Nach hohen Verlusten im Vorjahr

Ostsparkassen hoffen auf 300 Mill. Euro an Zuschreibungen

Ludger Weskamp, Chef des ostdeutschen Sparkassenverbands bekräftigt die temporäre Natur der im Vorjahr getätigten Abschreibungen auf Wertpapiere in der Eigenanlage.

Ostsparkassen hoffen auf 300 Mill. Euro an Zuschreibungen

Ostsparkassen erwarten 300 Mill. Euro an Zuschreibungen

Bloomberg Berlin

Nach den 1,44 Mrd. Euro schweren Abschreibungen auf Wertpapiere im Depot A im Vorjahr werden sich die ostdeutschen Sparkassen nach Angaben ihres Verbandspräsident Ludger Weskamp ein Fünftel durch Zuschreibungen zurückholen.

Bei den 43 Sparkassen “erwarten wir für das vergangene Jahr Zuschreibungen auf die Wertpapier-Eigenanlagenlagen von circa 300 Millionen Euro”, so der geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV). „Werden alle Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten, würden die Abschreibungen aus 2022 in den nächsten vier bis fünf Jahren komplett zurückkommen”, ergänzte er.

Gegenbewegung erwartet

Ursache der hohen Abschreibungen, die sich 2022 bei allen Sparkassen deutschlandweit auf rund 8 Mrd. Euro belaufen hatten, war die schnelle Zinswende, die vor allem den Wert von festverzinslichen Papieren einbrechen ließ. Mehrere regionale Sparkassenverbände haben in den vergangenen Wochen bereits durchblicken lassen, dass sie für 2023 mit einer Gegenbewegung und Zuschreibungen rechnen.

Ruhe kehrt zudem in das Geschäft mit privaten Immobilienfinanzierungen ein, welche vergangenes Jahr bei den OSV-Instituten um rund 50% gegenüber 2022 eingebrochen waren. Wegen gestiegener Zinsen hatten sich potenzielle Käufer zurückgezogen. “Wir beobachten jetzt aber eine Stabilisierung. Ein weiterer Rückgang ist nicht zu erkennen”, sagte Weskamp.

Bodenbildung Wohnimmobilien

Die Preise für Wohnimmobilien haben seinen Worten zufolge wohl eine Basis erreicht. Er sehe da kein weiteres wesentliches Minus. “Zum einen gibt es eine Angebotsverknappung, weil zu wenig neu gebaut wird”, erklärte Weskamp. “Zum anderen steigen vielerorts die Mieten, was den Besitz von Wohneigentum wieder attraktiver macht. All das dürfte die Preise stützen.“ Die Wohnimmobilienpreise in Deutschland liegen 7% unter dem Höchststand von 2022, zeigen Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken.

Mit Blick auf den durch die Pleite des Immobilienkonzerns Signa erschütterten Markt für Gewerbeimmobilien zeigte sich Weskamp ebenfalls entspannt. Zu den Signa-Gläubigern zählen auch viele Sparkassen, wie aus Insolvenzunterlagen hervorgeht, die Bloomberg einsehen konnte. Die OSV-Sparkassen seien durch die Pleite jedoch “fast nicht betroffen”, wie Weskamp sagte. 

Streit um Nord/LB

Die OSV-Sparkassen unterscheiden sich von Sparkassen in anderen Regionen auch dadurch, dass Fusionen für sie aktuell keine Rolle spielen. Für das laufende Jahr erwartet Weskamp keine Zusammenschlüsse. “Sparkassen müssen regional verankert sein und bleiben”, sagte er. Er sei darüber hinaus auch kein Fan von Filialschließungen. “Es gehört zu unserem Selbstverständnis, in der Fläche präsent zu sein, so Weskamp.

Veränderungen streben die OSV-Sparkassen hingegen bei der Nord/LB an. Die Institute in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt, die direkte Beteiligungen an der Landesbank halten, haben Weskampf zufolge “kein Interesse daran, Eigentümer der Nord/LB zu bleiben. Sollte Niedersachsen das Angebot wiederholen, andere Eigentümer herauszukaufen, würden wir uns das sicherlich mit Interesse anschauen.“

Nach monatelangen Streitigkeiten um eine neue Banksteuerungs-IT für die Nord/LB, in deren Verlauf Mehrheitseigentümer Niedersachsen angedeutet hatte, die Bank ohne Beteiligung der Sparkassen weiterführen zu wollen, hatten die Gesellschafter im vergangenen September doch noch eine Einigung erzielt.