Nachhaltigkeit verlangt Investitionen
Fast jedes Unternehmen, jede Bank spricht über Nachhaltigkeit. Wir alle beanspruchen für uns, verantwortungsvoll zu handeln und dauerhaft Mehrwert zu schaffen. Doch woran machen wir fest, ob ein Unternehmen tatsächlich nachhaltig ist? Zeigt sich das in den Nachhaltigkeitssiegeln, die unsere Produkte tragen, in der Zahl der Seiten unserer Nachhaltigkeitsberichte? Oder geben doch eher die Kilowattstunden des mit den hauseigenen Solarzellen produzierten Stroms Aufschluss über das nachhaltige Handeln eines Unternehmens?Tatsächlich existieren nur wenige Ansätze, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu messen. Bei Banken gibt es eine Kennziffer, an die man beim Thema Nachhaltigkeit nicht zwangsläufig denkt – dabei ist sie ein geeigneter Indikator: die Aufwands-Ertrags-Relation oder auch Cost-Income-Ratio (CIR). Sie spiegelt wider, wie viel Geld wir einsetzen müssen, um einen Euro zu erzielen. Sparkurs hinterfragenBankmanagerinnen und Bankmanagern dient sie in erster Linie als strategische Steuerungsgröße, um den wachsenden Kostendruck in den Griff zu bekommen. Mit dem sich verändernden Wettbewerbsumfeld ist sie in den letzten Jahren immer weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerutscht. Viele Banken versuchen mit Filialschließungen und Personalabbau ihre Kosten zu senken. Letztlich sind das aber nur vermeintlich Optimierungsmaßnahmen, die bestenfalls kurzfristig wirken. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun, denn die definiert sich im ganz klassischen Sinne ja gerade dadurch, dass wir uns nicht heute die Ressourcen entziehen, die wir brauchen, um in Zukunft erfolgreich zu sein.Ein nachhaltiges Geschäftsmodell erfordert daher auch, einen Sparkurs regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und seine weitere Notwendigkeit zu hinterfragen. Dafür ist aktuell ein guter Zeitpunkt. Denn Banken kommt es zugute, dass nach der Investitionsphase die Digitalisierung inzwischen deutlich dazu beiträgt, Personalkosten zu sparen. Wie sollen wir nun umgehen mit dieser Digitalisierungsdividende? Sparkassen – und darunter auch die Taunus Sparkasse – haben dafür eine einfache und klare Strategie: Sie investieren sie in die Kundenbeziehung und generieren damit wahre Nachhaltigkeit.Investieren in die Kundenbeziehung heißt für uns, moderne, attraktive Filialen zu bieten, in die Menschen gerne kommen. Umso mehr, wenn sich dort gut ausgebildete, aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Kundenanliegen kümmern und auch dann helfen, wenn Dinge mal nicht so glatt laufen. In einem nachhaltig angelegten Geschäftsmodell hat deswegen auch das Beschwerdemanagement eine große Bedeutung. Es wird nicht als lästige Pflichtübung gesehen, sondern dient als wichtiger Impulsgeber, um die Kundenzufriedenheit stetig zu verbessern. Das mag vielen als ein anstrengender Prozess erscheinen, im Ergebnis ist er aber zielführend.Neben Investitionen in Gebäude braucht es auch Investitionen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das ist zum einen ein Weg, um die Qualität im Kundengeschäft zu sichern. Zum anderen ist es ein Instrument, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und an ein Unternehmen zu binden – in Zeiten des Fachkräftemangels ein wesentlicher Faktor für den dauerhaften Unternehmenserfolg. Regelmäßige Weiterbildungen wie auch ein modernes, kommunikatives Arbeitsumfeld und eine ansprechende Ausstattung wirken positiv auf die Unternehmenskultur und auf die Motivation. Zusammen bilden Investitionen in Filialen und Menschen ein klares Zeichen, dass ein Unternehmen zukunftsfähig ist und seinen Wachstumskurs fortsetzt. Dauerhaft Mehrwert generierenWachstum ist für Sparkassen eine grundlegende Voraussetzung, um ihren öffentlichen Auftrag in seinem gesamten Umfang zu erfüllen. Dazu zählt, dass sie neben wirtschaftlichen unter anderem auch kulturelle und soziale Belange in der Region fördern. Sie übernehmen eine Rolle als Mit-Gestalter, sie bringen Menschen zusammen, vernetzen und unterstützen. Die Taunus Sparkasse versteht sich als eine “Sparkasse zum Anfassen” und wir wollen das auch in Zukunft bleiben. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Digitalisierung für uns keine Rolle spielt.Unsere digitale Leistungsfähigkeit ist hoch und sie ist uns wichtig. Mit der Position eines Early Followers wollen wir verhindern, dass ein Wettbewerber durch Technologien einen signifikanten Wettbewerbsvorteil erringt. Wir sehen keinen Vorteil darin, ganz vorne auf der Digitalisierungswelle zu schwimmen oder eine Direkt-“Sparkasse” zu werden. Schon gar nicht in Zeiten, in denen neue Wettbewerber wie beispielsweise Google Pay gezielt in den Markt der Direktbanken vordringen. Unser breit aufgestelltes Geschäftsmodell hat gute Chancen, auf Dauer das erfolgreichere zu sein.Die Nachhaltigkeit eines Geschäftsmodells zeigt sich erst dann, wenn die reine Kostenbetrachtung um die Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern erweitert wird. Damit ändert sich auch die Fragestellung hinter der Cost-Income-Ratio. Es geht nicht mehr primär darum, wie viel Geld ich einsetzen muss, um einen Euro zu verdienen. Vielmehr ist die relevante Überlegung, wie viel Geld ich einsetzen will, um einen Euro zu verdienen. Für ein dauerhaft zukunftsfähiges Geschäftsmodell dient die CIR dabei in zwei Richtungen als Steuerungsgröße. Über sie lässt sich gewährleisten, dass Sparkassen dauerhaft einen Mehrwert generieren und gleichzeitig ein hohes Investitionsniveau aufrechterhalten.Lässt das Management eine zu hohe CIR zu, kann auch ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut dauerhaft nicht existieren – Träger und Aufsichtsgremien greifen ein. Wird die CIR jedoch zu niedrig angesetzt, ist langfristig eine Investitionsstrategie nicht aufrechtzuerhalten. Sparkassen kommt dabei zugute, dass sie nicht quartalsgetrieben agieren. Die öffentlich-rechtliche Trägerschaft mag viel gescholten sein. Letztlich eröffnet sie aber den Sparkassen Freiheitsgrade, die es ihnen erlauben, langfristig zu denken und zu handeln – eben wirklich nachhaltig zu sein.—-Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse