Mittelstandskredite

Expertengruppe plädiert für Standardisierung von Verbriefungen

Mit einer neuen Plattform will die True-Sale-Initiative (TSI) den Verbriefungsmarkt wiederbeleben. Allein schon bessere Informationen sowie Vereinfachung und Standardisierung würden mehr Banken den Weg zu Verbriefungen ebnen. Davon ist eine Expertenarbeitsgruppe der TSI überzeugt.

Expertengruppe plädiert für Standardisierung von Verbriefungen

Verbriefung als Standardprodukt

Expertengruppe legt Abschlussbericht für True-Sale-Initiative vor – Plattformen könnten helfen, den Markt wiederzubeleben

wf Berlin

Plattformen können nach Ansicht einer von der True-Sales-Initiative eingesetzten Expertengruppe helfen, den Verbriefungsmarkt wiederbeleben. In ihrem Abschlussbericht brechen sie wie die Europäische Aufsicht eine Lanze für synthetische Verbriefungen, bei denen das Risiko, nicht aber der Kredit verkauft wird.

Mit der Standardisierung von Struktur, rechtlicher Dokumentation und Daten soll der Zugang für Banken zu Verbriefungen künftig einfacher, kostengünstiger und attraktiver werden. Plattformen können helfen, Skaleneffekte heben. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der True Sale International (TSI) eingesetzte Arbeitsgruppe von Experten. Der Abschlussbericht wurde pünktlich vor dem jährlichen TSI-Kongress Ende September in Berlin vorgelegt.

Hoher Finanzierungsbedarf durch grüne Transformation

Beim anstehenden Branchentreffen dürfte es damit reichlich Gesprächsstoff geben, wie der Verbriefungsmarkt wiederzubeleben ist. Der Finanzierungsbedarf für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft ist hoch. Die Banken benötigen entweder mehr Eigenkapital für zusätzliche Kreditvergabe oder könnten die Aktivseite ihrer Bilanzen durch Verbriefungen entlasten. Die Förderbank KfW geht laut Abschlussbericht von einem jährlichen Bedarf an Investitionen für den Klimaschutz von 70 Mrd. Euro aus. Dies sind 1,9 Bill. Euro bis 2045. Für die Digitalisierung der deutschen Volkswirtschaft werden demnach zusätzlich 50 bis 100 Mrd. Euro im Jahr benötigt.

Mit der Finanzkrise 2008 war das Instrument der Verbriefung in Verruf geraten, obwohl die Ausfallraten in Europa niedrig blieben. Erst 2018 wurden die strengeren internationalen Regeln für Verbriefung auch in der europäischen Gesetzgebung umgesetzt. Der Markt für True-Sale-Verbriefungen, bei denen die Forderung tatsächlich verkauft wird, brach zwischen 2012 und 2021 um 40% auf 700 Mrd. Euro ein. Neben der langen Unsicherheit habe die neue Regulatorik die Kosten für Verbriefungen erhöht, heißt es im Abschlussbericht.

Synthetische Lösung

Die Expertengruppe knüpft mit ihrem Vorschlag an eine Studie der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA an. Demnach sind synthetische Verbriefungen, bei denen nur das Risiko, aber nicht die Forderung verkauft wird, günstiger als True-Sale-Verbriefungen. Sie betreffen in Europa rund 80% Firmenkredite, haben etwas niedrigere Forderungsausfälle und transferieren Risiken tatsächlich aus dem Bankensektor heraus. Rund 99% der Investoren seien Nichtbanken, rund 1% öffentliche Förderbanken. Gerade kleinere und mittlere Banken hätten ein großes Potenzial, ihre Mittelstandskredite zu verbriefen, stellt der Abschlussbericht fest. Die Sorge vor hoher Komplexität, Kosten und einer Reihe operativer und aufsichtsrechtlicher Anforderungen sorgten dort aber für Berührungsängste.

Bestehende Plattformen einbinden

Dagegen soll nun eine neue Form der Verbriefungsplattform helfen, die auf den guten Erfahrungen etwa der Plattform des Europäischen Investitionsfonds (EIF), der KfW-Plattform "Promise", dem "Kreditbasket" der Sparkassen und dem "Circle" der Volksbanken aufbaut. Die Vorteile bestehender Plattformen sollen genutzt und die Nachteile wettgemacht werden. So fehle bei den Plattformen der Förderinstitute ein standardisiertes Underwriting sowie standardisierte IT-Infrastruktur und ein Reporting. Auch Risikopooling für kleinere Institute oder Portfolios sei nicht möglich. In den Verbundgruppen mangele es an einer Kapitalentlastung für die Institute und an der Einbindung privater Investoren.

Eine einheitliche Plattform über alle drei Säulen der Kreditwirtschaft halten die Experten für nicht sinnvoll. Zu unterschiedlich seien die Bedürfnisse. Sie raten zu Lösungen innerhalb der Institutsgruppen und Verbünde. Dort seien die größten Synergien möglich. Das Investoreninteresse sei groß, Zugang zu kleineren Banken und damit einem diversifizierten "Deutschland-Portfolio" zu bekommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.