Naive Absicherungsstrategien leiden an kognitiver Verzerrung
Naive Absicherungsstrategien leiden an kognitiver Verzerrung
Die finanzpolitische Wende der Notenbanken, die Folgen des Ukraine-Kriegs sowie der sich immer weiter ausbreitende Protektionismus ressourcenreicher Länder haben das Anlageumfeld grundlegend verändert. Hinzu kommen strukturelle Trendbrüche aus Deglobalisierung, Demografie und Dekarbonisierung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit steht den Kapitalmärkten eine lange Phase höherer Volatilität bevor. Anleger sind bei der Strukturierung ihres Vermögens gut beraten, über systematische Risikoabsicherungen nachzudenken.
Naive Absicherungsstrategien, die sich opportunistisch am Marktumfeld ausrichten, leiden unter einer Vielzahl kognitiver und emotionaler Verzerrungen, wie Verlustangst (Loss Aversion) – also dem Umstand, dass Verluste am Kapitalmarkt nur ungern durch den Verkauf von Vermögenswerten realisiert werden. Sinnvoller ist daher der Einsatz systematischer, emotionsfreier Methoden im Risikomanagement.
Die häufigste und weit verbreitete Vorgehensweise beruht auf CPPI-Strategien (Constant Proportion Portfolio Insurance): Der Investor gibt einen maximal tolerablen Wertrückgang seiner Anlagen (Risikobudget) innerhalb eines definierten Zeitraums vor. Je nach Marktentwicklung wird die Gewichtung der riskanten Assets angepasst, um die Wertuntergrenze nicht zu gefährden. Bei stark negativen Marktbewegungen und wenig restriktiven Risikoannahmen befindet sich das Portfolio aber schnell in einem Cash-Lock-Szenario: Es nimmt an einer Markterholung nicht mehr teil, da riskante Assets nicht mehr allokiert werden können – das Risikobudget wurde verbraucht. Dann bleibt nur noch das Abwarten bis zum nächsten Stichtag oder die Nachfrage beim Investor nach zusätzlichem Budget. Eine verlässliche Partizipation an wieder steigenden Märkten ist mit dieser Strategie langfristig aber nicht möglich.
Verlässliche Wertentwicklung
Der Einsatz von Long-Put-Optionen mit entsprechender Laufzeit erzielt hingegen eine verlässliche, asymmetrische Wertentwicklung des Portfolios. Bei steigenden Kursen entwickelt sich das Vermögen (abzüglich der Absicherungsprämie) mit dem Markt nach oben. Bei Rückschlägen ist es gegen ein Unterschreiten des vorher festgelegten Wertes abgesichert. Was nach einer sinnvollen Alternative zu CPPI klingt und für die Absicherung einzelner Märkte angemessen erscheint, ist jedoch für breit ausgerichtete Portfolien – oft auch kostenbedingt – ungeeignet.
In über mehrere Regionen und Assetklassen gestreuten Portfolien lässt sich mit standardisierten Puts nur schwer arbeiten, da hier keine börsengehandelten „Multi-Asset-Optionen“ zur Verfügung stehen. Die Absicherung wäre mit Hilfe einer Investmentbank über eine individuell strukturierte OTC-Option darstellbar. Die Kosten solcher maßgeschneiderten Strukturen sind für den Anleger nicht unerheblich und schwer einschätzbar, da eine Informationsasymmetrie zugunsten der Investmentbank angenommen wird. Er muss außerdem ein Liquiditäts- und Gegenparteirisiko akzeptieren.
Absicherung ohne Nachteile
Eine Absicherung ohne die oben beschriebenen Nachteile wäre dann möglich, wenn ein Assetmanager in der Lage ist, solche globalen Absicherungen für seine Kunden zu replizieren. Das erfolgt methodisch analog zur Investmentbank. Auf Ebene des Kunden-Portfolios werden Futures-Positionen mit einer risikofreien Anlage und dem vorhandenen Bestand kombiniert und so das Auszahlungsprofil einer zum Portfolio passenden Put-Option zur Absicherung der hedgbaren Assets repliziert. Ein solches Optionsprofil kann mit Positionen in börsengehandelten Futures-Kontrakten auf Aktien, Anleihen, Währungen und mit Liquidität im Verlauf des Anlagezeitraums abgebildet und wissenschaftlich fundiert bei Marktbewegungen angepasst werden. Voraussetzung dafür ist die Existenz liquider Derivate für die in der strategischen Asset Allocation abgebildeten Assets. Zudem werden durch Nutzung börsengehandelter Instrumente Gegenparteirisiken vermieden und eine transparente Preisfindung garantiert.
Die Replikationsmethode hat gegenüber dynamischen Absicherungsansätzen (wie CPPI) und im Vergleich zu Options-Absicherungen einige Vorteile: So kann ein Cash Lock nahezu ausgeschlossen werden und Erträge werden verlässlich verstetigt. Die positive Differenz zwischen impliziter und realisierter Volatilität, die bei physischen Optionen bezahlt werden muss, belastet das Portfolio nicht. Für Anleger, die keine regulatorisch anrechenbare Risikoabsicherung über Optionen benötigen, spannt der Ansatz ein effizientes Sicherheitsnetz auf.
Anpassungen an Schwankungen
Das Monitoring großer Bestände in Echtzeit, die tägliche Analyse von Verlaufspfaden und ein fehlerfreies, schnelles Anpassen an Marktschwankungen bedürfen leistungsfähiger IT-Systeme, mit denen jede Transaktion direkt umsetzbar ist. Unter Voraussetzung einer leistungsstarken Infrastruktur lassen sich Wertuntergrenzen mit der Optionsreplikation für hedgbare Assets verlässlich absichern.