IM GESPRÄCH: BERND VORBECK, UNIVERSAL-INVESTMENT

Private-Equity-Führung treibt die Geschäfte

Dank Montagu "größerer Zuspruch durch die Kunden" - Mit Expansion und Zukäufen zur größten europäischen Plattform

Private-Equity-Führung treibt die Geschäfte

Unter der neuen Führung durch das Private-Equity-Haus Montagu zeigt sich die drittgrößte deutsche Fondsgesellschaft, Universal-Investment, in Angriffslaune. Durch Zukäufe und Auslandsexpansion soll die größte europäische Fondsplattform entstehen.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtBeim Fondsdienstleister Universal-Investment läuft das Geschäft wie geschmiert: Mit Abstand stand die Gesellschaft beim Fondsabsatz in Deutschland 2017 auf dem ersten Platz. “Seit dem Eigentümerwechsel erfahren wir noch größeren Zuspruch durch die Kunden”, erzählt Bernd Vorbeck, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Strategie sei durch das Private-Equity-Haus Montagu im Kern nicht angerührt worden, doch durch die Verschlankung auf drei Geschäftsbereiche fokussiert worden. Das zuletzt hohe Wachstumstempo soll in Zukunft fortgeschrieben werden, so dass in fünf Jahren das verwaltete Vermögen bei 500 Mrd. Euro liegen soll nach zuletzt 339 Mrd. Euro. Sorge bereiten Vorbeck die fehlenden Fachkräfte in einigen Bereichen, was perspektivisch durch den Brexit noch verschärft werden dürfte.Rund 40 Mrd. Euro konnte Universal-Investment hierzulande im vergangenen Jahr (Stand: Ende Oktober) laut Fondsverband BVI einsammeln. Dies war mehr als doppelt so viel wie die zweitplatzierte Union Investment. Der Zustrom festigte auch die Stellung als drittgrößte Fondsgesellschaft in Deutschland mit einem verwalteten Vermögen von hierzulande 295 Mrd. Euro nach Allianz Asset Management (582 Mrd. Euro) und Deutsche Asset Management (372 Mrd. Euro).”Wir sind im Ende September beendeten Geschäftsjahr in den drei Produktlinien Securities, Alternative Investments und Portfolio Management gewachsen, das Plus reicht von 8 bis 67 % und liegt über alle Geschäftsbereiche hinweg bei 20 %”, so Vorbeck, der seit 1999 Geschäftsführer der Gesellschaft und seit 2007 der Sprecher der Geschäftsführung ist. Somit stieg das verwaltete Vermögen insgesamt um ein Fünftel auf 339 Mrd. Euro, was neben dem deutschen Geschäft auch die Aktivitäten in Luxemburg umfasst. Hierzulande ist Vorbeck stolz darauf, dass sein Haus das größte Master-KVG-Mandat (Kapitalverwaltungsgesellschaft, KVG) mit mehr als 20 Mrd. Euro für sich gewinnen konnte. Dies waren Mandate von Volkswagen und Audi, die, so ist im Markt zu hören, bislang von Helaba Invest betreut wurden. Bei einer Master-KVG-Lösung werden verschiedene Spezialfonds in einem Master-Fonds, der aus mehreren Segmenten besteht, gebündelt. MargenschwachAuch das operative Ergebnis habe sich analog zu den Wachstumsraten beim verwalteten Vermögen weiter entwickelt. Zusätzlich habe es aber auch Sondereffekte durch die Übernahme gegeben. Eine konkrete Zahl gibt Vorbeck allerdings nicht preis. Der zuletzt veröffentlichte Jahresüberschuss für das Geschäftsjahr 2015/16 lag bei 20,6 Mill. Euro. Das zeigt, wie margenschwach das Administrationsgeschäft im Vergleich zum klassischen Fondsgeschäft ist: Union Investment zum Beispiel hatte 2016 mit rund 300 Mrd. Euro Vermögen ein Ergebnis von 468 Mill. Euro erwirtschaftet.Durch den Eigentümerwechsel hat sich den Angaben von Vorbeck zufolge die Fluktuationsrate nicht wesentlich verändert. Im Gegenteil habe man das Personal weiter um 20 auf 680 Mitarbeiter ausgebaut, weitere 30 Stellen seien noch vakant. So ist etwa seit dem Weggang von Oliver Harth Ende September die Stelle des Chief Operating Officer (COO) noch nicht wieder besetzt.Grundsätzlich, so berichtet Vorbeck, sei es momentan sehr schwierig, Risikomanager, Real-Estate-Spezialisten oder auch Mitarbeiter für die Rechtsabteilung zu bekommen. “Es gibt einen Wettbewerb um Spezialisten, und diese Situation wird durch den Brexit noch verschärft werden”, sagt der 55-jährige verheiratete Vater dreier Kinder, der seit 1989 für die Gesellschaft arbeitet. Daher plant Universal, sich einen weiteren deutschen Standort zuzulegen, um in einer Metropole außerhalb der Rhein-Main-Region bessere Chancen auf die Fachkräfte zu haben, die man so dringend benötigt. Brexit weckt HoffnungenAuch wenn der Brexit den Kampf der Finanzbranche um hoch qualifizierte Mitarbeiter verschärfen wird (vgl. BZ vom 9.9.2017), in geschäftlicher Hinsicht erwartet Vorbeck durch den Austritt Großbritanniens aus der EU zusätzliches Geschäft für sein Haus. “Wir rechnen damit, dass wir deutlich vom Brexit profitieren werden, und dafür laufen wir uns schon jetzt warm.” Britische Anbieter von Real-Asset-Investments werden seiner Ansicht nach für das Geschäft in Kontinentaleuropa ein Standbein in Luxemburg aufbauen, wo Universal als Dienstleister schon etabliert ist. “Wir haben bereits vielversprechende Gespräche geführt”, begründet der Diplom-Ingenieur und Finanzanalyst seine Hoffnung. Konkretere Angaben sind ihm dazu nicht zu entlocken.Laut dem britischen Fondsverband The Investment Association zählen 19 % des verwalteten Investmentvermögens von 6,1 Bill. Euro zu den sogenannten sonstigen Assets, hinter denen sich insbesondere alternative Investments verbergen. Von diesen 1,1 Bill. Euro stecken beispielsweise 240 Mrd. Euro in Private-Equity-Fonds.Luxemburg biete im Vergleich zum alternativen Standort Dublin die besseren Fondsvehikel für alternative Assets an, begründet Vorbeck, warum er das Großherzogtum als neuen Standort für Anbieter alternativer Fonds, die bislang von London aus operierten, für wahrscheinlich hält. Irland sei dagegen eher stark im Ucits-Segment. “Wenn Anbieter nach Dublin wechseln sollten, könnten wir das über den Management Pass abdecken oder auch über eine eigene Niederlassung. Das ist auch für andere Märkte denkbar.”Die Geschäftsstrategie der Universal sei mit dem Eigentümerwechsel per Anfang 2017 durch eine neue Aufstellung klarer definiert worden, führt Vorbeck aus. Die erste Säule heißt fortan Securities (Wertpapier-Spezialfonds, Publikumsfonds u. a.). Zweitens gibt es die alternativen Investments (u. a. Immobilien). An dritter Stelle steht das Portfoliomanagement (Risk Overlay). Diese drei Säulen stünden als gleichberechtigte Produktlinien nebeneinander. Vertrieb aufgeteiltEine weitere strukturelle Veränderung war die Aufteilung des Vertriebs nach den verschiedenen Kundengruppen. Auch wurde das Luxemburger Geschäft zuletzt stärker integriert, so dass es eine einheitliche operative Plattform gibt. Die Führungsspitze ist auf drei Leute aufgeteilt. Vorbeck verantwortet als Chief Executive Officer die Unternehmensstrategie und das Produktmanagement, steuert die drei Kundenbereiche institutionelle Kunden (Institutional), Fondsinitiatoren (Private Label) und Insourcing und ist zuständig für Wertpapierportfoliomanagement, Marketing, Kommunikation, Recht und Personal. Frank Eggloff ist als Chief Financial Officer für Finanzen und Controlling zuständig. Der dritte Geschäftsführerposten (COO) soll im zweiten Quartal 2018 wieder besetzt sein. Unterhalb der Führungsebene folgt ein vierköpfiges Executive Level.Der neue Eigentümer hat Universal zweistellige Wachstumsraten bei den Erträgen und auch beim verwalteten Vermögen ins Hausaufgabenheft geschrieben, um die Marke von 500 Mrd. Euro binnen fünf Jahren auch bequem erreichen zu können. Dafür werde Montagu in die Plattform investieren, sagt Vorbeck, ohne eine genaue Summe zu nennen. Man wolle die größte europäische Fondsplattform werden, sag er. Allerdings gibt es europaweit keinen Anbieter mit vergleichbarem Geschäftsmodell, so dass auch kein Wettbewerber verdrängt werden müsste, um diese Position zu erreichen.Das organische Wachstum soll auch dadurch angekurbelt werden, dass es neue Standorte in weiteren benachbarten europäischen Ländern geben soll. Damit könnte etwa die Schweiz gemeint sein. Es sollen allerdings keine neuen Produktionsstandorte hinzukommen, sondern reine Vertriebsstellen. Bislang hat Universal jedenfalls nur 20 % internationale Kunden, das Gros stammt aus der Heimat.Neben organischem Wachstum erwähnt Vorbeck aber ausdrücklich auch die Möglichkeit von Zukäufen. “Wir sind sehr profitabel und haben darüber hinaus einen finanzstarken Eigentümer. Wir sind daher in der Lage und auch willens, die Optionen zu nutzen, die sich auch aus der Marktkonsolidierung in der Fondsbranche bieten.”Angesichts der zunehmenden Regulierung, die auch im gerade angebrochenen Jahr neue Vorschriften für die Anbieter mit sich bringe, der Digitalisierung und der gestiegenen Anforderungen der Kunden sei der Schwellenwert gestiegen, ab dem ein Master-KVG- oder Service-Anbieter überlebensfähig sei. Alle Anbieter, die kleiner als 200 Mrd. Euro sind, hält Vorbeck für angezählt. An solchen generellen Zukäufen zeigt Vorbeck Interesse, denn das Master-KVG-Geschäft lebt von der schieren Masse angesichts der dürftigen Gebühren mit wenigen Basispunkten bei Standardmandaten.Neben allgemeinen Zukäufen liebäugelt Vorbeck mit Spezialanbietern, die die bestehende Angebotspalette von Universal sinnvoll ergänzen könnten. Auch erwägt er gezielte Zukäufe in Nachbarländern, um die Präsenz auszubauen. Künstliche IntelligenzMit Blick auf die Digitalisierung beschäftigt sich die 1968 gegründete Investmentgesellschaft derzeit zum einen mit der Blockchain-Technik und zum anderen mit selbstlernender künstlicher Intelligenz. Beides hält Vorbeck für Zukunftsbereiche, in denen Fondsgesellschaften stärker die Entwicklung und Anwendung voranbringen müssten, um auch in Zukunft die Prozesse effizienter ausüben zu können. “Die Digitalisierung wird auch die Assetmanagementbranche massiv verändern. Um unsere Marktführerschaft auszubauen, werden wir in den nächsten drei Jahren zusätzlich über 10 Mill. Euro in Digitalisierungsprojekte wie den Einsatz von Software-Robotern oder den Ausbau unserer IT-Infrastruktur investieren.” Als Beispiele nennt Vorbeck eine automatisierte Vertragsverarbeitung und -verwaltung oder softwaregesteuerte Prozesse etwa bei der Brokerauswahl. “Wir haben den Einsatz von system- und prozessübergreifenden Software-Robotern beispielsweise im Contracting oder bei Prozessen zur Fondsgebührenabrechnung getestet und testen derzeit weitere Felder”, sagt er.Die Vorbereitung auf die Investmentsteuerreform ist nach Ansicht von Vorbeck für die Fondsbranche ein viel größeres Ereignis gewesen als die Einführung des Euro oder die Umstellung auf das Jahr 2000. Sämtliche Verträge mit allen rund 600 Kunden hätten bei Universal angepasst werden müssen, selbst wenn in den Spezialfonds das alte Steuerregime – keine Steuern auf Fondsebene, also weiterhin die Belastung auf Investorenebene – beibehalten werden konnte. Diese Option stand nur den institutionellen Vehikeln offen. Publikumsfonds dagegen werden ab sofort besteuert. Aber trotz des unveränderten Steuerregimes der Spezialfonds hätten bei allen 500 Produkten die Verträge, die Anlagebedingungen und die Software umgestellt werden müssen, hätte ein Rumpfgeschäftsjahr und ein zweiter Steuerkreis neben dem HGB-Kreis eingezogen werden müssen. “Allein im Dezember hat uns die Investmentsteuerreform weit über 700-Personen-Tage gekostet”, rechnet Vorbeck exemplarisch vor. Mehr SourcingAls Bestandteil der Konsolidierung der Fondsanbieter, die Vorbeck erwartet, rechnet er auch mit mehr Sourcing-Aufträgen für seine Gesellschaft. In diesem Falle übernimmt Universal für einen Assetmanager oder einen institutionellen Investor einen Teil seiner Prozesse, etwa die Fondsbuchhaltung oder das Risikomanagement. Zuletzt war dieses Geschäftsfeld 53 Mrd. Euro stark.