Plan B für Bankia

Spaniens Regierung erwägt erstmals Verkauf der Kontrollmehrheit

Plan B für Bankia

ths Madrid – Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calviño hat diese Woche das Bild von ihrem Amtsvorgänger Rodrigo Rato aus ihrer Büroetage entfernen und an einem diskreteren Ort des Ministeriums aufhängen lassen. Rato sorgt derzeit wieder einmal für negative Schlagzeilen wegen seiner Zeit als Vorsitzender von Bankia. Der frühere Generaldirektor der IWF, der bereits wegen Missbrauchs der sogenannten “schwarzen Kreditkarten” zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, muss sich erneut vor Gericht verantworten. Diesmal wegen der vermeintlichen Bilanzfälschung beim Börsengang der ehemaligen Sparkasse im Jahr 2011. Bankia musste kurz darauf für mehr als 22 Mrd. Euro vom Staat gerettet werden. Der Staat hält noch immer 61 % der Anteile.Calviño steht heute vor der schwierigen Aufgabe, die mit Brüssel vereinbarte Reprivatisierung von Bankia durchzuführen, ohne dass die Verluste für den spanischen Steuerzahler hoch ausfallen. Bislang wurden zweimal – 2014 und 2017 – Tranchen von rund 7 % der Aktien an der Börse verkauft. Doch der Kurs ist seitdem stark gefallen, allein im laufenden Jahr um mehr als 30 %. Die Regierung schließt daher einen weiteren Teilverkauf vorerst aus. Doch Calviño brachte vor Tagen eine neue Option ins Spiel. “Es ist nicht dasselbe, 7 % zu veräußern oder eine Kontrollmehrheit”, sagte die Ministerin. Der Verkauf eines Mehrheitsanteils an einen strategischen Investor stand bisher nicht zur Debatte. Das Bankia-Management um den Vorsitzenden José Ignacio Gorigolzarri wünscht sich lieber eine Reprivatisierung mit einem breiten Streubesitz, der die Unabhängigkeit garantieren würde.Die Frage ist, wer überhaupt als Käufer von Bankia in Frage kommt. Das mit einem Marktanteil von knapp 10 % viertgrößte Kreditinstitut Spaniens hat derzeit einen Marktwert von 8,4 Mrd. Euro. Beim Kauf einer Kontrollmehrheit müsste der Bieter ein Angebot für 100 % des Kapitals abgeben, mit einem attraktiven Aufschlag.Einen so hohen Preis könnten nach Einschätzung von Branchenkennern daheim nur die drei Großen, Santander, BBVA und Caixabank stemmen. Doch alle drei haben sich im Zuge der Krise bereits mit Zukäufen von havarierten Mitbewerbern, wie Banco Popular oder Catalunya Caixa, auf dem Heimatmarkt ordentlich verstärkt und bedürften daher im Grunde keiner weiteren Ausdehnung ihrer Filialnetze.Die spanische Notenbank glaubt, dass noch ein wenig Spielraum für eine weitere nationale Konsolidierung besteht, sähe aber lieber einen Bieter aus dem Ausland. In Europa kommen aber kaum Kandidaten in Frage, da die Kapitalanforderungen der Europäischen Zentralbank nicht unbedingt zu Zukäufen einladen.Es könnte daher auf eine Verlängerung der Frist hinauslaufen. Bankia muss dem Abkommen mit Brüssel zufolge eigentlich bis Ende 2019 wieder in privaten Händen sein. Dies sei eine Option, sagte Calviño: “Unser Ziel ist es, das Maximale der Staatshilfen wieder hereinzuholen.”