Klimaschutz

Nur Lippen­bekenntnisse von Europas Banken

Laut einer Studie der Strategieberatung ZEB geizen die Banken mit konkreten Zielen zum Klimaschutz. Die deutschen Institute verschenkten damit einen Wettbewerbsvorteil, sagt Mitautor Dirk Holländer.

Nur Lippen­bekenntnisse von Europas Banken

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Angesichts des Booms der nachhaltigen Geldanlage gehört es in der Finanzbranche schon lange zum guten Ton, sich vollmundig zum Klimaschutz zu bekennen. Wie die Vorabversion der zweiten Ausgabe der „European Banking Study“ der Strategie- und Managementberatung ZEB aufzeigt, belassen es viele Institute in Europa derzeit noch bei vagen Absichtsplänen. Nur wenige Institute können bereits konkrete Pläne vorweisen, wie sie selbst einen Beitrag leisten oder aber ihre Kunden dabei unterstützen können, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten.

Wie aus der Studie hervorgeht, haben sich zwar 94% der untersuchten Banken bereits frühzeitig zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 bekannt. Trotzdem könne bislang nur die Hälfte der Kredithäuser klare Ziele für ein CO2-neutrales Portfolio vorweisen. Bis Mitte dieses Jahres hätten zudem nur wenige Institute eine umfassende Offenlegung der gesamten finanzierten Treibhausgasemissionen vorgenommen.

Entgegen dem in Deutschland be­liebten Selbstbild von den Vorreitern des Umweltschutzes schneiden die hiesigen Institute in der Untersuchung bestenfalls mittelmäßig ab. So ist unter den fünf Banken, die sich durch konkrete und maßnahmengestützte Pläne für die Reduktion der CO2-Emissionen in ihren Portfolios hervortun, keine einzige aus Deutschland vertreten. Die Nase vorn haben hier Niederländer, Briten und Franzosen.

Startvorteil besser nutzen

Immerhin sei es den hiesigen Banken jedoch zugutezuhalten, dass sie aufgrund ihres insgesamt kleineren Portfolios in treibhausintensiven Branchen eine durchschnittlich bessere Klimabilanz als ihre Wettbewerber aufweisen. Nach Ansicht der Autoren nutzen nicht alle diesen Startvorteil, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Die Strategieberatung empfiehlt den deutschen Instituten daher, den Absichtserklärungen möglichst zeitnah konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduzierung folgen lassen.

Mittelfristig könnten die deutschen Banken im europäischen Kontext dadurch wieder an Gewicht gewinnen. Denn wie Dirk Holländer, Mitautor der Studie und Senior Partner bei ZEB, unterstreicht, besitzen viele europäische Institute signifikant Finanzierungsanteile in Branchen mit hohen Treibhausemissionen, die sie in den kommenden Jahrzehnten konsequent abbauen müssen. „Gelingt es den Akteuren nicht, schnell Erfolge zu verzeichnen, dürfte ein umfassender Eingriff von Politik und Aufsicht mit entsprechenden Reglementierungen nicht lange auf sich warten lassen“, sagt er voraus.