Halbjahreszahlen

Ost-Sparkassen spüren Wirtschaftsflaute

Die ostdeutschen Sparkassen haben im ersten Halbjahr die schwierige Wirtschaftslage und die Inflation zu spüren bekommen. Für das Gesamtjahr wird dennoch ein deutlich höheres Ergebnis erwartet.

Ost-Sparkassen spüren Wirtschaftsflaute

Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) stellt für seine 43 Mitgliedsinstitute in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt für dieses Jahr ein deutlich besseres Ergebnis in Aussicht. Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender kündigte am Dienstag ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 1,88 Mrd. Euro an nach 1,35 Mrd. im vergangenen Jahr. Dies wären dann 1,25 (i.V. 0,89)% der durchschnittlichen Bilanzsumme.

Das Ergebnis fuße auf guten Erträgen, die die Kostensteigerungen überkompensierten, und auf moderaten Wertberichtigungen, sagte Zender vor der Presse in Berlin. Seinen Worten zufolge wird sich auch die Aufwands-Ertrags-Quote auf 51,5% von zuletzt 57,6%verbessern. Damit schneidet der OSV auch deutlich besser ab als die Sparkassen insgesamt in Deutschland, die 2022 auf ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 62,5% gekommen waren.

Der OSV rechnet mit einem deutlich gestiegenen Zinsüberschuss von 2,8 (i.V. 2,1) Mrd. Euro und einem stabilen Provisionsergebnis von rund 1 Mrd. Euro. Zender verwies darauf, dass sich das Bankgeschäft aufgrund der aktuellen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder normalisiere.

Veränderungen wird es auch beim Bewertungsergebnis aus dem eigenen Wertpapiergeschäft geben. Nach den Rekord-Wertberichtigungen von gut 1,4 Mrd. Euro sind in diesem Jahr wieder Zuschreibungen von 279 Mill. Euro geplant. Zender kündigte an, dass auch die Vorsorgereserven wieder gestärkt würden, voraussichtlich mit gut 1 Mrd. Euro. Es gehe darum, die Kapitalbasis wieder für weiteres Wachstum zu stärken.

Kaufkraft gesunken

Trotz des positiven Ausblicks auf das Gesamtjahr haben auch die ostdeutschen Sparkassen im ersten Halbjahr die schwierige Wirtschaftslage und insbesondere die Situation an den Immobilienmärkten zu spüren bekommen.

Der geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp verwies auf die gesunkene Kaufkraft und die damit auch einhergehende Auflösung von Ersparnissen. Viele Menschen, die gerne Wohneigentum bilden wollten, hätten ihre Pläne angesichts dieser Belastungen und der seit Anfang 2022 vierfach höheren Finanzierungskosten verschoben. Weskamp kritisierte in diesem Zusammenhang auch den Streit innerhalb der Bundesregierung, unter anderem um das Gebäudeenergiegesetz. Die Politik habe sehr deutlich die Unsicherheit der Menschen noch verstärkt oder sogar selbst produziert.

Wolfgang Zender (Quelle: OSV)

Bei den Ost-Sparkassen machte sich diese Gemengelage in den ersten sechs Monaten beim Volumen neuer Kreditzusagen bemerkbar, das 36% unter Vorjahr lag. Bei Privatpersonen lag der Rückgang neuer Darlehen sogar bei 46%. Nahezu halbiert wurden die neuen Wohnungsbaukredite (minus 48%).

"Kredithahn bleibt im Osten offen"

Verbandsgeschäftsführer Zender verwies zur Begründung allerdings auch auf das hohe Wachstumstempo in den vergangenen Jahren. Zudem sei der Kreditbestand der OSV-Sparkassen in den ersten sechs Monaten dennoch um 2,5% auf 78,6 Mrd. Euro weiter gestiegen. „Der Kredithahn bleibt im Osten offen“, stellte Zender klar. Zudem habe sich im Juni schon wieder eine erste Stabilisierung der bis dato schwächelnden Kreditnachfragte gezeigt. Es scheine eine Bodenbildung zu geben.

Die Kundeneinlagen der ostdeutschen Mitgliedsinstitute sanken im ersten Halbjahr um 1,8% auf 127,4 Mrd. Euro, was der OSV auch auf Umschichtungen und saisonale Effekte zurückführte. Für das zweite Halbjahr wird wieder Wachstum erwartet. Deutlich aktiver waren die Kunden im ersten Halbjahr mit ihren Wertpapiergeschäften. Der Nettoabsatz lag mit 2,8 Mrd. Euro um 33% über Vorjahr.

Keine Fusionen geplant

Weitere Fusionen unter den 43 Ost-Sparkassen, die bislang für rund 10% der Bilanzsumme des gesamten Sparkassen-Lagers standen, sind derzeit nicht geplant. Die Zahl der Geschäftsstellen (ohne Hauptstellen) ging seit Jahresbeginn aber weiter um 16 auf jetzt 1.031 zurück. Weskamp unterstrich jedoch, dass die Sparkassen in einer Region oft trotzdem noch mehr Geschäftsstellen hätten als alle Wettbewerber zusammen. Die gestiegen Zinsen haben beim OSV zu einem deutlichen Nachfrageanstieg nach Bausparangeboten geführt. Weskamp verwies auf die Fusion der LBS Ost und LBS Schleswig-Holstein rückwirkend zum 1. Januar. Diese bedeute eine langfristige Stärkung.

Ost-Sparkassen spüren Flaute

Kredit-Neugeschäft im ersten Halbjahr eingebrochen – Positiver Ausblick – Kritik an Politik

Die ostdeutschen Sparkassen haben im ersten Halbjahr die schwierige Wirtschaftslage und die Inflation zu spüren bekommen. Das Kredit-Neugeschäft brach um mehr als ein Drittel ein. Die Darlehensvergabe im Wohnungsbau halbierte sich nahezu. Für das Gesamtjahr wird dennoch ein deutlich höheres Ergebnis erwartet.

ahe Berlin

Wolfgang Zender

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