Finanzbranche

Nach dem Stresstest bleibt Banken keine Ruhe

Deutschlands und Europas Banken haben im Stresstest weitgehend passable Ergebnisse erzielt. Doch darauf dürfe sich nicht ausgeruht werden, befinden Experten. Einige Institute hierzulande, so auch manche Landesbank, gehörten zu denen, die nicht besonders gut abgeschnitten hätten.

Nach dem Stresstest bleibt Banken keine Ruhe

Nach dem Stresstest bleibt Banken keine Ruhe

EBA-Chef Campa stimmt auf kritische Fragen ein – SAFE-Leiter Heider: Kein Grund, sich zurückzulehnen – Kernkapital der Banque Postale aufgebraucht

Deutschlands und Europas Banken haben im Stresstest weitgehend passable Ergebnisse erzielt. Doch darauf dürfe sich nicht ausgeruht werden, befinden Finanzprofis. Einige Institute hierzulande, so auch manche Landesbank, gehörten zu denen, die nicht besonders gut abgeschnitten hätten.

fir Frankfurt

Nach dem im Großen und Ganzen zufriedenstellenden Abschneiden von Europas Banken im Stresstest warnen Regulierer und Finanzmarktexperten davor, zur Tagesordnung überzugehen. Auch wenn dieser Stresstest der bisher härteste gewesen sei, bestehe kein Grund, sich zurückzulehnen, gab etwa der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, Florian Heider, am Montag in einer Mitteilung zu bedenken. Auch der Chef der europäischen Bankenregulierungsbehörde (EBA), José Manuel Campa, warnte Bloomberg zufolge, sich auszuruhen: Ohne Namen zu nennen, müssten sich Banken mit schlechten Stresstest-Resultaten auf kritische Fragen zu geplanten Ausschüttungen einstellen.

EBA und Europäische Zentralbank (EZB) hatten am Freitagabend die Ergebnisse des alle zwei Jahre zu absolvierenden Stresstests veröffentlicht. Demnach würde in einem Negativszenario die harte Kernkapitalquote (CET1) der von der EBA unter die Lupe genommenen 70 Institute – darunter 14 deutsche – in den Jahren 2023 bis 2025 durchschnittlich um 4,6 Prozentpunkte auf 10,4% sinken. Angenommen wurde dabei unter anderem ein Absturz des Bruttoinlandsprodukts um 6%. Die EZB hatte darüber hinaus 41 weitere Banken getestet, davon acht aus Deutschland.

SAFE-Leiter Heider verwies darauf, dass einige deutsche Banken im Stresstest auch diesmal nicht besonders gut abgeschnitten hätten. “Davon sind nicht nur die großen Privatbanken betroffen, sondern auch einige Landesbanken.” Zu den 10 der 70 Institute, die in der Simulation die höchsten Eigenkapitalverluste hinnehmen müssen, gehören die BayernLB, deren CET1-Quote um 7,9 Prozentpunkte von 17,4% auf 9,5% fällt, sowie die Nord/LB, die von einem niedrigeren Ausgangsniveau aus 7,5 Prozentpunkte einbüßt und auf 7,6% kommt. Die harte Kernkapitalquote von Helaba und LBBW schrumpft jeweils um 5,9 Prozentpunkte, wobei die Frankfurter schließlich 7,6% und die Stuttgarter 8,8% erreichen. Die BayernLB hält sich auf Anfrage zugute, “mit soliden Ergebnissen” abgeschnitten zu haben und auch im Stressszenario die Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Die LBBW rechnet sich an, sich verbessert und Resilienz unter Beweis gestellt zu haben. 2021 hatte sie 6,4 Prozentpunkte verloren und war bei 8,4% gelandet.  

Zwei Banken verbessern Quote

Zwei Banken vermochten es gar, im Negativszenario ihre Kapitalquote zu verbessern: Bank Polska Kasa Opieki legt um 58 Basispunkte auf 15,37% zu, die schwedische Länsförsäkringar Bank um 40 Basispunkte auf 15,80%, wie LBBW Research bemerkt. Auf der anderen Seite des Spektrums steht die französische La Banque Postale, deren hartes Kernkapital in der Simulation bis Ende 2025 aufgebraucht wird – es schmilzt von 14,66% auf 0,05% dahin. Es folgen die niederländische Volksbank, die die Hälfte verliert, aber immer noch auf 10% kommt, sowie Barclays Bank Ireland. Ihr gehen 9,7 Prozentpunkte harten Kernkapitals verlustig, womit 6,8% verbleiben. LBBW Research erklärt den Kapitalverlust der Franzosen mit deren umfangreichem Versicherungsportfolio, das wegen des neuen Standards IFRS 17 hohe Wertberichtigungen hinnehmen muss. Die neuen Regeln der Rechnungslegung betreffen auch die DZ-Bank-Tochter R+V, was die harte Kernkapitalquote des Mutterkonzerns im Stresstest von 13,7% auf 7,0% drückt.

Insgesamt nimmt die CET1 der EBA zufolge in dem Dreijahreszeitraum um 271 Mrd. Euro ab und beträgt Ende 2025 gut 1 Bill. Euro. Die Banken seien diesmal mit besseren Fundamentaldaten in die Übung gegangen, heißt es von der EBA, die 57 Banken aus Ländern des Euroraums und 13 Banken aus Dänemark, Ungarn, Norwegen, Polen und Schweden im Stresstest begutachtet hatte. Demnach betrug die durchschnittliche Eigenkapitalrendite im Dezember vergangenen Jahres 7,8% verglichen mit 1,7% zwei Jahre zuvor. Auch die Asset-Qualität habe sich verbessert, sei doch die durchschnittliche Quote der notleidenden Kredite in diesem Zeitraum von 2,1% auf 1,6% gesunken.

Triebfeder Zinsüberschuss

Im Vergleich mit 2021 fällt der Kapitalverzehr im aktuellen EBA-Stresstest geringfügig kleiner aus. Ging die harte Kernkapitalquote 2021 im schwierigen Szenario noch um 485 Basispunkte auf 10,2% zurück, so sind es nun 459 Basispunkte auf 10,4%. Als Hauptkomponenten, die den Kapitalveränderungen zugrunde liegen, bezeichnet die EBA Erträge und Kreditverluste. Der Zinsüberschuss trägt demzufolge dank Zinswende mit 938 Basispunkten positiv zur Kapitalquote Ende 2025 bei. Gestiegene Verwaltungskosten machen jedoch den positiven Beitrag des Zinsüberschusses zunichte. Kreditverluste schmälern die Kapitalquote um 405 Basispunkte, fast so viel wie 2021 (423).

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