Privatkundengeschäft

Nassauische Sparkasse schließt weitere Filialen

Die Nassauische Sparkasse (Naspa) gibt Filialen auf, weil in der Corona-Pandemie viele Kunden ausgeblieben seien. Zugleich führt der Vorstand Gespräche mit Volksbanken, um weitere Kooperationen einzugehen.

Nassauische Sparkasse schließt weitere Filialen

fir Frankfurt

Die Nassauische Sparkasse (Naspa) hat angekündigt, zum 1. April sechs Filialen und neun SB-Standorte zu schließen und Kooperationen mit Volksbanken zu verstärken. Außerdem würden fünf mit Mitarbeitern besetzte Zweigstellen in SB-Stellen umgewandelt, teilte die Sparkasse am Donnerstag mit. Da­nach wird sie nach eigenen Angaben noch in 73 Filialen mit Mitarbeitern präsent sein und an 31 Standorten mit Selbstbedienungsterminals, die sie entweder selbst oder in Ko­operation betreibt. Die Gesamtzahl der Naspa-Standorte in dem sich über 4200 Quadratkilometer in Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckenden Geschäftsgebiet werde von 119 auf 104 abnehmen, hieß es. Die Naspa hatte zuletzt vor zwei Jahren umfangreiche Filialschließungen an­ge­kündigt.

Im September 2019 hatte sie mitgeteilt, noch im selben Jahr 15 mit Mitarbeitern besetzte Filialen aufzugeben und zehn in SB-Standorte umzuwandeln. Dem standen zwei Filialeröffnungen gegenüber. Der nun avisierte weitere Abbau des Filialnetzes wirke sich nicht auf die Zahl der insgesamt rund 1600 Beschäftigten aus, da die von den Schließungen betroffenen Mitarbeiter in anderen Filialen eingesetzt werden sollen, hieß es.

Kunden kommen seltener

Das mit einer Bilanzsumme von mehr als 14 Mrd. Euro zu den zehn größten Sparkassen Deutschlands zählende Institut begründet die Entscheidung mit verändertem Kundenverhalten in der Corona-Pandemie. „Die Nutzung von Bargeld, aber auch der Besuch der Filialen haben spürbar abgenommen“, hieß es. Transaktionen an Geldautomaten lägen aktuell rund 30% unter dem Wert des Jahres 2019, also vor Ausbruch der Pandemie. Gleichzeitig habe die Nutzung elektronischer Bezahlverfahren um ebenfalls etwa 30% zugenommen. „In einem von Niedrigzinsen und verstärkten regulatorischen Anforderungen geprägten Umfeld sind wir gezwungen, unsere Standorte regelmäßig auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Das Kundenverhalten hat sich durch Corona leider schneller als von uns erwartet verändert“, wird Naspa-Vorstandsmitglied Michael Baumann zitiert.

Im Gegenzug will die Sparkasse stärker mit Genossenschaftsbanken zusammenarbeiten. Aktuell teilt sich die sechs SB-Standorte mit Volksbanken. Ein weiterer Ausbau dieses Modells der SB-Kooperation sei denkbar, heißt es in der Mitteilung. „Die Herausforderungen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind identisch. Wir führen daher Gespräche, um bereits bestehende Kooperationen zu vertiefen bzw. – wie im Falle der Rheingauer Volksbank – neu einzugehen“, so Baumann. Dies sei aber nicht vergleichbar mit dem von Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkasse praktizierten Modell, gemeinsame Filialen zu betreiben (Finanzpunkte), sagte eine Naspa-Sprecherin auf Anfrage. Künftig will die Sparkasse ihren Geldautomaten in Lorch gemeinsam mit der Rheingauer Volksbank an deren Standort betreiben. Zudem sollen Naspa-Kunden dort – nach Terminvereinbarung – in gemeinsam genutzten Räumlichkeiten mit der Rheingauer Volksbank beraten werden können. Kunden der Rheingauer Volksbank werden wiederum den Naspa-Geldautomaten in Schlangenbad nutzen können, kündigt das Institut an.

Die Naspa will aber auch investieren. So sei neben Aufwendungen für die digitale Beratung und Infrastruktur 2022 die Modernisierung und der Umbau weiterer Filialen vorgesehen. Im Vorstand herrsche Einigkeit, dass sie „ein wichtiger Kanal für die Beratung der Kunden sind und bleiben“. Darüber hinaus werde ein digitales Beratungscenter für Privatkunden aufgebaut. Seit März besteht ein vergleichbares Business-Center für Gewerbekunden, das 9300 Kunden auf rein digitalen Kanälen berät.