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David Beckham stimmt Amerika auf Fußball ein

Ex-Freistoßkünstler David Beckham tritt heute als gewiefter Geschäftsmann auf. Die Aufmerksamkeit, die sein Engagement beim US-Franchise Inter Miami mit sich bringt, weiß die Werbeikone geschickt für sich zu nutzen.

David Beckham stimmt Amerika auf Fußball ein

David Beckham stimmt
Amerika auf Fußball ein

Von Alex Wehnert, New York

Inter-Miami-Eigner David Beckham mit seinem Mittelfeldspieler Benja Cremaschi.

Der Ball klebt eng an Lionel Messis Fuß. Der argentinische Superstar prescht auf den gegnerischen Strafraum zu, behält die Übersicht und legt nach außen ab – von dort aus kommt die Kugel scharf zurück in die Mitte, wo der uruguayische Stürmer Luis Suárez sie trocken in den Winkel drischt. Was sich wie eine Kombination aus der Hochphase der Dominanz des FC Barcelona im europäischen Vereinsfußball liest, spielt sich Anfang März in Florida ab. Es ist die vierte Minute im Derby zwischen Orlando City und Gastgeberin Inter Miami, die an diesem Tag einen 5:0-Kantersieg und ihr neues Weltklasse-Offensivduo feiert.

Dass Suárez und Messi ihre Karrieren an der Biscayne Bay ausklingen lassen und nicht wie viele andere Altstars am Persischen Golf, ist David Beckham zu verdanken. Der einstige Freistoßkünstler von Manchester United und Real Madrid ist mit den auch als Köpfen der Infrastruktur- und Baufirma Mastec bekannten Brüdern Jorge und José Mas Eigentümer von Inter Miami. Die drei kauften den vorherigen Besitzern, dem bolivianisch-amerikanischen Geschäftsmann Marcelo Claure und Softbank-Gründer Masayoshi Son, 2021 ihre Anteile ab und brachten den Alternatives-Riesen Ares als Investor mit. Seither haben es sich Beckham und Konsorten zur Aufgabe gemacht, das „Soccer“-skeptische Amerika auf Fußball einzustimmen.

Lionel Messi – hier bei einem Spiel im CONCACAF Champions Cup, wirbelt seit dem vergangenen Sommer durch Nordamerika. Foto: AP Photo/Michael Laughlin.

Zwar zog die seit 1996 ausgetragene Major League Soccer (MLS) auch in früheren Spielzeiten etablierte europäische Stars wie Beckham selbst an. Der Transfer von Messi hebt das Interesse an Fußball in den USA im Sommer 2023 aber in eine neue Dimension.

Beckham und die Mas-Brüder wissen bei der Vorbereitung des Deals, dass sie auf dem Papier nicht mit den Ölmilliarden aus Saudi-Arabien konkurrieren können, die Messis ewigen Rivalen Cristiano Ronaldo bereits zum Wechsel in den Nahen Osten bewegt haben. Doch mit dem MLS-Trikotausrüster Adidas und Streamingpartner Apple haben sie ebenfalls zahlungskräftige Unterstützer im Rücken. So erhält Messi nicht nur ein festes Salär und eine zukünftige Beteiligung an Inter Miami, sondern auch Teile der Erlöse aus neuen Fußball-Saisonabonnements auf Apple TV und der Gewinnsteigerungen, die Adidas nach seiner Verpflichtung über die MLS generiert.

Geschickte Quervermarktung

Dass Beckham, mit seiner Frau Victoria seit jeher Lieblingsobjekt der Klatschpresse, durch den Messi-Deal einmal mehr in den Fokus rückt, weiß der 48-Jährige geschickt zu nutzen. So verkauft er eine Doku-Serie über seine Karriere und sein Familienleben an Netflix, wo sie zum globalen Streaming-Hit wird. Seine Produktionsfirma Studio 99, die zudem eine Biografie über Snooker-Star Ronnie O’Sullivan für Amazon auflegt, liefert damit hohe Erlösbeiträge zur Holding DRJB, die ihren Umsatz 2022 auf 72,6 Mill. Pfund mehr als verdoppelte und laut Analysten seither weiter gesteigert haben dürfte.

Während seiner Karriere als Prototyp des einfach gestrickten Fußballers verschrien, hat sich „Becks“ also zum gewieften Geschäftsmann entwickelt. Der aus London stammende Sohn einer Friseurin und eines Küchenmonteurs – die Eltern reisten als Manchester-United-Fans häufig 320 Kilometer, um die Heimspiele der „Red Devils“ live zu sehen – verkaufte bereits 2022 eine Mehrheitsbeteiligung an seiner Marke DB Ventures an den US-Brandmanager Authentic.

Krawatte und Anzug sitzen: David Beckham ist für sein Mode-Faible bekannt. Foto: AP Photo/Kyusung Gong.

Für 55% an der Holding, die den Großteil seiner Sponsoring-Vereinbarungen verwaltet, strich Beckham 269 Mill. Dollar ein. Zudem sicherte er sich ein Authentic-Aktienpaket. Das übrige Portfolio des New Yorker Unternehmens, zu dem auch der Designermode-Anbieter Ted Baker und die Gummistiefelmarke Hunter gehören, dürfte dem für seine modischen Ausrufezeichen bekannten Beckham gefallen haben – auch wenn insbesondere die Artikel letztgenannter Firma sich kaum für einen Stadionbesuch in der Hitze Floridas eignen dürften.

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