SPARKASSEN-FINANZGRUPPE

"Nord/LB bringt Sparkassen nicht in Not"

Verbandspräsident Mang: Aufruf zur Beteiligung an Kapitalstärkung kein einfacher Gang - Aufsicht liegt Geschäftsplan in Kürze vor

"Nord/LB bringt Sparkassen nicht in Not"

Nach der Milliardenhilfe für die Nord/LB vor rund 15 Jahren hatten die niedersächsischen Sparkassen der Landesbank kein Geld mehr geben wollen. Nun werden sie doch wieder mit rund 320 Mill. Euro zur Kasse gebeten. Dem Rettungskonzept haben sie zugestimmt – die Alternativen wären nicht besser.ste Hannover – Die niedersächsischen Trägersparkassen der Nord/LB werden sich im Rahmen der geplanten öffentlich-rechtlichen Auffanglösung für die von der Schifffahrtskrise gebeutelte Landesbank mit insgesamt rund 320 Mill. Euro beteiligen. Diese Summe nannte der Präsident des mit knapp 26,4 % an der Nord/LB beteiligten Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), Thomas Mang, in der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Hannover. Er betonte, dabei handele es sich um die maximale Belastung der 42 kommunalen Sparkassen in Niedersachsen. Der Beitrag setze sich aus einem Eigenkapitalzuschuss von rund 282 Mill. Euro sowie einem Anteil von etwa 40 Mill. Euro an der Kapitalzufuhr durch den Stützungsfonds der deutschen Sparkassen zusammen. Künftig sieben TrägerAm Montag hatten sich die Trägersparkassen in einer außerordentlichen Verbandsversammlung einstimmig zu dem Beitrag für das geplante Rettungskonzept bekannt, das insgesamt eine Kapitalstärkung von 3,5 Mrd. Euro vorsieht. Davon entfallen nach Angaben von Mang 2,365 Mrd. Euro auf das Land Niedersachsen, das derzeit Mehrheitseigentümer der viertgrößten Landesbank mit einem Anteil von 59,1 % ist, sowie auf das mit knapp 5,6 % beteiligte Sachsen-Anhalt. Die Sparkassen-Finanzgruppe werde einen Betrag von 1,135 Mrd. Euro schultern, der sich zu je einem Drittel auf den Stützungsfonds der Sparkassen, die Sicherungsreserve der Landesbanken sowie die Trägersparkassen in Niedersachsen, den mit 5,3 % beteiligten Sparkassen-Beteiligungsverband Sachsen-Anhalt und den Sparkassenbeteiligungszweckverband Mecklenburg-Vorpommern (3,7 %) aufteilt. Dem Modell zufolge hat die Nord/LB künftig sieben Träger. Die konkreten Beteiligungsquoten stehen noch nicht fest, ein Wertgutachten ist in Arbeit.Bei den niedersächsischen Sparkassen steht die seit einer Kapitalspritze von fast 1 Mrd. Euro vor 15 Jahren verwässerte Nord/LB-Beteiligung nach Abschreibungen von insgesamt knapp 1,2 Mrd. Euro im Verlauf der vergangenen Jahre mittlerweile zum “Erinnerungswert von 1 Euro” in den Büchern, wie Mang erläuterte. Im vergangenen Jahr kam eine letzte Scheibe von 400 Mill. Euro hinzu. Damit läge der größte Teil der Belastungen durch die Nord/LB hinter den Instituten.Die Wertkorrekturen und die neuerliche, vor 15 Jahren eigentlich ausgeschlossene Beteiligung an einer Kapitalzufuhr für die Nord/LB brächten keine niedersächsische Sparkasse in existenzielle Schwierigkeiten, unterstrich der seit 2003 amtierende und im Dezember bis 2024 bestätigte Sparkassenpräsident, der seit rund 16 Jahren auch dem Aufsichtsrat der Nord/LB angehört und Vorsitzender des Risikoausschusses ist. Gleichwohl bedauerte Mang die im vergangenen Jahr gescheiterte Vier-Sparkassen-Fusion im Süden Niedersachsens, an der mit der Stadtsparkasse Bad Sachsa auch die mit rund 130 Mill. Euro Bilanzsumme kleinste Sparkasse Deutschlands beteiligt sein sollte. Derzeit werde im Verbandsgebiet eine Fusion sondiert: Aus dem Zusammenschluss der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg und der Sparkasse Celle würde das fünftgrößte Institut in Niedersachsen hervorgehen. Gewinn rückläufigDer Druck auf die Ertragslage der 42 kommunalen Sparkassen im Verbandsgebiet nahm 2018 weiter zu. Das für die Messung der operativen Ertragskraft maßgebliche Betriebsergebnis vor Bewertung rutschte aber nicht so stark ab wie erwartet. Mang berichtete über ein Ergebnis von 861 (i.V. 904) Mill. Euro bzw. 0,81 (0,88) % der Durchschnittsbilanzsumme. Mit dem Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 68,2 (67,1) % sei man in Anbetracht der Rahmenbedingungen zufrieden. Das Jahresergebnis schrumpfte auf 130 (166) Mill. Euro. Das Ergebnis berücksichtigt den Angaben zufolge im Zuge der Abschreibungen auf den Nord/LB-Beteiligungsbuchwert einen Bewertungsaufwand von 350 Mill. Euro.Mang räumte ein, dass der Aufruf an die Sparkassen, sich erneut an einer Kapitalstärkung der Landesbank zu beteiligen, für ihn “kein einfacher Gang” gewesen sei. Die öffentlich-rechtliche Auffanglösung sei aber verglichen mit der Offerte der Finanzinvestoren Cerberus und Centerbridge sowie mit einer Abwicklung die “beste unter lauter schwierigen Alternativen”. Das neue Geld werde in eine von Altlasten im Schiffsportfolio befreite Bank eingebracht, die schlanker und mit einer Bilanzsumme von etwa 80 Mrd. Euro künftig voraussichtlich halb so groß wie heute sein werde, deren Geschäftsmodell aber zugleich standfest genug sein müsse, um nachhaltig vernünftige betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu erwirtschaften. Der Geschäftsplan der künftigen Nord/LB soll der Bankenaufsicht in der kommenden Woche vorliegen.