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Neuer Chairman für Chinas Staatsfonds

Von Norbert Hellmann, Schanghai Börsen-Zeitung, 6.4.2019 Chinas Staatsfondsvehikel China Investment Corp (CIC) scheint nach langer Wartezeit einen geeigneten Kandidaten für den Chefsessel gefunden zu haben. Nach mehr als zweijähriger Vakanz soll...

Neuer Chairman für Chinas Staatsfonds

Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinas Staatsfondsvehikel China Investment Corp (CIC) scheint nach langer Wartezeit einen geeigneten Kandidaten für den Chefsessel gefunden zu haben. Nach mehr als zweijähriger Vakanz soll der Chairman-Posten wieder neu besetzt werden. Auch wenn eine offizielle Bestätigung noch aussteht, gilt es als sicher, dass mit Peng Chun (57) nun erstmals ein chinesischer Top-Banker Regie bei der CIC führen soll. Peng fungierte bislang als Chairman der Bank of Communications (Bocom), des fünftgrößten Kreditinstituts des Landes.Der als energisch und durchsetzungsstark geltende Peng hatte in den vergangenen sechs Jahren in Spitzenfunktionen als Präsident und Chairman den Ruf der Bank of Communications als eine der innovativeren unter den staatskontrollierten chinesischen Großbanken gefestigt. Chinesische Finanzexperten gehen davon aus, dass Peng wieder etwas frischeren Wind bei der CIC entfachen könnte, um das Investmentprofil und die strategische Ausrichtung des internationalen Portefeuilles des Staatsfonds zu schärfen.In den vergangenen Jahren ist es etwas stiller um die CIC geworden, was Experten einerseits auf ein gewisses Führungsvakuum und andererseits auf eine fehlende klare Linie hinsichtlich der Rolle des Vehikels bei Chinas Finanzwirtschaftsplanern zurückführen. Im Februar 2017 war der bislang letzte Chairman der CIC, Ding Xuedong, gewissermaßen für höhere Aufgaben in den chinesischen Staatsrat aufgerückt, ohne dass ein direkter Nachfolger berufen wurde. Damit stand in den vergangenen zwei Jahren der nach außen eher verhalten auftretende Präsident und Vize-Chairman der CIC, Tu Guangshao, hierarchisch an der Spitze. Tu wird nun allerdings selbst mit Erreichen der Pensionierungsgrenze bei der CIC ausscheiden und soll dem Vernehmen nach in seinen Positionen von Ju Weimin ersetzt werden.Das künftige Führungsduo steht nun vor der Herausforderung, das Investmentportfolio weiter zu diversifizieren und dabei alternative Anlagen zu stärken, um die Performance der CIC von Marktschwankungen an Aktien- und Rentenmärkten stärker unabhängig zu machen. Gleichzeitig dürfte die CIC von Peking weiter dazu animiert werden, Anlagen im strategischen nationalen Interesse Chinas zu forcieren und sich dabei etwa im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative stärker zu engagieren. Als besonders heikel gilt der Umgang mit Engagements der CIC in US-Gefilden, nachdem chinesische Investoren und insbesondere solche mit einem staatlichen Hintergrund im Zuge des Handelsstreits zwischen China und den USA in ihrem Bewegungsradius bei neuen Engagements auf US-Boden extrem eingeschränkt sind.Seitens der Bank of Communications gibt es bislang keine Informationen über die künftige Besetzung des Chefpostens. In den vergangenen Monaten hatte es eine Reihe von Revirements im Großbankenlager gegeben, unter anderem weil chinesische Spitzenbanker oft auf hohe finanzregulatorische Posten berufen werden. Ende Januar sah man beispielsweise den erst vor zwei Jahren als Chairman des chinesischen Branchenführers Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) angetretenen Yi Huiman (54) an die Spitze der Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) wechseln.