Nächster M&A-Deal für digitalen KMU-Finanzierer
Nächster M&A-Deal für digitalen KMU-Finanzierer
Nächster M&A-Deal für digitalen KMU-Finanzierer Teylor
Frühere Compeon-Manager verkaufen an Teylor – Weitere Übernahmen sollen dieses Jahr noch folgen
phh Frankfurt
Die Konsolidierung im deutschen Markt für digitale KMU-Finanzierer nimmt Fahrt auf. Der Schweizer Anbieter Teylor übernimmt nach Creditshelf und dem Factoring-Geschäft von Grenke auch Capetec aus Düsseldorf. Die Firma wurde erst im vergangenen Jahr von Stephan van Heerden und Dirk Dievernich gegründet. Zum Kaufpreis wollte sich Teylor nicht äußern. Gründer Patrick Stäuble zufolge hätten die beiden ehemaligen Manager von Compeon neben Cash auch Anteile an Teylor erhalten.
Compeon galt lange als einer der großen Hoffnungsträger unter den deutschen digitalen Finanzierungsplattformen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ende 2022 erfolgte der Verkauf an Dock Financial, das im Mai 2024 jedoch pleite ging, woraufhin Compeon Anfang dieses Jahres an Fincompare weitergereicht wurde. Jene KMU-Plattform, hinter der die DZ Bank und der genossenschaftliche IT-Dienstleister Atruvia stehen. Van Heerden und Dievernich übernahmen damals das IT-Team von Compeon und gründeten Capetec, das lizenzierbare Software-Lösungen für eine digitale Kreditvergabe anbietet.
Private-Credit-Investoren interessieren sich für KMU-Kredite
Teylor interessiert sich Stäuble zufolge vor allem für Captecs Technologie-Expertise im Bereich digitales Kunden-Onboarding und Underwriting, die sich gut mit dem digitalen Angebot von Teylor ergänzen würde. Der Zeitpunkt für Übernahmen sei aufgrund des schwierigen Marktumfelds gerade sehr gut. „Dadurch können wir Wettbewerber viel leichter und auch günstiger übernehmen als in ein paar Jahren“, sagt Stäuble. Das werde schwerer, sobald sich das Marktumfeld verbessere, weshalb jetzt der richtige Moment sei, den Markt für KMU-Finanzierungsplattformen zu konsolidieren. „Wir arbeiten an zwei weiteren Übernahmen, die wir in diesem Jahr noch abschließen möchten“, sagt Stäuble.
Langfristig sei er überzeugt, dass der Markt wachsen werde. „Was uns massiv Rückenwind gibt, ist der enorme Appetit von großen Private-Credit-Investoren nach KMU-Krediten“, sagt Stäuble. Diese Investoren hätten sich in der Vergangenheit stark auf den US-Markt konzentriert, möchten nun aber viel mehr Kapital in Europa platzieren. Hinzu komme, dass sich deutsche Banken mehr und mehr aus dem Markt zurückziehen würden.
Teylor arbeitet an neuen Kreditfonds
Teylor soll auf drei Arten wachsen: Seit dem vergangenen Jahr wächst die Plattform anorganisch. Stäuble zufolge habe man zunächst die KMU-Finanzierungsplattform Creditshelf übernommen, um auch größere Kredite vergeben zu können. Creditshelf stand aufgrund von Finanzierungsproblemen zum Verkauf, da ein existenziell wichtiger Deal mit Goldman Sachs platzte und der damalige Hauptaktionär Rolf Elgeti kein weiteres Kapital zur Verfügung stellte. Teylor hat laut Stäuble das Team und die bestehenden Fondsvehikel von Creditshelf übernommen und auf die eigene Plattform gehoben.
Insgesamt verfügt Teylor heute über sechs verschiedene Geldtöpfe. Nach Informationen der Börsen-Zeitung sollen dieses Jahr noch drei weitere neue Vehikel hinzukommen. Finanzkreisen zufolge soll sich das aggregierte Volumen dieser Kreditfonds auf rund 1 Mrd. Euro belaufen. Teylor wollte dies auf Nachfrage nicht kommentieren. Das organische Wachstum dieser Fondsvehikel ist aber ein Kernbestandteil von Teylors Wachstumsstrategie.
Kooperationen mit Banken
Der digitale KMU-Finanzierer setzt außerdem verstärkt auf Partnerschaften mit Banken. „Wie beispielsweise mit der LBBW, die unsere Technologieplattform für ihre Ärzte- und Apothekenfinanzierungen einsetzt“, sagt Stäuble. In Summe habe Teylor heute über zehn solcher Kooperationen, bei denen die Schweizer ihre Technologie an Banken und Finanzinstitute lizenzieren.
Hauptkonkurrent für den digitalen KMU-Finanzierer seien vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken, deren traditionelle Kunden von einem digitalen Produkt überzeugt werden müssten. Hierbei geht es um Finanzierungsgrößen von 100.000 bis 1,5 Mill. Euro. „Unter den Fintechs konkurrieren wir sicherlich ein Stück weit mit Fincompare aus dem Genossenschaftsbankensektor“, sagt Stäuble.
Bei anderen Plattformen wie Finmatch gäbe es kundenseitig hingegen weniger Überschneidungen. Finmatch habe zum einen keine eigenen Fondsvehikel und werde vor allem stark im Förderfinanzierungsgeschäft wahrgenommen, was nicht Teylors Geschäft sei.
Teylor will über Finanzierungsrunde bis zu 50 Mill. Euro einsammeln
Teylor wurde 2018 gegründet und befindet sich heute zu rund 50% im Besitz von Gründer Stäuble und dem Management-Team. Die restlichen Anteile verteilen sich auf verschiedene Venture-Capital-Investoren wie Wenvest Capital, IVC und Steinbeis sowie einige Schweizer Family Offices. „Wir werden dieses Jahr noch eine Finanzierungsrunde über 30 bis 50 Mill. Euro abschließen“, sagt Stäuble.
Langfristig zielt er auf einen Börsengang ab. Damit dieser Traum wahr werden kann, holte Teylor vor kurzem eine neue Chefin fürs operative Geschäft an Bord. Veronika Missbichler kommt vom globalen Zahlungsdienstleister Paysafe und soll nach den vielen Übernahmen bei Teylor strukturell Ordnung schaffen. Zum Umsatz äußert sich das Fintech nicht, aber man arbeite bereits immer wieder profitabel. Ziel sei es, im nächsten Jahr nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben.
Über die eigenen Fonds vermittelt Teylor nach eigenen Angaben dieses Jahr über 300 Mill. Euro an Finanzierungsvolumen. Für Banken würden über die Plattform zudem mehrere Milliarden abgewickelt. Ziel für das eigene Fondsgeschäft sei es, innerhalb der nächsten 18 Monate auf 1 Mrd. Euro Finanzierungsvolumen zu kommen.