhandel sogar ein leichtes Plus auf 2 Mrd. Dollar, während Morgan Stanley hier um 14 % auf 2,1 Mrd. Dollar rutschte und damit nur noch knapp vor dem Erzrivalen liegt.”Wir sind die Nummer 1 auf der Welt und hatten ein sehr starkes Quartal”, versuchte CFO Jon Pruzan das schwache Abschneiden im Aktienhandel mit der starken Marktposition und den Vorgaben des Vergleichszeitraums zu erklären, in dem Morgan Stanley im Aktienhandel ein Rekordquartal gelungen war. “Einige unserer Wettbewerber kommen von einer schwächeren Position”, sagte er, ohne die Konkurrenz beim Namen zu nennen. “Es sieht für mich nach einem Rückgang nach einem starken ersten Halbjahr 2018 aus, und wir erwarten, dass wir in diesem Marktumfeld unsere Marktposition behaupten werden.”Auch im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren verzeichnete die Bank einen stärkeren Rückgang als die Konkurrenten und blieb mit minus 18 % und 1,1 Mrd. Dollar deutlich hinter den Analystenschätzungen, die Ertragseinbußen in der Größenordnung von 7 % erwartet hatten. In der M&A-Beratung sowie im Underwriting von Anleihen ging es ebenfalls stramm rückwärts, weshalb die Erträge im Investment Banking um 14 % auf knapp 1,5 Mrd. Dollar schrumpften. “Hohes Level an Paranoia”Die Ergebnisse sind der erste Rückschlag für Ted Pick, den ehemaligen Chef des Aktienhandels, der seit dem vergangenen Jahr die Verantwortung für den gesamten Handel sowie das Investment Banking trägt und damit als einer der ersten Anwärter auf die Nachfolge von CEO James Gorman gilt. 2018 untermauerte Pick diesen Anspruch mit fabelhaften Ergebnissen der von ihm verantworteten Sparten. Im laufenden Jahr hat Pick nach eigenen Angaben ein “hohes Level an Paranoia” erfasst, weil es “ein oder zwei Wettbewerber” gebe, die den Konkurrenten kräftig zusetzten.Morgan Stanley ist die Letzte unter den großen sechs US-Banken, die ihre Zahlen zum Quartal vorgelegt hat. Anders als die großen Main-Street-Banken J.P. Morgan Chase, Bank of America, Citi und Wells Fargo, die die Schwächen im Handel mit einem robusten Retailgeschäft kompensieren konnten und ihre Gewinne weiter nach oben schraubten, verzeichneten die beiden Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley, die stärker vom volatilen Geschäft an den Finanzmärkten abhängen, Einbußen bei Ertrag und Gewinn.Morgan Stanley kann sich nach jahrelangen Umbauarbeiten unter Gorman infolge der Finanzkrise mittlerweile auf eine stabilere Ertragsbasis stützen. Die Sparte Wealth Management, die dazu wesentlich beiträgt, verzeichnete im zweiten Quartal ein leichtes Ertragsplus auf 4,4 Mrd. Dollar. Dabei profitierte die Bank von steigenden Aktienkursen, die den Wert der Kundenportfolios auf 1,1 Bill. Dollar trieben und auch dem Gebührenaufkommen Auftrieb verschafften.Goldman Sachs versucht ihre Ertragsbasis ebenfalls zu erweitern und ist mit einer eigenen Online-Bank in das Retailgeschäft mit Einlagen und Krediten eingestiegen. Zusammen mit Apple will die Investmentbank demnächst eine Kreditkarte einführen, die zusammen mit dem iPhone zum Einsatz kommt.