Prime Capital wettet auf Private Debt
Prime Capital sieht im privaten Kreditgeschäft einen “anhaltenden Mega-Trend” der kommenden Jahre. Entsprechend ehrgeizig sind die Wachstumsziele des Frankfurter Finanzdienstleisters.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDer Frankfurter Finanzdienstleister Prime Capital sieht im privaten Kreditgeschäft einen “anhaltenden Mega-Trend” der kommenden Jahre und setzt sich entsprechend ehrgeizige Wachstumsziele. Verwaltet die Gesellschaft in diesem Segment derzeit 1,5 Mrd. Euro, so will sie dieses Volumen in den kommenden beiden Jahren auf 3 Mrd. bis 4 Mrd. mindestens verdoppeln. Entsprechende Zusagen von Investoren lägen bereits vor, heißt es.”Das künftige Wachstum dürfte zu 70 % aus dem Bereich Private Debt kommen”, sagt der Börsen-Zeitung Wolfgang Stolz, Chief Executive Officer von Prime Capital, der, bevor er Gründungspartner der Gesellschaft wurde, unter anderem im Executive Board der UBS Investment Bank in London und Frankfurt sowie für die Deutsche Bank und J.P. Morgan gearbeitet hatte.Auch insgesamt plant Prime Capital eine stramme Expansion. Man wachse zurzeit nicht nur im Bereich Private Debt, sondern auch in den übrigen Segmenten Absolute Return & Hedge Funds sowie Renewables & Real Assets stark, heißt es. “Wir gehen davon aus, dass wir ohne weiteres Neugeschäft insgesamt ein Volumen zwischen 8 Mrd. und 10 Mrd. Euro erreichen werden”, sagt Stolz über die Pläne bis Ende 2018. Im vergangenen Jahr hat die Gesellschaft die von ihr verwalteten Mittel von 4 Mrd. auf 6 Mrd. Euro ausgebaut.Noch liegt der Schwerpunkt im Bereich alternative Investments. Dort liegen derzeit rund 4 Mrd. Euro. Entsprechend baut die Gesellschaft Kapazitäten auf. Im laufenden und im kommenden Jahr will sie jeweils zehn bis 20 Mitarbeiter einstellen. Momentan zählt der vor zehn Jahren gegründete Finanzdienstleister, der eigenen Angaben zufolge von Beginn an profitabel arbeitete, 50 Mitarbeiter.Den Boom der privaten Kreditvergabe, welche nach Angaben aus dem Markt zu 70 % auf private und gewerbliche Immobilien entfällt, befeuern Stolz zufolge die Geldpolitik sowie die Regulierung.Auf der einen Seite sorgt das geldpolitisch motivierte Zinstief dafür, dass institutionelle Anleger händeringend nach Investitionen suchen, die überhaupt noch Rendite abwerfen. Auf der anderen Seite hält die Regulierung Banken dazu an, ihr Kapital zu stärken und Risiken abzubauen. Hier kommt Prime Capital ins Spiel, die Banken Kredittranchen abnimmt und an institutionelle Anleger vermittelt. Damit entlasten die Banken nicht nur ihre Bilanz, wie Stolz vorrechnet. Sie verbesserten auch ihre Eigenkapitalrendite. Denn die Provisionen auch für ausgelagerte Kredittranchen flössen ihnen voll zu, ohne dass diese das Eigenkapital belasteten. Zugriff auf die SicherheitenStolz prophezeit, dass zudem das Modell “originate to distribute”, also die Vergabe von Krediten zum Zweck, sie auszulagern, für Banken an Bedeutung gewinnen wird. Zugleich legt er indes Wert auf die Feststellung, dass im Falle der Transaktionen, bei denen Prime Capital mit von der Partie ist, etwa 30 bis 50 % der vermittelten Kredite in den Büchern der Banken blieben. Auch werde das jeweilige Risiko nicht “horizontal” geteilt, so dass Banken sich die guten Risiken aussuchen und die schlechten abgeben könnten, sondern vertikal, womit die Institute und Prime Capital bzw. deren Kunden dasselbe Risiko trügen.Eine hemmungslose Verbriefungspraxis, die diese beiden Kriterien nicht erfüllte, hatte vor rund zehn Jahren in die US-Immobilien- und schließlich die westliche Finanzkrise geführt. Investoren waren seinerzeit vielfach nur unversehens wertlos gewordene, von hemmungslosen Ratingagenturen gleichwohl mit besten Ratings ausgestattete Wertpapiere geblieben.Prime Capital hat dagegen vollen Zugriff auf die hinter den Krediten stehenden Sicherheiten, wie Stolz versichert. Die Kredite und Sicherheiten würden direkt auf der jeweiligen Kundenplattform verbucht. Auftrieb erhofft sich der Manager dabei langfristig auch von der geplanten Kapitalmarktunion. “Allerdings wird es noch viele Jahre dauern, bis sich die Effekte einstellen”, kommentiert er das Vorhaben der EU-Kommission.Ihr Alleinstellungsmerkmal sieht die Gesellschaft in einer doppelten Funktion als Asset- und Plattformmanager. Für die Auswahl, Vermittlung und Verwaltung der Assets berechnet die Gesellschaft ihren Kunden Stolz zufolge je nach Volumen Provisionen zwischen 20 und 30 Basispunkten. Die gleiche Spanne gilt für Leistungen der Strukturierung von Portfolien unter bilanziellen, steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten sowie der Risikosteuerung. Stolz zufolge hat Prime Capital einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, um diese Struktur aufzubauen.Manche Banken verfügten über interne Assetmanager, die sich für die Verwaltung solcher Assets 70 bis 80 Basispunkte berechneten, berichtet Stolz. Gerade Risikosteuerung werde immer wichtiger: “Die BaFin lässt doch keinen Großanleger mehr in den Markt, der ihr nicht ausreichende Expertise im Risikomanagement nachweisen kann.” Gerade Versicherer aber könnten solche Kompetenzen im Private-Debt-Sektor nicht in wenigen Monaten aufbauen.Prime Capital sei keine Schattenbank, betont Stolz und verweist auf entsprechende Lizenzen von Prime Capital nach dem Gesetz über das Kreditwesen (KWG) sowie nach der EU-Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM). Unter anderem beaufsichtigen den Finanzdienstleister die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die britische Financial Conduct Authority sowie die Luxemburger Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF). Die Kreditvermittlung an institutionelle Anleger läuft den Angaben zufolge ausschließlich über die Banken, welche die Kredite ausreichen. Prime Capital trete dabei als Co-Investor bei der Kreditvergabe auf. Das “Credit Sourcing” angelsächsischer Kreditfonds, welche sich auch an Finanzinstituten vorbei direkt an potenzielle Schuldner wendeten, komme für Prime Capital nicht in Frage: “Sonst müsste ich eine ganze Armada an Kreditfachleuten einstellen.” Nur für einzelne Sub-Asset-Klassen innerhalb von Private Debt beschäftigt Prime Capital jeweils spezialisierte Kreditfachleute. Im Segment Renewables & Real Asset investiert die Gesellschaft derweil direkt in Infrastruktur, ohne Banken oder externe Manager einzuschalten. Provisionsertrag steigtMit der operativen Entwicklung von Prime Capital zeigt Stolz sich zufrieden. Seit einem Tiefpunkt in den Jahren 2011 und 2012, als Anleger infolge der Finanzkrise liquidierbare Mittel abgezogen hätten, wüchsen die Erträge stetig, sagt er. Wie der Mitte März für 2014 publizierte Geschäftsbericht zeigt, steigerte die Gesellschaft ihre Provisionserträge im vorvergangenen Jahr um 4,5 % auf knapp 10 Mill. Euro, während der Überschuss von rund 0,9 Mill. auf 2,1 Mill. Euro anzog.Chancen für künftiges Geschäft im Sektor Private Debt bieten nach Einschätzung des Managers neben der Abwicklung von Portfolien notleidender Kredite und dem Feld der Dienstleistungen rund um Run-off-Portfolien von Versicherern auch die Finanzierung der Lieferkette (Supply Chain), etwa in der Logistikbranche.Die Freisetzung von Working Capital sei auch für große internationale Industrieunternehmen von großem Interesse, sagt Stolz. Prime Capital arbeite daher “als strategischer Exklusivpartner eines großen europäischen Logistikkonzerns in weit fortgeschrittenem Stadium” an einem Finanzierungsprogramm, mit dessen Hilfe Unternehmen “große Teile ihrer Zwischenprodukte als auch ihrer Fertigprodukte außerhalb der Unternehmensbilanz” finanzieren und verwalten lassen könnten.