IM GESPRÄCH: RALF SOMMER, IFB

Neue Wege mit dem Hamburg-Kredit

Im Sommer gestartete Förderbank der Hansestadt begibt erstmals Inhaberschuldverschreibung

Neue Wege mit dem Hamburg-Kredit

Mit einer Bilanzsumme von rund 5 Mrd. Euro gehört die Hamburgische Investitions- und Förderbank zu den kleineren Landesförderbanken in Deutschland. Spannend ist die IFB Hamburg, weil sie nach einer Bündelung der Förderressourcen in der Hansestadt erst in diesem Sommer ihre Arbeit aufgenommen hat. Institutionellen Investoren, auf der Suche nach soliden Schuldnern, bietet sich eine neue Anlageoption.Von Carsten Steevens, HamburgSeit Anfang August firmiert die vor 60 Jahren gegründete Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) unter dem Namen Hamburgische Investitions- und Förderbank, kurz IFB Hamburg. Am heutigen Donnerstag wendet sich das Förderinstitut zur Refinanzierung erstmals mit einer Inhaberschuldverschreibung an institutionelle Investoren – ein weiterer Meilenstein bei der seit 2011 vom Hamburger Senat vorangetriebenen Bündelung und Ausweitung des Förderspektrums in der Hansestadt, so die Einschätzung.Die IFB, in der die Förderaktivitäten von insgesamt 23 lokalen Institutionen zusammengeführt wurden, soll, wie Vorstandschef Ralf Sommer erläutert, nicht nur das bisherige Geschäft der WK – Förderung des sozialen Wohnungsbaus, des Eigenheimbaus und der Wohnraummodernisierung – fortführen. Sie soll ihren Radius auch auf die Bereiche Wirtschaft, Umwelt und Innovation ausdehnen. Dazu wurde u.a. zum 1. August die städtische Innovationsstiftung übernommen, die dem Konzept zufolge als “Innovationsagentur” künftig dazu beitragen wird, das erklärte politische Ziel, Hamburg zur Innovationshauptstadt Europas zu machen, auch zu erreichen. Angesichts der industriellen Basis und der wissenschaftlichen Kapazitäten sei das Ziel durchaus realistisch, erklärt der IFB-Chef, der im März 2007 erst WK-Vorstandsmitglied und im Juli 2010 Vorstandsvorsitzender wurde.Als “Kernprodukt” seiner Bank nennt der 46-Jährige den über Hausbanken ausgereichten sogenannten Hamburg-Kredit, mit dem kleine und mittlere Unternehmen Investitionen und Betriebsmittel bis 500 000 Euro günstig finanzieren könnten. Seit dem Start am 1. August seien 7 Mill. Euro ausgereicht worden, künftig sollen es rund 50 Mill. Euro pro Jahr sein. Im kommenden Jahr werde der Hamburg-Kredit “weiter ausdifferenziert” und auch Existenzgründern zur Verfügung gestellt, kündigt Sommer an. Die Weiterentwicklung des Produkts, die Aufnahme von Konsortialgeschäft mit anderen Banken sowie die 2015 geplante Anbindung der Hamburger Bürgschaftsgemeinschaft werde dazu führen, dass die Bilanzsumme der IFB innerhalb der kommenden vier Jahre auf 6 Mrd. Euro ansteigt. Schon bis Ende 2014 soll sich die Zahl der Bankmitarbeiter von derzeit rund 210 auf 235 erhöht haben.Grundidee der systematischeren Wohnbau-, Wirtschafts-, Umwelt- und Innovationsförderung sei es, Hamburgs Position als einer der wirtschaftsstärksten Standorte in Europa zu sichern. Dazu sollen Mittel der EU und des Bundes verstärkt in Anspruch genommen werden, wie Sommer erklärt. Die Wohnraumförderung werde absehbar das größte Fördersegment der IFB bleiben.Die Bank geht im kommenden Jahr von einem Neugeschäft im Darlehensbereich von knapp 500 Mill. Euro aus. Das erwartete Zuschussvolumen wird mit rund 140 Mill. Euro beziffert. Den Refinanzierungsbedarf kalkuliert das Förderinstitut in den kommenden Jahren mit 500 bis 700 Mill. Euro p. a.Dabei will die IFB neue Wege gehen: Erstmals wird am Donnerstag eine im Freiverkehr der Börse Hamburg handelbare Inhaberschuldverschreibung über 100 Mill. Euro emittiert. Hauptgläubiger werde weiterhin die KfW sein, doch wolle man die allgemeine Refinanzierung stärker über eigene Produkte abdecken. Begab die WK Schuldscheine mit Laufzeiten von mindestens zehn Jahren, so will sich die IFB mit neuen Anleihen, kurzen und mittleren Laufzeiten für andere Zielgruppen interessant machen. Auch Schuldscheine sollen künftig begeben werden, Pfandbriefemissionen kämen nicht in Betracht.Als relativ neue Adresse, die von staatlichen Haftungsinstrumenten profitiere, könne die Bank für viele Investoren angesichts verschärfter regulatorischer Liquiditätsanforderungen attraktiv sein, glaubt Sommer. Die Emission, bei der der IFB die HSH Nordbank, M.M. Warburg sowie das Bankhaus Lampe zur Seite stehen, werde “EZB-fähig” sein.